Zürich (awp) - Die Finanzprodukt-Anbieterin Leonteq greift nach einem scharfen Gewinnrückgang im Jahr 2016 zu zusätzlichen Kostenmassnahmen. Das im November vorgestellte Sparprogramm werde noch einmal ausgeweitet, teilte das Unternehmen anlässlich der Vorlage seiner Jahreszahlen mit. Die Vergütungen für die Geschäftsführung und den Verwaltungsrat werden gekürzt. Ob im Jahr 2017 die Rückkehr zur Profitabilität gelingt, scheint noch nicht klar zu sein.

Die am Donnerstagmorgen publizierten Jahresergebnisse 2016 vermochten nach der Gewinnwarnung im Dezember nicht mehr zu überraschen. Weil Leonteq im zweiten Halbjahr 2016 klar in die roten Zahlen abrutschte, resultierte für das Gesamtjahr insgesamt noch ein Reingewinn von 17,2 Mio CHF (VJ 68,6 Mio). Auch die Aktionäre bekommen den Gewinneinbruch zu spüren und müssen auf eine Dividende verzichten, nachdem sie im Vorjahr noch 1,75 CHF je Aktie erhalten hatten.

Sowohl CEO und Firmen-Mitgründer Jan Schoch wie auch Verwaltungsratspräsident Pierin Vincenz räumten an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich Fehler ein: Man habe die Herausforderungen nicht realistisch eingeschätzt und zu lange am Expansionsszenario festgehalten, sagte etwa Vincenz.

Vor allem die im zweiten Halbjahr 2016 stark gesunkenen Erträge machten dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung. Dafür verantwortlich seien "ungünstige Marktbedingungen" aber auch Probleme und Verzögerungen im Geschäft mit Plattformpartnern. Im gesamten Jahr sank der Betriebsertrag um 6% auf 209,9 Mio CHF. Gleichzeitig hielt das Management am Expansionskurs fest: Mit den zusätzlichen Investitionen in neue Mitarbeitende und weitere Wachstumsmassnahmen kletterte der Aufwand um 26% auf 189,4 Mio CHF.

ZUSÄTZLICHE EINSPARUNGEN

Um Gegensteuer zu geben, hat das Management zusätzliche Einsparungen von 18 Mio CHF beschlossen. Diese kommen zu dem im vergangenen November angekündigten Kostensenkungsprogramm über 10 Mio und dem Abbau von 50 Vollzeitstellen dazu. Die kombinierten Kostensparmassnahmen über 28 Mio CHF entsprechen rund 15% von Leonteqs Kostenbasis von 2016.

Die zusätzlichen Sparmassnahmen sollen eine Kombination aus flexiblen Arbeitszeitmodellen, Effizienzverbesserungen und weiteren zu lancierenden Initiativen umfassen. Dabei würden etwa auch die Büroräumlichkeiten in Zürich, London und auch Singapur überprüft, wie Schoch sagte. Das Unternehmen hatte etwa in Zürich unlängst mit Blick auf die Wachstumspläne neue Räumlichkeiten bezogen.

Gleichzeitig will das Unternehmen auch auf der Ertragsseite zulegen. Erreicht werden soll dies über eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit bestehenden Partnern sowie die Anbindung neuer Partner. Zudem will sich das Unternehmen stärker auf höhermargige Produkte fokussieren. Das Unternehmen konnte am Donnerstag mit der französischen Crédit Agricole einen neuen Partner präsentieren.

Ihren Teil beitragen soll auch die Leonteq-Geschäftsleitung, die nun auf sechs von bisher elf Mitglieder verkleinert wird und zudem auf variable Vergütungen verzichtet. Damit werde die Gesamtvergütung um 60% auf noch 6,3 Mio CHF verringert, CEO Jan Schoch erhält noch einen Lohn von 1,1 Mio CHF. VR-Präsident Vincenz verzichtet auf einen Drittel der für ihn vorgesehenen Entlohnung und erhält damit noch 497'000 CHF. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Peter Forstmoser hatte für 2015 noch 330'000 CHF erhalten.

2017 VOLLER HERAUSFORDERUNGEN

Das Jahr 2017 werde "ein Übergangsjahr" werden, zudem sei Leonteq "schwach" in das neue Jahr gestartet, warnte CEO Schoch. Die zusätzlichen Kostenmassnahmen könnten nicht genügen, um in die schwarzen Zahlen zurückzukehren - es brauche auch ein "solides Ertragswachstum, betonte er. Das Management werde die Kosten aber eng unter Kontrolle halten.

Am Aktienmarkt werden die neuen Informationen des früheren "Börsenlieblings" negativ aufgenommen. Weiterhin sei es zu früh, um "Licht am Ende des Tunnels" zu erkennen, kommentiert etwa die ZKB. Zudem habe Leonteq für das Jahr 2017 "quasi noch einmal eine Gewinnwarnung" ausgegeben. Am Donnerstagmittag notieren die Titel an einem insgesamt positiven Aktienmarkt um 6,6% im Minus auf 33,95 CHF.

tp/dm