DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die LEG Immobilien übernimmt von ihrem in schwieriges Fahrwasser geratenen Wettbewerber Adler Group ein umfangreiches Immobilienportfolio. Die Düsseldorfer hoben daher am Mittwoch ihre Jahresprognose an. An der Börse blieben die Anleger zunächst zurückhaltend, die LEG-Aktie lag zuletzt moderat im Plus.

Wie bereits im Oktober angekündigt, erwirbt LEG für knapp 1,3 Milliarden Euro von Adler ein Wohnportfolio mit rund 15 400 Wohnungen und 185 Gewerbeeinheiten mit dem regionalen Schwerpunkt in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein. Zudem sicherte sich der Konzern den Zugriff auf die Adler-Tochter Brack Capital Properties (BCP) und damit auf weitere rund 12 100 Wohnungen.

LEG erwirbt hierfür in einem ersten Schritt für 328 Millionen Euro einen Anteil von 31 Prozent an der BCP - ein Paket von knapp sieben Prozent für 75 Millionen Euro kommt dabei von der Adler Group direkt, die restlichen 24 Prozent stammen von anderen Investoren. Zudem sicherte sich LEG die Option auf weitere 63 Prozent der BCP-Anteile von der Adler Group. Wird die Option ausgeübt, zahlt LEG dafür mindestens 765 Millionen Euro - zudem wird bereits jetzt eine Optionsprämie von 7,5 Millionen Euro fällig.

Analysten zeigten sich zunächst gewogen. Das im Vergleich zu LEG geringere Mietniveau sowie Spielraum für Leerstandsabbau und Investitionen sprächen finanziell für den Deal, schrieb etwa Jonathan Kownator von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die Anleger dürften das BCP-Portfolio aber genau auf den Prüfstand stellen wollen, so der Experte.

An der Börse trat die im MDax notierte LEG-Aktie am Mittwoch mit einem leichten Zuwachs von 0,3 Prozent bei 123,85 Euro nahezu auf der Stelle. Adler-Anteilsscheine im SDax waren hingegen rege gefragt und stiegen zuletzt um knapp 22 Prozent auf 10,52 Euro, nachdem die Papiere am Vortag noch auf ein Rekordtief bei knapp 8,60 Euro eingebrochen waren. Adler steht am Aktienmarkt nach Bilanzvorwürfen des Leerverkäufers Fraser Perring von Anfang Oktober unter Druck. Für weitere große Verunsicherung hatte am Vortag gesorgt, dass Adler bei der Präsentation seiner Neunmonatszahlen keine Fragen zu den Vorwürfen zugelassen hatte.

Mit dem Verkauf der Wohnungen verschafft sich Adler nun finanziellen Spielraum. LEG wiederum zahlt für das Adler-Portfolio weniger als gedacht, denn noch im Oktober war von einer Immobilienbewertung von 1,5 Milliarden Euro die Rede. Nach einem tieferen Einblick in die Bücher sei noch die "ein oder andere" Anpassung erfolgt, hieß es von LEG dazu.

Für LEG ist die Übernahme des Adler-Wohnungsportfolios ein lohnender Schritt, der sich positiv auf den operativen Gewinn gemessen an der in der Branche üblichen Kennziffer Funds from Operation (FFO) auswirkt. Dieser soll 2022 jetzt auf 475 bis 490 Millionen Euro steigen, wie aus einer Präsentation hervorgeht. Bislang hatte der LEG-Vorstand um Konzernchef Lars von Lackum einen operativen Gewinn von 450 bis 460 Millionen Euro erwartet.

Insgesamt vergrößert sich das Portfolio von LEG nun auf rund 166 000 Wohnungen in Deutschland. Mit den von Adler direkt übernommenen Wohnungs- und Geschäftseinheiten mit den großen Standorten Wilhelmshaven, Ostfriesland, Wolfsburg, Göttingen und Braunschweig baut der Konzern seine Präsenz in Norddeutschland deutlich aus. Damit lägen nun rund 20 Prozent des Bestandes außerhalb des Heimatmarktes Nordrhein-Westfalen, hieß es von LEG weiter.

Ein kleinerer Teil des Adler-Portfolios mit rund 1300 Einheiten überwiegend in südostdeutschen Ballungszentren - und damit außerhalb der bisherigen LEG-Präsenz - soll allerdings innerhalb von zwölf Monaten weiter veräußert werden. Die Einnahmen hieraus sollen zur Finanzierung der Übernahme verwendet werden, zudem stemmt LEG den Kauf durch Fremdkapital.

Der Erwerb der BCP-Anteile soll dagegen aus eigenen Geldern finanziert werden. LEG wird dadurch in einem ersten Schritt zum größten Aktionär der niederländischen Gesellschaft mit Börsennotierung in Tel Aviv. Die Option auf den Erwerb der weiteren Anteile kann LEG laut Adler noch bis Ende September 2022 ausüben.

Die 12 100 Einheiten der BCP befinden sich in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein und umfassen zudem ein größeres Portfolio in Leipzig in Sachsen. Damit sei das Portfolio eine weitere ideale Ergänzung zum eigenen Bestand und ermögliche zudem den Zutritt zu weiteren Märkten, betonte LEG./tav/eas/jha/