KÖLN (awp international) - Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat im zweiten Quartal den trüberen Konjunkturaussichten und der Autoflaute weitgehend getrotzt. Zu der nahezu stabilen Konzernentwicklung trugen unter anderem weiterhin gut laufende Geschäfte mit Wasseraufbereitungsprodukten sowie das Projektgeschäft der Feinchemietochter Saltigo bei. Zudem lieferte der schwächere Eurokurs Rückenwind. Mit Blick auf die Jahresziele sieht Lanxess-Chef Matthias Zachert am Freitag in Köln den MDax-Konzern auf Kurs. Er rechnet zwar mit einem etwas schwächeren dritten Quartal, will das aber im Schlussviertel mit einer im Jahresvergleich besseren Entwicklung ausgleichen.

Wie bereits Anfang Juli bestätigte Lanxess den Jahresausblick erneut. Damals hatte Zachert den Anlegern nach einer Gewinnwarnung des Chemieriesen BASF eine Beruhigungspille verabreicht. Lanxess peilt beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereinflüssen 2019 weiter 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro an, nach 1,02 Milliarden ein Jahr zuvor.

Im abgelaufenen zweiten Quartal fielen Umsatz und operatives Ergebnis um jeweils rund 1 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro beziehungsweise 286 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 100 Millionen Euro hängen. Während der Umsatz leicht unter den vom Unternehmen zur Verfügung gestellten durchschnittlichen Markterwartung lag, übertraf der operative Gewinn sie etwas.

Die insgesamt robusten Resultate dürften bei den Investoren gut ankommen, zumal viele andere Chemiekonzerne zuletzt deutliche Einbussen hinnehmen mussten, schrieb Analystin Georgina Iwamoto von der Investmentbank Goldman Sachs in einer ersten Einschätzung. Das gelte insbesondere wegen der recht umfangreichen Geschäfte mit der Autobranche.

Die Aktien fielen am Freitag kurz nach dem Handelsstart zwar zunächst um rund 7 Prozent, was aber eher an der Eskalation des Handelskonfliktes zwischen den USA und China nach der Ankündigung neuer Zölle durch US-Präsident Donald Trump lag. So geriet der gesamte Aktienmarkt deutlich unter Druck, insbesondere zyklische Branchen wie Rohstoffe, Autos und Chemie. Zuletzt dämmten die Aktien die Verluste ein und büssten noch knapp vier Prozent ein.

Gegenwind bekommt Lanxess durch die Auto-Flaute, die zu den wichtigen Kunden gehört. Potenzielle Käufer hielten sich zuletzt auch wegen trüberer Konjunkturaussichten vor dem Hintergrund des Handelsstreits zwischen den USA und China zurück. Hinzu kommt die Brexit-Ungewissheit, die zuletzt vor allem die in Grossbritannien ansässigen Autobauer schwer belastete. All das drückt auf die Nachfrage etwa nach Spezial-Kunststoffen, die Lanxess in der Sparte Engineering Materials anbietet. Deren Umsatz und Gewinn fielen denn auch deutlich.

Auch die Sparte für Zusatzstoffe etwa für Schmier- und Flammschutzmittel, Special Additives, litt unter der Auto-Schwäche. Gerade gute Geschäfte mit Flammschutzmitteln konnten das aber ausgleichen. Diesen Bereich hatte Lanxess in den vergangenen Jahren gezielt mit den Übernahmen von Chemtura sowie des Phosphorchemikalien-Geschäfts von Solvay gestärkt.

In etwa stabil entwickelte sich auch das Segment Performance Chemicals, das von guten Geschäften mit antimikrobiellen Wirkstoffen infolge der Ausbreitung der Schweinepest profitierte. Auch die Nachfrage nach Produkten zur Wasseraufbereitung war gut, während das Geschäft mit der Lederchemie schwächelte. Letzteres lag auch an einem Streik in einer Mine in Südafrika, in der Lanxess Chromsalze abbaut, die bei der Lederbearbeitung eingesetzt werden.

Lanxess-Chef Zachert sprach hier in einer Telefonkonferenz mit Analysten von einem Desaster, eigentlich könne es in der zweiten Jahreshälfte nur besser werden. Zu Spekulationen über einen Verkauf der Lederchemie wollte er sich nicht äussern. Er bestätigte lediglich, dass weiter nach Lösungen gesucht werde.

Deutliche Zuwächse verzeichneten indes das Geschäft mit chemischen Zwischenprodukten für die Industrie (Advanced Intermediates). Hier profitierte Lanxess auch von einer Erholung im Feinchemikalien-Geschäft Saltigo, das Kunden Lösungen als Grundlage etwa von Agrar- und Pharmawirkstoffen anbietet.

Vor dem Hintergrund der insgesamt stabilen Konzernentwicklung sieht Lanxess-Chef Zachert sich in seinem Umbau hin zur profitableren und weniger schwankungsanfälligen Spezialchemie bestätigt: "Unsere strategische Neuausrichtung und stabilere Aufstellung zahlen sich aus - gerade in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten."

So war Lanxess erst im vergangenen Jahr komplett aus dem Kunstkautschukunternehmen Arlanxeo ausgestiegen, um die Abhängigkeit vom stark schwankenden Geschäft mit der Autoindustrie zu verringern. Die Erlöse von 1,4 Milliarden Euro flossen zum Teil in den Schuldenabbau sowie in einen Aktienrückkauf, der weitaus grösste Teil steht aber für Übernahmen zur Verfügung./mis/elm/jha/