ORDENTLICHE

HAUPTVERSAMMLUNG

Jungheinrich Aktiengesellschaft, Hamburg

27. August 2020

POWER

ON

REDEMANUSKRIPT

DR. LARS BRZOSKA

Vorsitzender des Vorstandes

- Es gilt das gesprochene Wort -

1. Begrüßung

Erste virtuelle Hauptversammlung

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

herzlich willkommen zur Jungheinrich-Hauptversammlung 2020.

Außergewöhnliche Zeiten verlangen nach außergewöhnlichen Maßnahmen. Deshalb ist unsere Aktionärsversammlung in diesem Jahr so ganz anders als alle anderen, die Jungheinrich in den zurückliegenden Jahren veranstaltet hat.

Die Corona-Pandemie zwingt uns dazu, vieles von dem, was wir bisher als selbstverständlich angenommen hatten, auf den Prüfstand zu stellen. Aus diesem Grund kommen wir heute nicht wie in den vergangenen Jahren im großen Theatersaal der Neuen Flora in Hamburg zusammen, sondern treffen uns hier im virtuellen Raum.

Angesichts der COVID-19-Pandemie stehen der Schutz unserer Aktionärinnen und Aktionäre, Ihr Schutz, und die Gesundheit unserer Mitarbeiter an erster Stelle. "Social Distancing" zu leben ist in diesem Jahr Ausdruck davon, Verantwortung zu übernehmen. Bei Jungheinrich sagen wir: "Zusammenstehen heißt Abstand halten." Und so begrüße ich Sie heute aus unserem virtuellen Studio aus der Jungheinrich- Zentrale in Hamburg-Wandsbek.

Die physische Distanz ermöglicht virtuelle Nähe - und darin liegt auch eine Chance, die wir heute gemeinsam nutzen wollen. Erstmals können wir mit der Hauptversammlung auch diejenigen Aktionärinnen und Aktionäre erreichen, für die eine Reise zu uns nach Hamburg nicht in Frage kommt. Das ist ein großer Vorteil, der die fehlende Nähe und die daher zum Teil eingeschränkten Interaktionsfähigkeiten aus unserer Sicht zu einem großen Teil aufwiegt.

Wir haben uns für dieses Format entschieden, als absehbar wurde, dass in diesem Jahr keine "normale" Hauptversammlung stattfinden kann. Den Termin haben wir auf Ende August gelegt, um nicht noch größere zeitliche Distanz zum Geschäftsjahr und zum Geschäftsbericht 2019 aufzubauen.

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Virtuell zu sein bedeutet auch, ortsungebunden, barrierefrei und in der Ferne nah zu sein. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Auch das ist eine Folge von Corona und sie wird das Zusammenleben und vor allem das Zusammenarbeiten auf allen Ebenen nachhaltig weiterentwickeln - auch im Jungheinrich-Konzern.

Staplerspende an Hamburger Tafel e.V.

Meine Damen und Herren,

es ist Tradition, dass Jungheinrich am Ende seiner Hauptversammlung die Teilnehmer selbstverständlich verköstigt. Dieses Jahr ist das aus genannten Gründen nicht möglich. Wir haben auch bewusst darauf verzichtet, Ihnen allen ein Lunchpaket nach Hause zu schicken. Stattdessen haben wir uns dafür entschieden, diejenigen Menschen zu unterstützen, bei denen in dieser außergewöhnlichen Zeit das Geld für Essen besonders knapp ist. So spenden wir in diesem Jahr Budget, das wir sonst für die Aktionärsspeisung aufgewendet haben, an die Hamburger Tafel. 100 Ehrenamtliche verteilen dort wöchentlich rund 40 Tonnen nicht mehr für den Verkauf vorgesehene Lebensmittel an mehr als 20.000 Bedürftige. Auf Nachfrage wünscht sich die Tafel einen Deichselstapler - für Kenner und Interessierte unter Ihnen, es ist ein EJC 220 - der derzeit in unserem Werk in Dresden aufbereitet und dann zeitnah ausgeliefert wird. Wir freuen uns, auf diese Weise eine großartige soziale Institution unterstützen zu können.

