Schindellegi (awp) - Das Logistikunternehmen Kühne+Nagel hat ein erfolgreiches drittes Quartal hinter sich und ist trotz der globalen Lieferkettenprobleme deutlich gewachsen. Die Produktivität hat aber etwas unter den herrschenden Unsicherheiten gelitten.

"Das Umfeld verändert sich permanent, dadurch können unsere Mitarbeitenden weniger Sendungen pro Tag abfertigen als bisher", erklärte der Finanzchef Markus Blanka-Graff im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP am Mittwoch.

Vor allem im Seefracht-Geschäft machten sich die verstopften Häfen bemerkbar. Das Containervolumen lag nur leicht über dem Vorjahr, welches noch von der Coronapandemie geprägt war. Trotzdem versuche das Unternehmen, die Unsicherheiten für den Endkunden "so klein und so planbar wie möglich zu halten".

Luftfracht startet durch

Im Landverkehr konnte Kühne+Nagel seine Sendungszahlen deutlich steigern. Dass es momentan an Lastwagenfahrern fehlt, bekommt das Unternehmen aber dennoch zu spüren. "Dafür haben wir aber beispielsweise mit eTrucknow eine digitale Alternative geschaffen", sagte Blanka-Graff. Dabei handelt es sich um eine digitale Buchungsplattform.

Eine Verbesserung der gesamten Situation sei für die kommenden Quartale nicht in Sicht. In der zweiten Jahreshälfte 2022 könnte es aber bereits wieder zu einer Entspannung kommen.

Weniger betroffen von den Lieferkettenprobleme ist die Luftfracht. Hier hat das Unternehmen gar Marktanteile gewonnen. Rund 20 Prozent des Volumens seien auf die Übernahme des chinesischen Luftfrachtunternehmens Apex zurückzuführen. Nur der Bereich Kontraktlogistik schnitt im dritten Quartal 2021 schwächer ab als im Vorjahr.

Gewinn mehr als verdoppelt

Trotz den herrschenden Unsicherheiten übertraf Kühne+Nagel mit seine Zahlen für das dritte Quartal 2021 selbst die kühnsten Erwartungen. Der Rohertrag nahm im Vergleich zum Vorjahresquartal um 36 Prozent auf 2,54 Milliarden Franken zu. Dieser drückt aus, wie viel Geld im Unternehmen bleibt, nachdem die oft schwankenden Frachttarife der Reeder und Fluggesellschaften beglichen wurden. Der Gewinn ist mit 578 Millionen mehr als doppelt so hoch.

Die sogenannte Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag beschreibt und eine wichtige Kennzahl in der Branche ist, lag in den ersten neun Monaten dieses Jahres bei 26,5 Prozent.

"Wir rechnen für das Gesamtjahr 2021 auf nachhaltiger Basis mit einer Konversionsmarge zwischen 20 und 25 Prozent", sagte Blanka-Graff. Damit hat Kühne+Nagel sein Ziel, bis 2022 eine Konversionsmarge von 16 Prozent zu erreichen, bereits übertroffen.

Für das vierte Quartal rechnet das Schwyzer Unternehmen mit einer hohen Nachfrage. Die angespannte Marktsituation wird den Logistiker aber noch für eine Weile auf Trab halten.

An der Börse ist die Kühne+Nagel-Aktie aktuell (10.40 Uhr) rund 3 Prozent im Minus, obwohl die Erwartungen übertroffen wurden. Händler begründen dies mit der hohen Bewertung der Aktie.

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