HAMBURG (awp international) - Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich bleibt mit Blick auf die kommenden Monate zurückhaltend. Die getroffenen Aussagen zu den Erwartungen hätten sich insgesamt nicht geändert, teilte das Unternehmen am Freitag in Hamburg mit. Jungheinrich hatte im März wegen der Unsicherheiten als Folge des Ukraine-Kriegs bekannt gegeben, die damaligen Markterwartungen im laufenden Jahr bislang nicht erreichen zu können. Zumindest im Auftaktquartal konnten der Spezialist für Intralogistik nun aber etwas besser abschneiden als ein Jahr zuvor. Als Reaktion darauf legte die Aktie im MDax in einem schwachen Umfeld am Vormittag zu.

Dank eines starken Neugeschäfts sowie eines guten Mietgeschäfts und Kundendiensts konnte Jungheinrich den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast elf Prozent auf 1,06 Milliarden Euro steigern. Dabei bewegte sich der Auftragseingang etwas über dem des Vorjahres, gleichzeitig stieg der Auftragsbestand um rund die Hälfte. Hier schlägt sich der Mangel an Produktionsmaterial für die Weiterverarbeitung nieder.

Jungheinrich ist unter anderem von den vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs massiv gestiegenen Stahlpreisen betroffen. Ausserdem machen die angespannten Lieferketten, knappe Transportkapazitäten und den Halbleitermangel den Hamburgern zu schaffen. Sowohl Auftragseingang als auch -bestand seien um Bestellungen aus Russland bereinigt, hiess es von Jungheinrich.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zog wegen der erhöhten Material- und Logistikkosten mit plus acht Prozent auf knapp 80 Millionen Euro nicht ganz so stark an. Die operative Marge ging deshalb leicht zurück auf 7,3 Prozent. Unterm Strich blieben im ersten Quartal mit 49,5 Millionen Euro ähnlich viel wie ein Jahr zuvor. Der Start in das Geschäftsjahr sei wie erwartet verlaufen, sagte Konzernchef Lars Brzoska.

Laut der Jahresprognose vom März ist der Jungheinrich-Vorstand zwar grundsätzlich optimistisch für Nachfrage und Wachstumsaussichten. Der Auftragseingang werde dieses Jahr aber leicht unter den 4,9 Milliarden Euro aus 2021 liegen. Jungheinrich erwartet zudem "weitere merkliche Steigerungen" bei den Materialkosten. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet das Management deshalb "deutlich" unter dem Vorjahreswert von 360 Millionen Euro. Der Aktienkurs war daraufhin im März von über 30 Euro auf gut 24 Euro abgerutscht.

Nach einem kurzen Erholungsversuch im April gerieten die Papiere zuletzt wieder unter Druck. Am Freitag konnte sich die Aktie davon etwas erholen. Das Papier legte am Vormittag rund zwei Prozent zu. Seit dem Jahresbeginn sackte das Papier allerdings fast 50 Prozent ab und zählt damit zu den schwächsten deutschen Standardwerten.

Der Jungheinrich-Vorstand ist mit seiner Vorsicht nicht allein. Auch der Wettbewerber Kion hatte Anfang April wegen der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Corona-Lockdowns in China seine Jahresprognose streichen müssen. Die ebenfalls im MDax-notierte Kion-Aktie hat sich 2022 ebenso fast halbiert. Die Frankfurter kommen damit auf eine Marktkapitalisierung von rund sechseinhalb Milliarden Euro, während die an der Börse notierten Jungheinrich-Vorzugsaktien auf 1,1 Milliarden Euro kommen. Die 48 Millionen Vorzugsaktien machen knapp die Hälfte des Jungheinrich-Aktienkapitals aus. Der Rest sind Stammaktien, die im Eigentum der Erben des Firmengründers ist./lew/zb