JULIUS BÄR: Ein Ehepaar hat die Bank Julius Bär auf über 22 Millionen Franken Schadensersatz verklagt. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Bank soll laut "SonntagsZeitung" über Jahre hinweg mehrere Millionen Franken abgezweigt haben, um seinen aufwändigen Lebenswandel zu finanzieren - etwa Immobilien in der Schweiz, eine Jacht am Mittelmeer und ein Luxusauto. "Der Berater von Julius Bär behandelte das Kundenvermögen, als ob es sein eigenes gewesen wäre. Gleichzeitig stellte er die Bezüge als Kundeninvestitionen dar", sagt der Anwalt des Ehepaars. Dabei hätten die Sicherheitssysteme der Bank bei den dubiosen Zahlungen keinerlei Alarm geschlagen. Die Bank äussert sich nicht zum Fall. Eine Sprecherin sagt: "Wir können zu angeblichen oder tatsächlichen Kundenangelegenheiten keine Stellung nehmen." (SoZ, S. 36-37)

CREDIT SUISSE I: Vor der Grossbank stehen schwierige Jahre, nicht Monate. Die Investmentsparte ist zum Erfolg verdammt, schreibt die "NZZ am Sonntag" in Bezug auf die aktuelle Krise bei der Grossbank. "Es ist völlig klar, dass der Wiederaufbau viel länger dauern wird als dieses eine Jahr", sagt Andreas Venditti, Leiter Bankenresearch bei der Bank Vontobel. Der Finanzanalytiker deckt die Credit Suisse seit vielen Jahren ab und ist überzeugt, dass es mehrere Jahre dauern wird, die Reputation und das Vertrauen von Mitarbeitern, Kunden, Regulatoren und der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Natürlich weiss das auch die Bankspitze. CEO Thomas Gottstein sprach an einer Investorenkonferenz von Goldman Sachs am Donnerstag zwar mehrmals vom "Übergangsjahr 2022". Doch verklausuliert gestand er gleichzeitig ein, dass er nicht mit einer Normalisierung vor 2024 rechnet. Deutlich wurde Gottstein dann erstmals bei der Schlussfrage: "It's a marathon, not a sprint", antwortete er. (NZZaS, S. 30)

CREDIT SUIISE II: Auch in der aktuellen Ausgabe der "Finanz und Wirtschaft" vom Samstag wird die Krise bei der Credit Suisse thematisiert. Die Bank werde zum Spielball bei den Spekulanten, heisst es in dem Artikel. Statt mit weitsichtiger Planung waren die Chefs der Bank mit Machtspielchen und der eigenen Inkompetenz beschäftigt, so das harte Urteil (FuW, Samstagsausgabe, S. 7).

CREDIT SUISSE III: In der "SonntagsZeitung" wird derweil ebenfalls viel Kritik an der CS laut. Hier wird sie als ineffizienteste Bank Europas bezeichnet. Zitiert wird dafür eine Rangliste, welche die Ratingagentur S&P Global kürzlich veröffentlicht hat. Verglichen wurden die fünfzig grössten Banken in Europa, gemessen wurde das Verhältnis von Aufwand und Ertrag: Je niedriger das Kosten-Ertrag-Verhältnis (die sogenannte Cost-Income-Ratio), desto effizienter arbeitet eine Bank. Bei der Credit Suisse ist diese Zahl mit 99,79 Prozent europaweit am höchsten, heisst es im Artikel. Die Bank könne nun nicht mehr weitermachen wie bisher (SoZ, S. 36)

CREDIT SUISSE IV: Roberto Belci IST Leiter der Region Aargau bei der Credit Suisse. In einem Interview mit der "Schweiz am Wochenende" geht er mit der eigenen Führung kritisch ins Gericht. Die Negativschlagzeilen sorgen für Fragen bei der Kundschaft. Im Interview spricht er zudem über das Aufstiegsdrama des FC Aarau und seine grosse Leidenschaft: das Skifahren (Schweiz am Wochenende, S. 22-23).