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2. Die Bilanz für das Jahr 2019 Wachstumsziel 4 Mrd. erreicht

Meine Damen und Herren,

das Geschäftsjahr 2019 war für Jungheinrich ein ordentliches Jahr. Trotz einer klar erkennbaren Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik im zweiten Halbjahr haben wir unser strategisches Wachstumsziel von 4 Mrd. Euro Umsatz ein Jahr früher erreicht als ursprünglich geplant. Das ist ein Meilenstein in der Geschichte Jungheinrichs.

Obwohl wir einmalige Ergebnisbelastungen zu verzeichnen hatten, haben wir zudem ein EBIT von 263 Mio. Euro erzielt. Das Ergebnis nach Steuern konnte gegenüber 2018 gesteigert werden.

Gleichzeitig konnten wir den Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit deutlich auf 345 Mio. Euro erhöhen und unsere Nettoverschuldung ebenfalls deutlich reduzieren.

Damit haben wir uns in einem schwieriger werdenden Marktumfeld gut behauptet. Und an diesem Erfolg wollen wir Sie teilhaben lassen und schlagen Ihnen - wie im Geschäftsbericht angeführt - eine Dividende von 0,46 € je Stammaktie und 0,48 € je Vorzugsaktie vor.

Auszeichnungen als zusätzliche Belege guter Arbeit

Meine Damen und Herren,

dass wir das Jahr 2019 ordentlich abschließen konnten, ist das Resultat einer guten Arbeit im gesamten Jungheinrich-Konzern.

Von dieser guten Arbeit zeugen auch die vielen Auszeichnungen, die wir 2019 verliehen bekommen haben.

Zum dritten Mal in Folge wurde Jungheinrich mit dem Titel "Beste Logistik Marke" ausgezeichnet. Aus mehr als 200 Unternehmen im Wettbewerb haben sich dabei die Mitglieder der Bundesvereinigung Logistik und die Leser des Fachmagazins Logistik

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Heute für Jungheinrich entschieden. Ein Titel, den wir übrigens auch 2020 erneut gewinnen konnten.

Wir sind stolz darauf, dass wir uns immer wieder in diesem wichtigen Wettbewerb gegen die gesamte Konkurrenz durchsetzen. Es bestätigt uns darin, unseren Weg weiterzugehen, die Kontinuität zu bewahren und unser Leistungsportfolio aus zuverlässigen Produkten, bis ins Detail durchdachten Prozessketten und hervorragendem Service im Sinne unserer Kunden weiter auszubauen.

Dass der Kundennutzen bei Jungheinrich im Mittelpunkt steht, belegt auch die Auszeichnung mit dem Service-Management-Preis 2019, bei dem sich Jungheinrich mit dem Trainingssimulator gegen so namhafte Mitbewerber wie Audi, thyssenkrupp oder Viessmann durchsetzen konnte. Unser Simulator wurde dabei vom Kundendienstverband Deutschland als außergewöhnliche Service-Innovation gewürdigt, die es Jungheinrich-Kunden ermöglicht, in Zeiten des Fachkräftemangels mit geringem Organisationsaufwand eigene Staplerfahrer perfekt auszubilden. Eine schnelle, effiziente und nachhaltige Lösung. Dafür steht Jungheinrich.

Meine Damen und Herren,

unser Nachhaltigkeitsverständnis ist das Fundament, auf dem wir dauerhafte Werte schaffen. Jungheinrich vereint soziale und ökologische Verantwortung mit profitablem Wachstum. Für unser Engagement im Bereich der unternehmerischen Verantwortung haben wir 2019 von dem unabhängigen Bewertungsinstitut EcoVadis den Gold-Status verliehen bekommen. Damit gehört Jungheinrich zu den verantwortungsbewusstesten fünf Prozent von mehr 55.000 zertifizierten Unternehmen. Das heißt: Jungheinrich übernimmt Verantwortung. Insbesondere auch die Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz unserer Produkte ist für uns wichtig. 2019 waren 97 Prozent aller von uns produzierten Einheiten Elektrofahrzeuge, ein stark wachsender Anteil davon war mit moderner Lithium-Ionen-Technologie ausgerüstet. Auf seine Lebenszeit bezogen, weist ein Elektrostapler mit Lithium-Ionen-Batterie gegenüber einem Dieselstapler der gleichen Tragklasse einen um rund 52 Prozent niedrigeren CO2-Ausstoß auf. Das ist gut für das Klima, gut für unsere Kunden und gut für Jungheinrich.

