Zürich (awp) - Leonteq hat im ersten Halbjahr erheblich unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie gelitten. Unter dem Strich konnte das Finanzunternehmen aber noch einen kleinen Gewinn erzielen. Auch für das Gesamtjahr bleibt die Profitabilität im Fokus.

Der Betriebsertrag sank in den ersten sechs Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 103,5 Millionen Franken. Unter dem Strich verblieben lediglich 5,5 Millionen als Gewinn nach 30,2 Millionen, nachdem Leonteq im April wegen der Coronakrise bereits ein in etwa ausgeglichenes Ergebnis in Aussicht gestellt hatte.

Bereits im Vorjahreshalbjahr 2019 war das Konzernergebnis um ein Viertel eingebrochen. Mit den Ergebnissen hat Leonteq die Schätzungen der Analysten indes nicht ganz erreicht: Diese hatten im Schnitt mit einem Betriebsertrag von 105,9 Millionen gerechnet und einem Gewinn von 8,0 Millionen.

Aussergewöhnliche Marktturbulenzen

Die Finanzergebnisse seien durch die Covid-19-Krise beeinträchtigt geworden, doch das Kundengeschäft sei stark geblieben und das Unternehmen habe erhebliche Fortschritte bei der Umsetzung seiner Strategie erzielt, teilte der Anbieter von strukturierten Produkten am Donnerstag mit. "Das Konzernergebnis ist zwar enttäuschend", liess sich CEO Lukas Ruflin in der Mitteilung zitieren. Die Resultate würden aber deutlich machen, "dass Leonteq aussergewöhnliche Marktturbulenzen bewältigen und gleichzeitig ihre Profitabilität sichern kann".

Auch die vor zwei Jahren definierten strategischen Initiativen würden weiter umgesetzt, und die Fortschritte stimmten das Unternehmen "sehr zuversichtlich". Der Geschäftsaufwand stieg um 5 Prozent auf 98,7 Millionen Franken, was Leonteq mit den "Investitionen in die wichtigen strategischen Initiativen" begründet.

Das Marktumfeld hatte im ersten Semester im Detail ganz unterschiedliche Auswirkungen: Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft legte im ersten Halbjahr 2020 um ganze 76 Prozent auf einen Rekordwert von 231,0 Millionen zu. Im Handelsgeschäft hingegen fuhr Leonteq einen hohen Verlust von 107,1 Millionen ein nach einem Erfolg von 7,5 Millionen in der Vorjahresperiode.

Dies sei in erster Linie auf Hedgingverluste infolge des Ölpreisschocks im März (rund -20 Mio) sowie auf unerwartete Annullierungen bereits angekündigter Dividendenzahlungen zurückzuführen, welche die Cashflows der zu Absicherungszwecken gehaltenen Beteiligungen beeinträchtigten (rund -38 Mio). Zudem habe man wegen der sich rasch ändernden Marktrisikopositionen in einem zunehmend illiquiden Absicherungsmarkt einen erheblichen Anstieg der Absicherungskosten erlitten, so Leonteq.

Werden Profitabilität schützen

Die zuvor kommunizierte Jahresprognose war im April wegen Corona zurückgezogen worden. Im Februar wollte die Gesellschaft noch den Betriebsertrag auf 270 Millionen bis 300 Millionen steigern - bei einem Betriebsaufwand von rund 200 Millionen. Daraus würde sich ein erwartetes Kosten-Ertrags-Verhältnis von 67 Prozent bis 74 Prozent ergeben.

Die erhebliche Unsicherheit über die Dauer und die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie dürfte auch im zweiten Halbjahr 2020 anhalten, hiess es am Donnerstag mit Blick in die Zukunft. Einen Geschäftsaufwand für das Gesamtjahr von voraussichtlich rund 200 Millionen Franken - wegen der weiteren geplanten Investitionen - bestätigte das Unternehmen unterdessen. Gleichzeitig werde die Gesellschaft die Situation genau beobachten und ihre Profitabilität schützen.

Im Herbst kommt es ausserdem zu einer Veränderung in der Geschäftsleitung. Per 1. Oktober wurde Markus Schmid zum Chief People Officer ernannt. Der Personalexperte kommt von der Tecan Group.

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