KASSEL (dpa-AFX) - Die Aktionäre des Düngerkonzerns K+S setzen angesichts des milliardenschweren Verkaufs des amerikanischen Salzgeschäfts auf wieder bessere Zeiten. Die Aktien knüpften am Dienstag mit einem Plus von mehr als zwei Prozent auf 7,14 Euro an ihren Sprung vom Vortag an. Da hatten sie um rund 14 Prozent zugelegt, nachdem K+S von fortgeschrittenen Verkaufsverhandlungen berichtet und einen überraschend hohen Preis in Aussicht gestellt hatte. Am späten Montagabend wurde die seit dem Frühjahr geplante Veräußerung des Geschäftsbereichs, der mit 3,2 Milliarden US-Dollar (2,7 Mrd Euro) bewertet wird, schließlich offiziell.

Käufer des Salzgeschäfts in Nord- und Südamerika ist der Salzhersteller Kissner, der zur Stone Canyon Industries Holding gehört. Mit dem Abschluss der Transaktion, die unter anderem noch von Kartellämtern genehmigt werden muss, rechnet K+S im Sommer 2021. Dann soll der Kaufpreis in bar fließen.

Die positive Reaktion der Anleger überrascht wenig. So brauchen die Kasseler das Geld dringend für den Schuldenabbau. In den vergangenen Jahren hatten dem MDax-Konzern Produktionsprobleme in Deutschland wegen mangelnder Entsorgungsmöglichkeiten für Abwässer sowie eine Flaute des globalen Düngermarktes schwer zu schaffen gemacht. Der infolge des milliardenschweren Neubaus eines Kaliwerks in Kanada gestiegene Schuldenberg konnte auch daher nicht wie eigentlich geplant schrumpfen.

Auch daher steht der Aktienkurs schon länger unter Druck. Das Minus seit dem Jahreswechsel beläuft sich trotz der jüngsten Erholung immer noch auf knapp 36 Prozent. Immerhin könnte sich der Kurs nun über der Marke von 7 Euro festsetzen, die zuletzt noch mehrfach eine zu hohe Hürde war.

Bis sich das langfristige Bild deutlich aufhellt, könnte es aber noch eine Weile dauern. Derzeit bringt es K+S an der Börse auf einen Wert von rund 1,36 Milliarden Euro. Im Herbst 2015, als das Unternehmen noch im Dax gelistet war, hatte die Marktkapitalisierung noch bei rund 6 Milliarden Euro gelegen. Damals hatte der Konkurrent Potash, der inzwischen im Düngerkonzern Nutrien aufgegangen ist, eine Übernahme des Kasseler Unternehmens erwogen. K+S hatte sich damals heftig dagegen gewehrt. Der Kurs war damals bis auf 40 Euro gestiegen - ein Niveau, dem die Aktionäre wohl immer noch nachtrauern.

Angesichts der träge laufenden Geschäfte und der hohen Schulden hatte das Management von K+S verschiedene Optionen geprüft und sich im März für einen Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts entschieden. Er ist der Eckpfeiler des Plans von Konzernchef Burkhard Lohr, die Schulden bis Ende 2021 um deutlich mehr als zwei Milliarden Euro zu senken.

Hinzu kommen Sparprogramme, denn der nach dem Spartenverkauf kleinere Konzern braucht weniger Verwaltung. Hier will das Unternehmen ab 2021 jährlich 60 Millionen Euro und damit 30 Prozent weniger ausgeben als noch 2019. Bei einem anderen, schon etwas länger laufenden Sparprogramm, das auch Logistik, Produktion, Vertrieb und Marketing umfasst, kam K+S derweil zuletzt gut voran. Bis Ende 2020 sollen hier wie geplant mehr als 150 Millionen Euro Synergien erreicht sein.

Durch die Kostensenkungen will Lohr selbst im Fall eines niedrigen Preisniveaus für Standarddünger sowie bei einer witterungsbedingt schwachen Nachfrage nach Auftausalz an allen deutschen Produktionsstandorten einen positiven freien Mittelzufluss erzielen. Das ist auch notwendig, um die Schulden dauerhaft zu senken.

Denn: Das verkaufte amerikanische Salzgeschäft habe bislang für einen freien Barmittelzufluss für K+S gesorgt, erklärte Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research. Dies und die im Vergleich zum Düngergeschäft stabilerer Gewinnentwicklung fielen mit der Veräußerung weg. Daher dürften die Gewinne des Konzerns künftig stärker schwanken. Die Abhängigkeit von den Kalidüngerpreisen nehme zu./mis/ngu/stw