Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:
JULIUS BÄR I: Die Wahl des ehemaligen Goldman-Sachs-Bankers Stefan Bollinger zum neuen CEO von Julius Bär hat auch die Medien überrascht und sie wird in der Sonntagspresse auf unterschiedliche Weise diskutiert. Die "NZZ am Sonntag" etwa fragt, ob Bollinger das Zeug zum CEO der Bank hat. Sein Lebenslauf könne sich zwar sehen lassen, so die Zeitung, doch es gebe auch ein paar Fragezeichen. So leite er aktuell bei Goldman Sachs das EMEA-Geschäft, das mit nur 120 Kundenberatern ein Nischengeschäft sei, während Julius Bär 1344 Berater und 7500 Mitarbeitende habe. Auch verfüge er über wenig Führungserfahrung. Die Zeitung hat jedoch auch Personen aus Bollingers Umfeld gefragt. Und diese loben die Leistung Bollingers, der etwa für die globale Vermögensverwaltung von Goldman Sachs eine neue Digitalstrategie und Produkteplattform ausgerollt und der Vermögensverwaltung damit einen Wachstumsschub verpasst habe. (NZZaS, S. 21)
JULIUS BÄR II: Der "Sonntagsblick" hebt hervor, dass es mit Bollinger ein ehemaliger KV-Lehrling an die Spitze der Bank geschafft habe. Mit Bollinger seien künftig die Geschäftsführer von fünf der sechs grössten Schweizer Banken ehemalige KV-Lehrlinge, so auch UBS-CEO Sergio Ermotti, Raiffeisen-Chef Heinz Huber, Postfinance-Chef Beat Röthlisberger und Migros-Bank-Chef Manuel Kunzelmann. Doch die Zahl der Banklehrabgänger in der Schweiz nimmt laut Bundesamt für Statistik ab. Von 2019 bis 2023 ging die Zahl der Absolventen von Banklehren von 1069 auf 939 zurück, wie es in dem Artikel weiter heisst. (SoBli, S. 29)
SWATCH: Das schlechte erste Halbjahr des Bieler Uhrenkonzerns Swatch lässt den Präsidenten der Stadt Biel, Erich Fehr, und deren Finanzdirektor Beat Feurer laut "Sonntagsblick" nicht zittern. Wenn es der Uhrenindustrie nur kurzfristig schlecht gehe, spüre Biel das nicht, so Fehr. Ausserdem sei man inzwischen breit genug aufgestellt, um solche Einbrüche abzufedern. Vor 50 Jahren seien noch die Hälfte der Beschäftigten in Biel in der Uhrenindustrie tätig gewesen, heute seien es nur noch rund 10 Prozent. Doch Biel beziehe "einen bedeutenden Teil seiner Unternehmenssteuern" aus der Uhrenindustrie. Wie viel davon von Rolex und Swatch beigesteuert würden, wird zwar nicht genannt, für Biel seien die beiden Firmen aber laut gut unterrichtenten Quellen durchaus relevant für den Steuerhaushalt. So machten die beiden Unternehmen fast die Hälfte der jährlichen Steuereinnahmen juristischer Personen aus. (SoBli, S. 2; siehe auch separate Meldung)
ROCHE: Der Pharmakonzern Roche gibt so viel Geld aus für die Forschung wie kein zweiter auf der Welt. Dennoch bringe das Unternehmen kaum neue Medikamente auf den Markt, schreibt die "NZZ am Sonntag". Der Firma sei es in den vergangenen Jahren zwar gelungen, einige umsatzträchtige Medikamente in Therapiegebieten wie der Augenheilkunde oder der Neurologie aufzubauen. Doch in der "Königsdisziplin der Firma", der Onkologie, sei der Nachschub dürftig, heisst es. Angesichts der Flaute, die auch bei der Tochter Genentech herrsche, fragten sich Marktbeobachter nun, ob sich Roche weiterhin den Luxus erlauben könne, verteilt über zwei Einheiten in Basel und in Kalifornien Medikamente im frühen und mittleren Stadium zu erforschen. Das Unternehmen hält gegenüber der Zeitung an dem Modell von zwei separaten Forschungsorganisationen fest. Nun hoffen manche Beobachter offenbar auf Firmenchef Schinecker, der für eine Zusammenlegung "die nötige Entschlusskraft" mitbringe. (NZZaS, S. 24)