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Elektromobilität ist Teil unserer DNA. 2011 war Jungheinrich der erste Staplerhersteller, der ein Serienfahrzeug mit Lithium-Ionen-Batterie auf den Markt brachte. Bis heute haben wir unseren Vorsprung halten können und sind auf diesem Feld in unserer Branche führend. Die Lithium-Ionen-Technologie hat uns dabei die Möglichkeit eröffnet, völlig neue Fahrzeugkonzepte umzusetzen, die wir konsequent weiterentwickeln. Mussten Elektrostapler über viele Jahrzehnte stets um die Blei- Säure-Batterie mit Stahltrog sprichwörtlich herumgebaut werden, bieten Lithium- Ionen-Batterien deutlich mehr Flexibilität bei Fahrzeugkonstruktion und -design. So können Stapler sehr viel kompakter und ergonomischer gebaut werden und erhalten damit verbesserte Fahreigenschaften und Leistungsdaten. Ein Fahrzeug, das diese Vorteile in sich vereint, ist unser Schubmaststapler ETV 216i, der 2019 mit dem IFOY- Award ausgezeichnet wurde.

Dank seiner integrierten Batterie ist der ETV 216i das kompakteste und leistungsfähigste Fahrzeug seiner Klasse. Jungheinrich-Kunden profitieren von besserer Ergonomie, leichterer Manövrierbarkeit, höherer Arbeitssicherheit und besserer Effizienz. Wir haben damit begonnen, auch bei anderen Fahrzeugtypen konsequent diese Vorteile der Lithium-Ionen-Technologie im Designkonzept zu nutzen und damit eine völlig neue Generation von Flurförderzeugen zu schaffen.

Der Erfolg gibt uns recht. Gerade erst haben wir den 1.000. ETV 216i an eine große Lebensmittelkette nach Italien geliefert.

Konjunktureintrübung in der zweiten Jahreshälfte 2019

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

innovative Produkte, revolutionäre Fahrzeuge und einmaliger Service sind die Grundlage für Jungheinrichs Erfolg und waren auch die Voraussetzung dafür, dass wir 2019 unser strategisches Umsatzziel von 4 Mrd. Euro erreichen konnten.

Aber wie schon erwähnt, lagen Licht und Schatten im Jahr 2019 dicht beieinander. Spätestens seit dem zweiten Halbjahr mussten wir eine Eintrübung der ökonomischen Rahmenbedingungen feststellen. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung waren politischer Natur.

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Die Zuspitzung im Handelskonflikt zwischen den USA und China belasteten zunehmend die Aussichten der Weltwirtschaft. Der bis heute drohende ungeordnete, harte Brexit verschärft zusätzlich die Unsicherheit insbesondere in Europa.

Deutlich kam dies in einer Vielzahl von Gewinnwarnungen zum Ausdruck, die seit Sommer 2019 von zahlreichen Unternehmen vor allen Dingen aus den Schlüsselindustrien Automobil, Automobilzulieferer, Chemie und Maschinenbau herausgegeben wurden. Der erhebliche Rückgang in diesen Industrien und damit auch bei unseren Kunden führte zu geringeren Investitionsausgaben in allen Bereichen und schlug sich auch negativ auf die Intralogistikbranche nieder.

Der Weltmarkt für Flurförderzeuge wies 2019 mit einem Minus von 2 Prozent beziehungsweise 31 Tsd. Flurförderzeugen erstmals seit 2012 einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr auf. Dies war auf die rückläufigen Bestellungen sowohl im europäischen als auch im nordamerikanischen Markt zurückzuführen.

Auch Jungheinrich konnte sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Der stückzahlbezogene Auftragseingang im Neugeschäft blieb mit 122 Tsd. Fahrzeugen um 7 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück, insbesondere auch durch eine geplante, geringere Zuführung von Neufahrzeugen in unsere Mietflotte.

