Amsterdam (awp) - Der Online-Reiseanbieter LM Group ("Lastminute") hat im ersten Halbjahr massiv mehr umgesetzt und wieder deutlich mehr Gewinn verbucht. Die Corona-Krise rückt damit in den Hintergrund. Der mögliche Missbrauch von Kurzarbeitsentschädigungen wirft derzeit aber einen dunklen Schatten über die Gruppe. Firmenchef Fabio Cannavale sitzt deswegen nach wie vor in Untersuchungshaft.

Der Umsatz war in der Periode von Januar bis Juni mit 159,8 Millionen Euro mehr als drei Mal so hoch wie im Vorjahreszeitraum (VJ 50,2 Mio EUR). Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 fehlten aber noch immer 5 Prozent, wie Lastminute am Freitag mitteilte.

Gleichzeitig war die LM Group auch wieder profitabel. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBITDA) lag im erste Halbjahr mit 24,5 Millionen Euro um ein vielfaches höher (VJ 1,6 Mio EUR). Vor allem aber resultierte auch wieder ein Reingewinn von 13,2 Millionen, nachdem im Vorjahreszeitraum stark Corona-bedingt noch ein Verlust von 17,6 Millionen zu Buche stand.

Über Vorkrisenniveau im Q2

Nach einem harzigen Jahresbeginn wegen der Omikron-Variante habe das Geschäft an Fahrt gewonnen, heisst es im Communiqué. Insbesondere im zweiten Quartal habe es einen starken Aufschwung erlebt. Haupttreiber sei dabei das Geschäft mit Reisevermittlungen (OTA) gewesen.

Innerhalb des OTA-Geschäfts blieben weiterhin die dynamischen Urlaubspakete der wichtigste Treiber. In den Paketen werden Transport und Unterkunft mit touristischen Angeboten wie etwa Sightseeing kombiniert. Sie gelten als margen-stärker als andere Angebote der Gruppe und wirken sich entsprechend auch positiv auf die Profitabilität aus.

So lag den Angaben zufolge im zweiten Jahresviertel der Umsatz bereits acht Prozent über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Im Juli bestätige sich nun der Erholungskurs, allerdings mit einem leichten Rückgang des Wachstums aufgrund der allgemeinen Störungen auf dem EU-Reisemarkt, räumte Lastminute ein. Ein konkreten Ausblick auf das laufende Jahr gibt die Gruppe nicht.

Untersuchung gegen Töchter "keine Auswirkungen"

Wie ein Damoklesschwert hängt derzeit allerdings der mögliche Missbrauch von Corona-Kurzarbeitsentschädigungen einiger Tochterfirmen über dem Online-Reiseanbieter. Das Zwangsmassnahmengericht des Kantons Tessin ordnete deswegen im Juli für CEO Fabio Cannavale und weitere Führungskräfte Untersuchungshaft an. Interimistisch wird das Unternehmen derzeit daher von Laura Amoretti geleitet.

Konkret wird gegen die Töchter BravoNext SA, BravoMeta CH SA und LMNext CH SA wegen Betrugs, unrechtmässiger Inanspruchnahme von Sozialversicherungs- oder Sozialhilfeleistungen sowie Verletzung des Schweizer Arbeitslosenversicherungsgesetzes ermittelt. Daher wurden Gelder der betroffenen Firmen über 7 Millionen Franken gesperrt.

In aktuellen Communiqué zu den Semesterzahlen heisst es nun lediglich, dass die "jüngsten Ereignisse" keine Auswirkungen auf den aktuellen Geschäftsverlauf gehabt hätten. Zudem wurde die für den 2. September geplante Generalversammlung abgesagt.

Die Online-Reisegruppe ist vor allem für die Reise- und Ferienangebote auf lastminute.com bekannt. Zur Gruppe gehören aber weitere Reise-Marken wie Volagratis, Rumbo, weg.de, Bravofly, Jetcost und Hotelscan.

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