GLOBUS: Nach der Insolvenz der österreichischen Signa-Gruppe sollen die Globus-Anteile demnächst verkauft werden. Laut der "Sonntagszeitung" werde die Mitbesitzerin Central Group aus Thailand demnächst ein Angebot für den Globus an der Schweizergasse in Zürich vorlegen. Das Hauptgebäude von Globus direkt an der Zürcher Bahnhofstrasse stosse "aufgrund der strategischen Bedeutung des Objekts" auf Interesse der Thailänder, zitiert die Zeitung aus dem Sanierungsbericht der Signa Prime Selection von Mitte Juli. An den anderen Globus-Liegenschaften habe die Central Group jedoch kein Interesse. (SoZ, S. 31; siehe auch separate Meldung)
SBB: Die SBB haben die Mietverträge vieler Läden im Hauptbahnhof Zürich nicht verlängert. Die 2014 abgeschlossenen Verträge laufen nach zehn Jahren aus, wie die "Schweiz am Wochenende" schrieb. Das Bahnunternehmen setze nun auf lokale Angebote und eine teils hochwertige Gastronomie. Der Verkauf von Take-away-Angeboten und Produkten für Pendlerinnen und Pendler soll sich vermehrt auf die stark frequentierten Bereiche konzentrieren. Beispielsweise müsse der Kioskkonzern Valora den letzten Avec-Laden räumen. Stattdessen käme der Reisegastroriese Secret Service Partner aus London zum Zug. Bewähre sich das Konzept, könne es auf weitere Bahnhöfe ausgeweitet werden. (SaW, S. 12; siehe auch separate Meldung)
SPITÄLER: Die Schweizer Spitäler dürften 2023 Verluste von einer Milliarde Franken angehäuft haben. Die nötige Marge, um Investitionen zu stemmen, erreicht der Grossteil bei weitem nicht. So beruft sich eine Mehrheit auf eine implizite Staatsgarantie. 68 Prozent der befragten Finanzchefs von 48 Spitälern, psychiatrischen und Rehabilitations-Kliniken gaben in einer KPMG-Studie an, von einer Staatsgarantie auszugehen. Öffentliche Spitäler gehören grösstenteils den Kantonen oder Gemeinden. Über die Studie berichtete die "Neue Zürcher Zeitung" am Samstag zuerst. (NZZ, S. 8; siehe auch separate Meldung)
LEBENSMITTELINDUSTRIE: Der Bund hat bislang in seiner offiziellen Ernährungsempfehlung vor allem die Nährstoffe und die Ausgewogenheit von Lebensmitteln bewertet. Ab September wird auch der Verarbeitungsgrad in die Bewertung einfliessen. Daran stört sich laut "NZZ am Sonntag" die Lebensmittelindustrie. Man sei gespannt, wie der Bund die Empfehlungen umsetzen wolle, zumal die Kategorisierung dieser Produkte schwierig sei, zitiert die Zeitung Karola Krell, Leiterin der Kommission Ernährung bei der Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (Fial). Es fehle an einer genauen Klassifizierung hochverarbeiteter Produkte und Studien zur Auswirkung auf die Gesundheit beim Verzehr solcher Lebensmittel. Der Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule arbeitet derzeit im Rahmen eines vom BLV mitfinanzierten Forschungsprojektes an einer geeigneteren Klassifizierung für hochverarbeitete Produkte. Er