Für uns war im Verlauf des zweiten Halbjahres 2019 zunehmend klar, dass der Wirtschaftsboom der vergangenen Jahre beendet ist und wir mit hoher Wahrscheinlichkeit am Anfang einer möglicherweise globalen Rezession mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf unsere Märkte konfrontiert werden.

Aufgrund dieser negativen Konjunktur- und Marktsignale mussten wir für 2020 von einem deutlich schwächeren Geschäftsverlauf ausgehen.

Vor diesem Hintergrund haben wir am 18. Dezember 2019 mit einer Ad-hoc-Meldung eine Prognose für das Jahr 2020 veröffentlicht, die insbesondere eine Umsatz- und EBIT-Bandbreite deutlich unter dem Niveau von 2019 enthielt.

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Die deutlichen Reaktionen am Kapitalmarkt zeigten, dass unsere Erwartungen zu diesem Zeitpunkt nicht von allen Marktteilnehmern geteilt wurden. Heute wissen wir, dass diese defensive Planung für 2020 richtig und notwendig war.

Jungheinrich machte sich frühzeitig wetterfest

Bereits im Spätsommer 2019 haben wir damit begonnen, uns "wetterfest" zu machen. Dafür haben wir unter dem Namen "4JU" ein umfangreiches Maßnahmenprogramm zur Effizienzsteigerung und Risikoabsicherung erarbeitet und konsequent in die Umsetzung gebracht.

Dazu gehört die Anpassung der Sachkosten, der Materialkosten und der Personalkosten sowie der Investitionsausgaben entsprechend der ergebnisseitigen Entwicklung der jeweiligen Organisationseinheiten. Darüber hinaus beinhaltet das Programm die Reduzierung von Maschinenbeständen in Miete und Gebrauchtgeräten, den Abbau von Vorräten, die Ausweitung und Intensivierung des Kreditmanagements, die Reduzierung des Forderungsbestands und der überfälligen Forderungen sowie die Reduzierung von Projekten und Projektbudgets auf die strategisch wichtigen Kernthemen.

Das war dem Grunde nach inhaltlich nichts Neues und wird im Tagesgeschäft unserer Einheiten regelmäßig betrieben, im Zuge des Programms wurden die Maßnahmen jedoch mit einer weitaus höheren Intensität und Konsequenz zeitnah und nachhaltig umgesetzt. So haben wir innerhalb kürzester Zeit Kosten gesenkt, die Effizienz gesteigert und das Risiko reduziert.

3. Die Lage im ersten Halbjahr 2020 Corona ist eine beispiellose Krise

Meine Damen und Herren,

als wir diese Maßnahmen auf den Weg brachten, konnte keiner von uns ahnen, dass wenige Monate später mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie die größte

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medizinische und wirtschaftliche Krise seit dem Zweiten Weltkrieg auf die Welt und damit auch auf uns zukommen würde.

Statt mit der von uns erwarteten Wirtschaftskrise sahen wir uns plötzlich mit einer der größten unternehmerischen Herausforderungen unserer Firmengeschichte konfrontiert.

Die Geschwindigkeit, mit der die Pandemie ihren Weg um die Welt und damit in unser aller Leben gefunden hat, ist für die meisten von uns erschütternd. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind beispiellos.

Bereits kurz nach dem Jahreswechsel waren unsere Kolleginnen und Kollegen in China von ersten Lockdown-Maßnahmen betroffen, ab Anfang März wurde Europa zum Hotspot. Die bis dahin offenen Grenzen der EU wurden geschlossen, Ausgangssperren verhängt, in weiten Teilen des Kontinents kam das Wirtschaftsleben zwischenzeitlich zum Erliegen.

Nicht zum Erliegen kam der Geschäftsbetrieb bei Jungheinrich. Durch die erwähnten Maßnahmen, die wir bereits im Spätsommer 2019 eingeleitet hatten, waren wir in der Lage, sehr schnell auf die neue, verschärfte Situation zu reagieren und die Handlungsfähigkeit des Konzerns sicherzustellen.

