MÜNCHEN (dpa-AFX) - Steigende Rohstoff- und Energiekosten sowie Lieferengpässe haben den Lkw- und Zugzulieferer Knorr-Bremse zum Jahresstart belastet. Neben den Folgen des Krieges Russlands gegen die Ukraine samt der Sanktionen des Westens seien auch die Folgen der Corona-Maßnahmen Chinas zu spüren gewesen, sagte Finanzvorstand und Interimschef Frank Weber laut Mitteilung vom Donnerstag. Insgesamt habe das im MDax notierte Unternehmen die Markterwartungen aber erfüllt, erklärte Analyst Akash Gupta von der US-Großbank JPMorgan in einer ersten Einschätzung. Er hob zudem die Maßnahmen des Managements zum Umgang mit den höheren Kosten sowie die Bestätigung des Jahresausblicks positiv hervor.

Einige Investoren hätten schon eine Senkung des Ausblicks ans untere Ende der angepeilten Spannen befürchtet, so Gupta. Die Aktien fielen am Vormittag in einem ebenfalls sehr schwachen Gesamtmarkt um drei Prozent auf 64,26 Euro. Damit summieren sich die Verluste im laufenden Jahr auf rund ein Viertel.

Für 2022 peilt Weber weiterhin einen Umsatz zwischen 6,8 und 7,2 Millionen Euro sowie eine operative Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern zwischen 12,5 und 14,0 Prozent an. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll sich auf 500 bis 600 Millionen Euro belaufen. Da die finanziellen Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine noch nicht vollumfänglich bewertet werden könnten, sind allerdings noch keine direkten negativen Auswirkungen im Ausblick enthalten.

Erreichen will Knorr-Bremse die Prognose durch Preiserhöhungen und Einsparungen. Zugleich kann sich das Unternehmen auf eine zuletzt robuste Nachfrage stützen. Der Auftragseingang wuchs im ersten Quartal im Jahresvergleich um gut 17 Prozent. Damit hatte Knorr per Ende März Aufträge im Volumen von fast sechs Milliarden Euro in den Büchern stehen.

Den Umsatz hielt der Konzern mit 1,67 Milliarden Euro fast auf Vorjahresniveau. Als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben davon 181,5 Millionen Euro hängen, über ein Viertel weniger als vor einem Jahr.

Zugleich soll die Tochter Kiepe Electric verkauft werden, um die Profitabilität mittelfristig weiter zu steigern. Durch die Veräußerung dürfte sich die Ebit-Marge der Division Schienenfahrzeuge bis 2025 um 60 bis 90 Basispunkte verbessern. Kiepe Electric bietet Lösungen und Konzepte für einen emissionsreduzierten öffentlichen Verkehr für Straßen- und Regionalbahnen sowie Busse und erzielte im vergangenen Jahr 2021 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.

Damit treibt Weber den Portfolioumbau voran. Er führt das Unternehmen seit kurzem interimistisch, bis ein neuer Vorstandsvorsitzender gefunden ist. So hatte das Unternehmen im März den Abschied des damaligen Knorr-Bremse-Chefs Jan Mrosik nach nur etwas mehr als einem Jahr bekannt gegeben. Im Sommer 2021 hatte er einen Kauf des Autozulieferers Hella erwogen, was bei Investoren schlecht angekommen war./mis/ngu/eas