MÜNCHEN (awp international) - Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse wird nach dem dritten Quartal wegen Lieferkettenproblemen und Projektverzögerungen etwas pessimistischer für die Ergebnisse. In der lukrativeren Sparte für Schienenfahrzeuge hakt es derzeit, während das Nutzfahrzeuggeschäft weiter gut läuft. Für den Gesamtkonzern geht Vorstandschef Jan Mrosik nun am oberen Ende der Prognosespannen von weniger operativer Marge aus, auch für das kommende Jahr bleiben aus Sicht des Managements Belastungen. Die Aktie gab deutlich nach.

Das Papier verlor in den ersten Handelsminuten 4 Prozent auf 91,62 Euro. Der Kurs hat in diesem Jahr ohnehin schon Federn lassen müssen, zu Jahresbeginn lag er noch über 110 Euro. JPMorgan -Analyst Akash Gupta schrieb in einer frühen Einschätzung am Morgen, die Prognose deute auf eine schwache Marge im vierten Quartal hin. Auch für 2022 seien die ersten Signale als Vorsicht zu werten. Die Zahlen zum dritten Quartal seien dagegen weitgehend wie erwartet ausgefallen.

"Trotz der anspruchsvollen Situation - in der Lieferkette und Projektverschiebungen im Rail-Markt - liegen wir in Summe deutlich über dem Vorjahresniveau", zog Mrosik Bilanz zu den ersten neun Monaten des Jahres. Das Geschäft mit Bremsen und Systemkomponenten für Züge hält den Konzern etwas zurück - unter anderem auch wegen der Corona-Pandemie. Projekte konnten daher nicht wie geplant durchgeführt werden. Vor allem in China und Europa blieben einige Aufträge aus.

Das Schienengeschäft ist projektbezogener als die Nachfrage von Lkw- und Busbauern, Verschiebungen haben daher oft einen spürbaren Effekt auf die Finanzen. Da die Schienenfahrzeugsparte deutlich profitabler ist als die Zulieferung für Nutzfahrzeughersteller, schlägt das beim Konzern stärker auf die Gesamtbilanz durch.

Die um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Konzern erwartet Mrosik im Gesamtjahr daher nun nur noch zwischen 13 und 13,5 Prozent, wie das MDax -Unternehmen am Freitag in München mitteilte. Bisher waren 13 bis 14,5 Prozent anvisiert. Nach neun Monaten stehen bei Knorr-Bremse 14,2 Prozent zu Buche - das vierte Quartal dürfte also schwächer ausfallen.

Für das nächste Jahr dann geht der Vorstand derzeit von einem leichten Anstieg der operativen Marge (Ebit) aus. Am Markt wurde derweil bisher für 2022 laut JPMorgan-Experte Gupta mit annähernd 15 Prozent bereinigter Marge gerechnet. Die Erholung des Zuggeschäfts gehe auch im kommenden Jahr nur langsam voran, hiess es von Knorr-Bremse. Neben Lieferkettenproblemen und Kostensteigerungen kämen weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung hinzu.

Beim Umsatz engte der Konzern die erwartete Spanne für dieses Jahr ein und geht nun von 6,6 bis 6,8 Milliarden Euro aus. Zuvor standen 6,5 bis 6,9 Milliarden Euro im Plan. Im kommenden Jahr dürfte es mit dem Erlös leicht bis solide aufwärts gehen.

Das Geschäft mit Lkw-Bremsen florierte zuletzt weiter - trotz der Probleme von Lkw-Bauern wie Daimler , Volvo und Volkswagen (MAN , Scania ), genügend Halbleiter für ihre Produktion zu bekommen. Im dritten Quartal stieg der Umsatz in der Sparte gegenüber dem branchenweit schwächeren Vorjahreszeitraum um 10 Prozent.

Der Auftragseingang insgesamt ging im dritten Quartal im Jahresvergleich um 11,8 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro zurück, der Auftragsbestand liegt nun bei 5 Milliarden Euro. Konzernweit stieg der Erlös dank der Nutzfahrzeugsparte um 3,6 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte um 9,5 Prozent auf gut 213 Millionen Euro zu. Unter dem Strich konnte das Unternehmen den Gewinn von 140,5 Millionen Euro vor einem Jahr auf 150,1 Millionen Euro steigern./men/ngu/eas