Unsere wichtigsten Ziele waren vor diesem Hintergrund von Beginn an der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Sicherstellung unserer Lieferfähigkeit. Dafür haben wir zahlreiche Maßnahmen ergriffen und konnten uns zudem auf das überragende Engagement der Jungheinrich-Kolleginnen und Kollegen verlassen.

Die Corona-Krise als Charaktertest

Meine Damen und Herren,

unser ehemaliger Bundeskanzler Helmut Schmidt hat einmal gesagt: "In der Krise beweist sich der Charakter".

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Ich kann bestätigen: Jungheinrich hat in dieser Krise als Team Charakter bewiesen. Wir haben die vergangenen Monate als Chance zur Bewährung und Weiterentwicklung genutzt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben gezeigt, aus welchem Holz sie geschnitzt sind, und haben unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit geleistet.

Da sind zunächst unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion und im Lager, die trotz aller Widrigkeiten der COVID-19-Pandemie einen reibungslosen Ablauf in den Werken gewährleistet haben. Für diese Mitarbeiter bestand nicht die Möglichkeit, ins Homeoffice zu wechseln, denn Stapler baut man bekannterweise nicht von zu Hause aus.

Durch ihren großartigen Einsatz haben die Kolleginnen und Kollegen sichergestellt, dass bis heute die Produktion in allen Jungheinrich-Werken läuft, wir unsere Kunden beliefern können und Jungheinrich durchgehend handlungs- und lieferfähig war. Das ist in diesen Zeiten ein großartiges Verdienst für den gesamten Konzern, für das ich mich im Namen des Vorstands, des Aufsichtsrats und - da bin ich mir sicher - auch im Namen der Aktionärinnen und Aktionäre herzlich bedanke.

Gleiches gilt für die Kolleginnen und Kollegen im Außendienst, insbesondere für unsere Kundendiensttechniker. Sie sind das Gesicht unseres Unternehmens zu unseren Kunden und sind trotz des damit einhergehenden Risikos für die eigene Gesundheit Tag für Tag couragiert in die Lager und Fabriken unserer Kunden gefahren und haben dort dafür gesorgt, dass die Technik läuft. Es ist ihrem unerschrockenen Einsatz und ihrem außerordentlichen Engagement zu verdanken, dass sich unsere Kunden trotz aller Unwägbarkeiten durchgehend so auf Jungheinrich verlassen konnten und können, wie sie es vor Beginn der Corona-Pandemie gewohnt waren.

Jungheinrich ist systemrelevant

Dieser Einsatz ist für die Gesellschaft insgesamt von großer Bedeutung. Jungheinrich liefert systemrelevante Produkte und Dienstleistungen, um die Versorgung unseres Gemeinwesens sicherzustellen.

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Es sind Jungheinrich-Fahrzeuge, die in den Lagern großer Einzelhandelsketten dafür eingesetzt werden, den Nachschub für die leergekauften Supermärkte in ganz Europa zu kommissionieren. Ohne unsere Fahrzeuge, Systemlösungen und Dienstleistungen wäre in den Regalen von Nudeln bis Klopapier heute noch große Leere.

Wir tragen zur Versorgung von Menschen und Unternehmen bei und haben während der Krise dabei geholfen sicherzustellen, dass die Wirtschaft in Deutschland, Europa und der Welt nicht zum Erliegen kommt. Darauf sind wir stolz.

4. Ausblick und Strategie

Meine Damen und Herren,

ich bin mir sicher, dass Jungheinrich gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen wird.

Festzustellen aber bleibt auch: Trotz aller Vorbereitungen und großartiger Leistungen in den vergangenen Monaten - die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind deutlich zu spüren.

Erstes Halbjahr 2020

Es ist ungewöhnlich, auf einer Hauptversammlung bereits einen Bericht zum ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres abgeben zu können. Der Zeitpunkt unserer Hauptversammlung ermöglicht es aber, kurz auf die erst vor gut zwei Wochen veröffentlichten Zahlen einzugehen.

