MÜNCHEN (dpa-AFX) - Eine starke Nachfrage nach Nutzfahrzeugen hat den Lkw- und Zugbremsen-Hersteller Knorr-Bremse im zweiten Quartal weiter angetrieben. Der Auftragsbestand kletterte zur Jahresmitte auf knapp 5,2 Milliarden Euro und erreichte damit ein Rekordniveau, wie das Unternehmen am Freitag in München mitteilte. Auch Umsatz und Gewinn legten deutlich zu. Analysten hatten jedoch insgesamt mit noch besseren Ergebnissen gerechnet. Vorstandschef Jan Mrosik sieht den Konzern aber auf gutem Weg zu seinen Jahreszielen.

Am Finanzmarkt konnten die positiven Nachrichten nicht zünden. Die Knorr-Bremse-Aktie verlor am Vormittag mehr als ein Prozent auf 97 Euro und gehörte damit zu den schwächsten Titeln im MDax. Anfang des Jahres hatte ihr Kurs bei 117,24 Euro noch ein Rekordhoch erreicht. Ende Juni war er wieder bis auf 113,60 Euro gestiegen, aber binnen weniger Tage bis auf unter 90 Euro abgesackt. Auslöser dieses Kursrutschs waren Überlegungen der Konzernführung, den Autozulieferer Hella zu übernehmen. Obwohl Knorr-Bremse das Vorhaben wenig später abblies, hat sich der Kurs noch nicht ganz erholt.

Mit Blick auf die jüngsten Geschäftszahlen zeigte sich Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan vor allem von dem starken Auftragseingang des Konzerns positiv überrascht. Nach seiner Einschätzung haben Kunden aus der Nutzfahrzeugbranche jedoch Bestellungen vorgezogen, um einem knapperen Angebot in der Zukunft zuvorzukommen. Das Bestellniveau in diesem Segment dürfte seinen Höhepunkt erreicht haben, vermutet der Analyst.

Entsprechend ging es für den Bremsenhersteller im zweiten Quartal deutlich aufwärts. So steigerte Knorr-Bremse seinen Umsatz im Vergleich zum coronageprägten Vorjahreszeitraum um mehr als ein Fünftel auf gut 1,7 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um über 40 Prozent auf rund 244 Millionen Euro zu, fiel damit aber niedriger aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 164 Millionen Euro, ein Zuwachs von rund 60 Prozent.

Knorr-Bremse profitiert davon, dass Hersteller von Lkw und Bussen wieder mehr bei dem Unternehmen bestellen. Die Nachfrage in diesem Segment war in der Corona-Krise vergangenes Jahr drastisch eingebrochen, Aufträge von Speditionen und Kommunen blieben wegen unsicherer Wirtschaftsaussichten zeitweise fast ganz aus. Zuletzt bremsten aber Engpässe bei Zulieferern das Wachstum der Branche.

Während die Nutzfahrzeug-Nachfrage das Geschäft von Knorr-Bremse in den vergangenen Monaten brummen ließ, stand das Geschäft mit Systemen für Schienenfahrzeuge weiterhin unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Dadurch seien größere Projekte zwischen den Quartalen verschoben worden, hieß es. Der Umsatz stagnierte hier auf dem Niveau des zweiten Quartals 2020, das vom ersten Corona-Lockdown geprägt war. In der Nutzfahrzeug-Sparte legte der Erlös nun hingegen um mehr als die Hälfte zu.

Für das laufende Jahr peilt die Knorr-Bremse-Führung weiterhin einen Konzernumsatz zwischen 6,5 und 6,9 Milliarden Euro an. Die Prognose steht den Angaben zufolge aber unter der Voraussetzung, dass die Pandemie nicht zu weiteren Einschränkungen führt und der Konzern die jüngsten Lieferengpässe bei Zulieferteilen für die Nutzfahrzeugsparte im Rest des Jahres kompensieren kann.

Von dem erzielten Jahresumsatz sollen sollen weiterhin 13 bis 14,5 Prozent als operativer Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) beim Unternehmen hängen bleiben. Im ersten Halbjahr lag diese Marge trotz eines Rückgangs im zweiten Quartal bei 14,5 Prozent und damit am oberen Ende der Zielspanne./stw/mis/nas