(neu: Aussagen zum vierten Quartal, Analysten, Aktienkurs)

DUBLIN/GUILDFORD (dpa-AFX) - Der weltgrößte Industriegas-Konzern Linde kommt durch die Corona-Pandemie besser als erwartet. Nach einem Gewinnplus im dritten Quartal erhöhte der Dax-Konzern am Donnerstag die Messlatte für den Jahresgewinn. Mit Blick auf die Zukunft bestehe zwar eine erhebliche Unsicherheit in Bezug auf das Umfeld, sagte Unternehmenschef Steve Angel bei Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Er vertraue aber auf das Geschäftsmodell und die Leistungskultur von Linde, um das Ergebnis und die Barmittel über Jahre hinweg weiter zu steigern.

Für das laufende Jahr peilt Linde nun einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie von 8,05 bis 8,10 US-Dollar an, wie der Konzern in Guildford bei London mitteilte. Das sei währungsbereinigt ein Anstieg im Jahresvergleich um 12 Prozent. Analysten hatten hier im Schnitt 7,78 Dollar auf dem Zettel. Zuletzt war das Unternehmen von einem bereinigten Gewinn je Aktie von 7,60 bis 7,80 Dollar ausgegangen, nach 7,34 Dollar im Vorjahr.

An der Börse kam die Quartalsbilanz gut an. Die Linde-Aktien stiegen am Donnerstag auf den höchsten Stand seit Mitte September und gingen mit einem Aufschlag von fast sechs Prozent als Dax-Zweiter aus dem Handel. Damit summierte sich die Erholung seit Wochenbeginn auf mehr als zehn Prozent. In der vergangenen Woche war der Kurs im Zuge der allgemeinen Börsenschwäche noch auf den tiefsten Stand seit Ende Juni gerutscht.

Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hob hervor, dass die Ergebnisse nicht nur "sehr stark" ausgefallen seien. "Sie fielen auch bei weitem besser aus als die der Wettbewerber." Mayer lobte dabei die fortlaufenden Effizienzverbesserungen und das vorsichtige Preismanagement. "Deutlich besser als erwartet", nannte Jonas Oxgaard vom Analysehaus Bernstein das dritte Quartal. Die Stärke des operativen Ergebnisses (Ebitda) gehe dabei sowohl auf höher als prognostizierte Umsätze als auch auf die Ausweitung der Margen zurück.

Im dritten Quartal stieg der bereinigte Gewinn je Aktie im Jahresvergleich um 11 Prozent auf 2,15 Dollar. Das war deutlich mehr als von Experten erwartet. Dazu trug vor allem der Sparkurs bei. Im fortgeführten Geschäft ging der Gewinn jedoch um rund vier Prozent auf 699 Millionen Dollar zurück. Der Umsatz schrumpfte unter anderem wegen der Dollar-Schwäche um zwei Prozent auf knapp 6,9 Milliarden Dollar. Schwächere Erlöse in der Region Amerika konnte Linde fast mit Zuwächsen in Asien und in der kleineren Sparte Anlagenbau ausgleichen.

Für das vierte Quartal rechnet Linde mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,11 bis 2,16 Dollar. Das wäre ein um Währungseffekte bereinigter Zuwachs von 13 bis 15 Prozent zum Vorjahr. Linde rechnet mit negativen Währungseinflüssen von ein Prozent.

Seit dem Zusammenschluss trimmt Vorstandschef Angel den Konzern auf Profitabilität. Dies kam Linde 2019 zugute - trotz schwacher Konjunktur erzielte der Konzern mehr Gewinn. Um noch profitabler zu werden, will Angel im deutschen Gasegeschäft 834 der rund 7000 Stellen abbauen. Ob Linde über die in Deutschland mit der IG Metall vereinbarten Arbeitsplätze hinaus weitere Jobs streicht, hängt jüngsten Äußerungen des Konzernlenkers zufolge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab.

Künftig will der Linde-Chef das Geschäft mit Wasserstoff stark ausbauen. Linde erzielt laut Angel schon heute mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz mit Produktion, Vertrieb, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff. "Und angesichts der erwarteten Investitionsvorhaben von mehr als 100 Milliarden Dollar denke ich, dass sich unser Wasserstoffgeschäft in Zukunft vervierfachen könnte", sagte er. Gerade bei großen Transportmitteln wie Lastwagen, Zügen, Fähren und Bussen werde sich Wasserstoff zuerst durchsetzen./mne/fba/he