kritisiert, dass bei hochverarbeiteten Produkten oft irreführende Angaben gemacht würden und fordert Warnhinweise. Gerade Fleischersatzprodukte, die oft hochverarbeitet sind, dürften mit der neuen Bewertung schlechter abschneiden als bisher. Die Mitgründerin des Fleischersatzherstellers Planted und Präsidentin der Swiss Protein Association, Judith Wemmer, vermutet , dass die Fleischlobby bei den neuen Ernährungsempfehlungen Einfluss genommen haben könnte. In der Schweiz wehrten sich die Landwirtschaft und besonders die Fleischindustrie gegen einen Wandel. Ihr zufolge wäre es zielführender, Zusatzstoffe zu regulieren. (NZZaS, S. 11)
IMMOBILIEN: Letztes Jahr stimmte die Schweizer Bevölkerung mit einer Zustimmung von 59 Prozent für das neue Klimaschutzgesetz. Eine Studie von Wüest Partner, die der "NZZ am Sonntag" vorliegt, beziffert erstmals die Kosten: Die Sanierung aller nichtnachhaltigen Wohnimmobilien würde bis 2050 insgesamt 228 Milliarden Franken kosten. Diese Massnahmen umfassen den Ersatz fossiler Heizsysteme durch erneuerbare Energien und die Verbesserung von Fenstern und Gebäudehüllen. Doch damit werde die Energiewende beim Wohnen für viele unbezahlbar. (NZZaS, S. 23)
FIRMECHEFS: Das oberste Kader von Firmen - auch in der Schweiz - wird immer älter. In manchen Unternehmen arbeiten die Chefs auch nach der Pensionierung weiter. Die "NZZ" nennt etwa Swatch-CEO Nick Hayek mit 69 Jahren oder Lonza-Interims-Chef Albert Baehny mit 71 Jahren. Am ältesten sei aber der Patron des Tabakunternehmens Villiger, Heinrich Villiger mit 94 Jahren. Ob Menschen in der Lage seien, eine Firma zu führen, könne rein anhand des chronologischen Alters nicht beantwortet werden, sagen Experten gegenüber der Zeitung. Denn die Gruppe der älteren Menschen seien äusserst heterogen. Die Geschäftsleitungsmitglieder der hundert grössten Schweizer Arbeitgeber seien im Durchschnitt 53 Jahre alt. Im Jahr 2011 lag diese Zahl laut der "NZZ" noch bei 50 Jahren. Am stärksten sei das Durchschnittsalter der CEOs gestiegen: Es liege derzeit bei 55 Jahren, nach 52 Jahren im Jahr 2012. (NZZ, S. 21)
STIFTUNGSRÄTE: Laut Bundesgerichtsentscheid haften zwölf ehemalige Stiftungsräte einer Freiburger Pensionskasse, die 2015 in Konkurs ging, mit einem Betrag von 20 Millionen Franken - solidarisch und mit ihrem Privatvermögen. Das berichtet die "Sonntagszeitung". Ein von der Stiftung beauftragter Vermögensverwalter verspekulierte 70 Millionen Franken, weshalb die Pensionskasse schliessen musste. Rechtsexperten sprechen von einem Urteil, das mit Schärfe und Brutalität aufzeige, dass Stiftungsräte gewisse Aufgaben nicht delegieren und nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen. Den Betroffenen droht Privatkonkurs, was bedeuten würde, dass ihr ganzes Vermögen und sämtliche Einnahmen auf Lebzeiten durch die Gläubiger gepfändet werden, bis auf ein Existenzminimum. Die Experten hoffen, dass das Bundesgerichtsurteil ein Weckruf ist für die Tausenden von ehrenamtlich Engagierten in der Schweiz, sei es in Stiftungsräten, Vereinen oder KMU-Verwaltungsräten. Sie müssten sich so ein Amt gut überlegen und sich des Risikos bewusst sein. (SoZ, S. 4)
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