Die Bestellungen für Neufahrzeuge lagen im ersten Halbjahr 2020 krisenbedingt mit 53,9 Tsd. Fahrzeugen deutlich unter dem Vorjahresniveau. Der wertmäßige Auftragseingang des Jungheinrich-Konzerns blieb mit 1,81 Mrd. Euro ebenfalls hinter dem Vorjahr zurück.

Trotzdem haben wir mit einem EBIT von 95 Mio. Euro und einer EBIT-Rendite von 5,3 Prozent ein für ein solches Krisenhalbjahr sehr gutes Ergebnis erreicht.

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Die frühzeitig im Konzern eingeleiteten und konsequent umgesetzten Maßnahmen zur Kostensenkung und Liquiditätssicherung konnten die negativen Auswirkungen der Krise auf Jungheinrich erfolgreich eingrenzen.

Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit erreichte im Zeitraum Januar bis Juni 2020 rund 201 Mio. Euro und verdoppelte sich damit gegenüber dem Vorjahr. Weiterhin ist es uns trotz der Krise gelungen, unsere Nettoverschuldung von 172 Mio. Euro gegenüber dem Jahresende 2019 auf 36 Mio. Euro zu reduzieren. Das ist eine Verringerung um 136 Mio. Euro. Gleichzeitig verfügt Jungheinrich über eine sehr gesunde Bilanzstruktur und eine solide Liquiditätsreserve.

Dividendenkontinuität in der Krise

Vor diesem Hintergrund setzen wir trotz Krise unsere stabile Dividendenpolitik auch in diesem Jahr fort und schlagen der Hauptversammlung vor, die bereits im Geschäftsbericht 2019 avisierte Höhe der Dividende von 0,46 € je Stammaktie und 0,48 € je Vorzugsaktie beizubehalten.

Prognose 2020

Meine Damen und Herren,

nach der von uns am 22. Juli dieses Jahres veröffentlichten Prognose rechnen wir für das Jahr 2020 mit einem Auftragseingang zwischen 3,4 Mrd. Euro und 3,6 Mrd. Euro. Der Konzernumsatz dürfte sich ebenfalls innerhalb einer Bandbreite von 3,4 Mrd. Euro bis 3,6 Mrd. Euro bewegen. Das Ergebnis vor Finanzergebnis und Ertragsteuern (EBIT) sollte 2020 nach aktueller Einschätzung zwischen 130 Mio. Euro und 180 Mio. Euro liegen. Die EBIT-Rendite wird in einer Bandbreite von 3,8 Prozent bis 5,0 Prozent erwartet.

Wir stellen die richtigen Weichen für die Zukunft

Die Entwicklung des ersten Halbjahres 2020 und die Prognose zeigen, dass wir durch unsere entschlossene Reaktion auf die ersten Krisenzeichen die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft gestellt haben. Heute können wir sagen, dass

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Jungheinrich bislang und den Umständen entsprechend gut durch die größte globale Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten gekommen ist. Das gibt uns Zuversicht für die Zukunft. Der Vorstand und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten täglich daran, unseren Konzern weiterzuentwickeln und noch erfolgreicher zu machen.

Strategie 2025

Meine Damen und Herren,

derzeit erarbeiten wir die Konzernstrategie 2025+, die wir im vierten Quartal dieses Jahres veröffentlichen werden. Wir werden uns darin auf die Herausforderungen eines sich verändernden Markt- und Wettbewerbsumfelds einstellen, aber auch aktiv die daraus entstehenden Chancen nutzen. Dabei werden wir uns auf die Handlungsfelder Digitalisierung, Automatisierung, Effizienz, Energiesysteme, Nachhaltigkeit und den Ausbau unseres globalen Footprints konzentrieren. Unser Ziel ist es, unsere weltweite Marktposition weiter auszubauen und nachhaltig Werte für alle unsere Stakeholder zu schaffen.

Vor diesem Hintergrund bin ich sehr glücklich, dass wir seit Anfang des Jahres Sabine Neuß im Vorstandsteam an unserer Seite haben. Binnen kürzester Zeit hat Frau Neuß als Technikvorständin Maßstäbe gesetzt, in der Krise ihre Entschlossenheit und Entscheidungsstärke bewiesen und wichtige Projekte angestoßen. Liebe Frau Neuß, schön, dass Sie dabei sind.

5. Danksagungen & Abschluss

Meine Damen und Herren,

dies ist meine erste Hauptversammlung als Vorsitzender des Vorstands von Jungheinrich. Ich möchte deshalb die Gelegenheit nutzen, einigen Menschen zu danken, angefangen bei meinem Vorgänger Herrn Hans-Georg Frey. Herr Frey hat bis August letzten Jahres mehr als 12 Jahre lang Jungheinrich als Vorstandsvorsitzender erfolgreich geführt. Nicht zuletzt waren Sie es auch, Herr Frey, der das Wachstumsziel von 4 Mrd. Euro für Jungheinrich gesetzt und weltweit in den vergangenen Jahren über 8.000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Herr Frey, ich freue mich, dass wir unsere mittlerweile über sechsjährige Zusammenarbeit auch im vergangenen Jahr in neuer

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Konstellation so gut fortsetzen konnten. Ich freue mich auf die weitere enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Ebenfalls danken möchte ich Herrn Jürgen Peddinghaus, der - wie ein Jahr zuvor angekündigt - im September 2019 sein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats niedergelegt hat. Herr Peddinghaus war seit 2001 Mitglied des Jungheinrich- Aufsichtsrats und seit 2006 dessen Vorsitzender. Lieber Herr Peddinghaus, mit Ihrem Engagement haben Sie die Jungheinrich AG in den vergangenen zwei Jahrzehnten nachhaltig geprägt. Sie waren stets ein verlässlicher Anker und Ihre Ratschläge eine große Bereicherung. Im Namen des Vorstandes und aller Mitarbeiter danke ich auch Ihnen sehr herzlich.

Im März dieses Jahres ist Dr. Klaus-Dieter Rosenbach, bis dahin Vorstand Logistiksysteme, auf eigenen Wunsch vorzeitig aus dem Vorstand ausgeschieden. Beinahe sechs Jahre durfte ich in enger und erfolgreicher Zusammenarbeit mit Dr. Klaus-Dieter Rosenbach im Vorstand wirken. Sein außerordentliches Engagement für Jungheinrich und seine fachliche Expertise habe ich in all den Jahren äußerst wertgeschätzt. Auch dafür möchte ich Ihnen, lieber Herr Rosenbach, danken.

Meine Damen und Herren, auch als Konzern mit 4 Mrd. Euro Umsatz und rund 18.000 Mitarbeitern hat sich Jungheinrich seinen Charakter als Familienunternehmen bewahren können. Die Gesellschafterfamilien Lange und Wolf prägen das Unternehmen bis heute. Deshalb ist ein Trauerfall in diesen Familien auch ein Trauerfall für Jungheinrich. Am 9. August ist Winfried Lange im Alter von 97 Jahren verstorben. Winfried Lange hat Jungheinrich über viele Jahre in verschiedenen Funktionen mitgestaltet. So war er persönlich haftender Gesellschafter, Geschäftsführer und Mitglied des Beirates der früheren Jungheinrich Unternehmensverwaltung KG.

Liebe Frau Lange, im Namen des Vorstandes und aller Mitarbeiter möchte ich Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Wir werden das Andenken Ihres Mannes hier bei uns, bei Jungheinrich, in Ehren halten.

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Meine Damen und Herren,

ich möchte Ihnen, unseren Aktionärinnen und Aktionären, ganz herzlich für Ihre Treue und für Ihr Vertrauen in unser Unternehmen danken. Dieses Jahr ist ein außergewöhnliches Jahr. Umso wichtiger sind Kollegialität und Zuversicht. Wir bei Jungheinrich haben beides. Unser Teamgeist treibt uns an.

Deshalb möchte ich Ihnen zum Ende meiner Rede mit einem kurzen Film zeigen, wie wir bei Jungheinrich in diesen besonderen Zeiten zusammenstehen, uns gegenseitig Mut machen und Danke sagen. Und dieser Dank gilt auch Ihnen. Bleiben Sie uns gewogen und vor allem: Bleiben Sie gesund.

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Jungheinrich AG published this content on 26 August 2020 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 27 August 2020 08:52:02 UTC