JONA (dpa-AFX) - Der schweizerische Baustoffkonzern LafargeHolcim hat im ersten Quartal von den vielen Infrastrukturprogrammen der Regierungen weltweit profitiert. Nach einem starken Jahresstart erhöhte der Konkurrent des deutschen Konzerns HeidelbergCement die Prognose für das operative Ergebnis. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem fortgeführten Geschäft werde jetzt ein um Währungseffekte bereinigter Anstieg von mindestens zehn Prozent erwartet, teilte das Unternehmen am Freitag in Jona mit. Bislang hatte der Konzern mit einem Anstieg von mehr als sieben Prozent gerechnet.

Am Kapitalmarkt fand die an der Schweizer Börse in Zürich gelistete Aktie zunächst keine klare Richtung. Nach einem deutlichen Anstieg kurz nach Handelsbeginn rutschte der Kurs zunächst ins Minus, ehe er zwischen leichten Gewinnen und Verlusten hin und her pendelte. Zuletzt notierten die Titel rund 0,2 Prozent im Minus bei 56,60 Franken und lagen damit im vorderen Bereich des SMI-Index.

Marktexperten bewerteten die vorgelegten Zahlen positiv. So sieht etwa die britische Investmentbank Barclays selbst die kühnsten Erwartungen deutlich übertroffen. Dabei hätten die Ergebnisse einmal mehr die charakteristischen Wettbewerbsvorteile von LafargeHolcim unterstrichen - nämlich das hohe Engagement in Schwellenländern sowie das starke Kostenmanagement, urteilten die Experten der britischen Bank.

Während Harry Goad von der Privatbank Berenberg von einem starken ersten Quartal spricht und hervorhebt, dass die Jahresziele angehoben worden seien, verweist die ZKB (Züricher Kantonalbank) auf die weiterhin starken Aussichten in allen Regionen. Die Nachfragetrends seien positiv, wobei im zweiten Halbjahr Konjunkturprogramme die Nachfrage zusätzlich ankurbeln sollten. Insbesondere in den USA dürfte laut ZKB nach einem noch verhaltenen Jahresstart die Entwicklung deutlich zulegen.

In den ersten drei Monaten 2021 verdoppelte sich der operative Gewinn auf 528 Millionen Franken - bereinigt um die Folgen des starken Franken sowie Zu- und Verkäufe habe der Anstieg 131 Prozent betragen. Anfang 2020 hatte allerdings auch der Ausbruch der Corona-Pandemie das Ergebnis belastet. Inzwischen profitiert der Konzern aber vom Gegensteuern der Regierungen in der Pandemie. Mit milliardenschweren Infrastrukturprogrammen wollen diese die Konjunktur ankurbeln. Konzernchef Jan Jenisch geht daher davon aus, die eigentlich für 2022 gesetzten Ziele bereits in diesem Jahr zu erreichen.

Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent auf 5,36 Milliarden Franken. Auf vergleichbarer Basis wurde ein Plus von 7,4 Prozent erreicht. Damit setzte sich der Wachstumskurs nach einem Rückschlag im ersten Quartal des Vorjahres weiter fort. Zudem übertraf LafargeHolcim die Erwartungen der Analysten deutlich.

Jenisch sieht die Erholung im Bausektor und die Investitionen in Infrastruktur als Hauptgrund für das gute Abschneiden des Unternehmens im ersten Quartal 2021: "Wir haben unsere Kosten gesenkt und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit gestärkt." Die starke Nachfrage sei vor allen auf die Erholung im Bausektor zurückzuführen. "Fast in jedem Land wurde die Branche als systemrelevant bewertet und derzeit sehe ich keine Einschränkungen mehr durch die Pandemie", sagte der Konzernchef.

In Lateinamerika stieg der Zementabsatz den Angaben zufolge um 17 Prozent, in Asien um 20 Prozent. Die Konzernregion Europa habe auch durch das Kostenmanagement und solide Preise die Marge deutlich gesteigert, hieß es. Jenisch geht davon aus, dass sich die positive Dynamik durch die Übernahme von Firestone Building Products und die vielen angekündigten staatlichen Konjunkturprogramme beschleunigen werde.

Die von Medien jüngst kolportierten Verkaufsüberlegungen für das Geschäft in Brasilien wollte der Manager derweil nicht kommentieren. Jenisch betonte jedoch, dass der Konzern auch weiter weltweit agieren werde und wie wichtig dafür auch die starke Stellung im Lateinamerika sei. "Aber wir schauen uns regelmäßig auch unser Portfolio an", sagte der Konzernlenker.

Insidern zufolge erwägt LafargeHolcim, sich vom Brasilien-Geschäft zu trennen. Das Unternehmen habe die Banco Itau BBA mit der Beratung für eine mögliche Transaktion beauftragt, der die Sparte mit bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar (1,25 Mrd Euro) bewerten könnte, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg an diesem Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Damit würde Jenisch seine Strategie fortsetzen, Randbereiche zu verkaufen, um die Verschuldung zu senken./eas/zb/AWP/ngu/jha/