Frankfurt (Reuters) - Der Spezialchemiekonzern Lanxess ist dank höherer Preise mit Rückenwind ins Jahr gestartet und bekräftigt sein Ergebnisziel.

"Wie sich der Krieg in der Ukraine allerdings auf den weiteren Geschäftsverlauf auswirken wird, ist nicht vorherzusehen", sagte Vorstandschef Matthias Zachert am Donnerstag. Für 2022 rechnet er unverändert mit einem deutlichen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns (Ebitda). Im vergangenen Jahr hatte sich dieser um gut 17 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro erhöht. Für das zweite Quartal erwartet Zachert ein Ergebnis zwischen 280 und 350 (Vorjahreszeitraum: 277) Millionen Euro.

Bei einem möglichen kompletten Embargo von russischem Gas infolge des Ukraine-Krieges würden aber 80 bis 120 Millionen Euro Betriebsgewinn auf Jahressicht wegfallen, warnte Zachert. Für die chemische Industrie hätte ein Embargo "katastrophale Folgen". Auf ein mögliches Embargo von russischem Gas habe sich das Unternehmen zwar vorbereitet und reduziere und ersetze wo möglich seinen Gasverbrauch. An seinen Standorten am Niederrhein in Leverkusen, Krefeld und Dormagen sei Lanxess aber abhängig von Gas und im Wesentlichen dort von einem möglichen Gasembargo betroffen. Die gasintensiven Betriebe müsste Lanxess dann komplett herunterfahren und an anderen die Produktion drosseln.

Im ersten Quartal konnte Lanxess die gestiegenen Energiekosten noch vollständig an seine Kunden abwälzen. Der Umsatz stieg um knapp 44 Prozent auf 2,43 Milliarden Euro, der bereinigte Betriebsgewinn um fast ein Drittel auf 320 Millionen. Die Preise erhöhte der Konzern um 31 Prozent. "Das habe ich in meiner beruflichen Laufbahn so noch nicht erlebt", gestand Zachert ein. Lanxess sei dank seiner starken Marktposition in der Lage, gestiegene Rohstoff- und Energiekosten an die Kunden weiterzureichen. Derzeit sehe der Vorstand auch noch nicht, dass dies zu einem "drastischen Volumenrückgang" führe.

Zachert geht davon aus, dass die Energiekosten von Lanxess in diesem Jahr auf eine Milliarde Euro von 500 Millionen Euro 2021 steigen könnten, wenn die Energiepreise auf dem gegenwärtigen Niveau blieben. Damit würden sich die Energiekosten auf Höhe der Personalkosten bewegen. Den Standort Deutschland könnte das mittelfristig gefährden, warnte er.

Um sich zu wappnen, prüft Lanxess gegenwärtig, den Ausstieg aus Kohlekraftwerken - die das Unternehmen in Leverkusen und Krefeld noch im Einsatz habe und aus denen das Unternehmen zum Erreichen seiner Klimaziele frühzeitig aussteigen wollte - gegebenenfalls zurückzustellen. Das würde "wehtun, weil wir ganz klar jedes Jahr CO2 reduzieren wollen. Aber wenn wir uns damit von der preislichen Seite produktmäßig aus dem Markt schießen, dann können wir die Werke schließen und dann sind Hunderte von Arbeitsplätzen in Gefahr." Noch sei dazu aber keine Entscheidung gefallen und Lanxess stehe weiter voll zu seinem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden.