Schindellegi (awp) - Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel ist im ersten Halbjahr 2017 zwar ertragsmässig gewachsen gegenüber dem Vorjahr, das Geschäft war insgesamt aber etwas weniger profitabel. Der Grund liegt im wesentlichem im unter Margendruck stehenden Seefrachtgeschäft. Neben den Zahlen teilt der Konzern die Übernahme der auf den Transport von verderblichen Waren spezialisierten Spediteuren Commodity Forwarders Inc (CFI) in den USA sowie von Trillvane in Kenia mit.

Im Zeitraum von Januar bis Juni stieg der Nettoumsatz um 8,2% auf 8,82 Mrd CHF, wie der Konzern am Dienstag mitteilt. Der für ein Logistikunternehmen aussagekräftigere, weil um die volatilen Frachtraten bereinigte Rohertrag legte aber lediglich um 3,7% auf 3,38 Mrd zu.

Beim operativen Gewinn auf Stufe EBIT wurde gar ein leichter Rückgang um 0,7% auf 452 Mio CHF verzeichnet, womit sich die entsprechende Marge auf 5,1% verringerte von 5,6% im Vorjahreszeitraum. Der den Aktionären anrechenbare Reingewinn entwickelte sich mit 355 Mio CHF stabil.

"Das Ergebnis im ersten Halbjahr 2017 unterstreicht unsere wachstumsorientierte Geschäftspolitik und gleichzeitig unser effizientes Kostenmanagement, mit dem wir dem ausgeprägten Margendruck in der See- und Luftfracht entgegengewirkt haben", wird CEO Detlef Trefzger zitiert.

Mit den Zahlen hat der Konzern die Analystenerwartungen teilweise übertroffen. Der AWP-Konsens lag für den Nettoumsatz bei 8,72 Mrd, für den Rohertrag bei 3,36 Mrd, für den EBIT bei 458 Mio und für den Reingewinn bei 350 Mio.

MARGENDRUCK IN SEEFRACHT - LUFTFRACHT-EBIT GESTEIGERT

In der Paradedisziplin Seefracht stieg das Transportvolumen um 7,7%, womit Kühne+Nagel den Angaben zufolge schneller als der Gesamtmarkt gewachsen ist. Dabei hat die Dynamik im zweiten Quartal gegenüber dem ersten mit starken +9% jedoch abgenommen. Beim EBIT resultiert allerdings ein Rückgang um 10% auf 198 Mio CHF (Q1 -13%). Die Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag ausdrückt und eine wichtige Profitabilitätskennzahl in der Branche ist, verringerte sich auf 28,8% von 31,3% im ersten Semester 2016.

Für den Margendruck verantwortlich ist der starke Frachtratenanstieg in Folge der durch die Pleite der südkoreanischen Reederei Hanjin im Herbst letzten Jahres ausgelösten Verknappung der Transportkapazitäten. Da die Verträge mit den Reedereien Laufzeiten von teilweise bis zu einem Jahr haben, können die Logistikdienstleister abrupte Preisschwankungen nur bedingt an ihre Kunden weitergeben.

Im Luftfrachtgeschäft hingegen resultiert ein EBIT-Steigerung um 2,7% auf 151 Mio, nachdem im ersten Quartal noch ein Rückgang um 1,4% verzeichnet wurde. Wie in der Seefracht wurde auch hier ein hohes Volumenwachstum von 18% verzeichnet (Q1 +16%).

"Im zweiten Halbjahr werden wir uns wiederum auf Volumenzuwachs, Skalierung von industriespezifischen Lösungen und weitere Produktivitätssteigerungen konzentrieren", so Trefzger.

ZUKAUF IM BEREICH VERDERBLICHE WAREN

Mit der Übernahme der eingangs erwähnten Unternehmens erweitere man das globale Netzwerk im Bereich verderbliche Waren um mehr al 150'000 Tonnen. Ein Kaufpreis wird in der Mitteilung nicht genannt. "Mit Akquisitionen, wie den heute gesondert angekündigten, ergänzen wir in idealer Weise unser organisches Wachstum und stärken unsere Position in dem zurzeit noch fragmentierten Markt", lässt sich VRP Jörg Wolle zitieren.

Zum Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung meint er: "Die im Halbjahresergebnis 2017 erneut reflektierte Leistungsstärke unserer Gruppe stimmt zuversichtlich für die weitere Unternehmensentwicklung, wenn auch erwartet werden muss, dass die See- und Luftfrachtmärkte nach wie vor herausfordernd und volatil bleiben werden."

cp/rw