STRAUMANN: Millennials lassen sich die Zähne mit durchsichtigen Schienen richten. Der Markt wächst so stark, dass sogar der Dentalkonzern Straumann eingestiegen ist. Bisher waren die Basler auf Zahnimplantate spezialisiert. Marketing spielt beim Zahnersatz eine untergeordnete Rolle, dort zählt die Qualität. Die Kundschaft sind Zahnärzte, alle selbst vom Fach. Im Jahr 2020 übernahm Straumann dann die Mehrheit an DrSmile und kletterte erstmals über den Zaun zu den Patienten. (NZZaS, S. 27)

SWISS I: Die Swiss hält an ihrem Corona-Impf-Obligatorium fest: Sie lässt laut "SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche" gegen Corona ungeimpftes Personal weiterhin nicht in ihren Maschinen fliegen - trotz Personalmangels. Rund 150 Flight Attendants und Pilotinnen und Piloten sollen entlassen werden. Die Swiss begründet ihren Entscheid unter anderem mit der unsicheren Entwicklung der Lage im Herbst und damit, dass die Impfung immer noch den Empfehlungen der relevanten Fachbehörden entspricht. Je nach Destination unterschieden sich zudem die Einreisevorgaben. Bei der Einsatzplanung auf ungeimpftes Flugpersonal Rücksicht nehmen zu müssen, sei zu komplex. Die Swiss hatte diese Woche angekündigt, für Juli und August wegen Personalmangels 100 Flüge zu streichen. (SoZ, S. 18, 35)

SWISS II: Turbulenzen am Boden, nicht in der Kabine: Die Swiss hat Anfang Woche zähneknirschend ein­geräumt, dass sie im Juli und ­August rund hundert Flüge ­streichen muss. Hauptgrund ist der Mangel an Kabinenpersonal. Es sind zwar nicht die typischen Sommerferienflüge, welche die Swiss ausfallen lässt: Auf den Destinationen ab Zürich nach Danzig, Warschau und San Francisco sowie ab Genf nach London wird der Takt reduziert. Nürnberg wird vorerst aus dem Flugplan genommen. Wien-Flüge werden von der Partner-Airline Austrian Airlines durchgeführt. Dennoch: Für das Swiss-Management ist diese Radikalmassnahme eine Schlappe. Denn nach dem turbulenten letzten Sommer, wo kurzfristige Ausfälle die Passagiere zur Weissglut trieben, wollte es Flugstreichungen in diesem Jahr um jeden Preis vermeiden. (NZZaS, S. 30)

POST: Christian Levrat ist seit einem halben Jahr oberster Pöstler. Nun rüttelt an der Pflicht, dass jede Poststelle Bargeldeinzahlungen annehmen muss. Die Post müsse in Zukunft wieder wachsen, sagte er gegenüber "CH Media". Nach Jahren des "Gesundschrumpfens" solle die Post nun wieder wachsen und der Service public weiterentwickelt werden. Insgesamt werde die Post in den nächsten Jahren etwa 3 Milliarden investieren. Bis 2030 brauche es etwa mindestens sechs neue Paketzentren. In den letzten zehn Jahren hätten sich die Paketmengen verdoppelt. Infrage stellt der Ex-SP-Chef allerdings die Pflicht, dass die Poststellen Bargeld annehmen müssen. "Wir brauchen ganz generell eine Diskussion über den Grundversorgungsauftrag im Zahlungsverkehr." Schliesslich gebe es immer weniger Leute, die ihre Rechnungen bar an der Poststelle einzahlen. (Schweiz am Wochenende, S. 10-11; siehe auch separate Meldung).

ECONOMIESUISSE: Die Energieversorgung ist nach Ansicht von Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder das drängendste Problem für die Wirtschaft. Dass die Schweiz schon im Winter mit einer Strommangellage konfrontiert sein könnte, sei eine "enorm bedrohliche Aussicht für Unternehmen". "Viele industrielle Prozesse sind auf eine volle Stromversorgung angewiesen. Wird sie reduziert, läuft nichts mehr", sagte der Präsident des grössten Wirtschaftsdachverbands in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Samstagausgabe). Die Unternehmen würden sich vorkehren und immer mehr Ersatzmassnahmen treffen, sagte das Mitglied verschiedener Verwaltungsräte wie etwa des Versicherers Baloise, des Pharmazulieferers Lonza und von Ems-Chemie. Es würden "grossflächig" Dieselgeneratoren installiert. Dies verursache allerdings Zusatzkosten und belaste die Umwelt. Gas lasse sich teilweise ersetzen, aber nur 30 Prozent der Industrieproduktion liessen sich von Gas auf Erdöl umstellen. (FuW, S. 9; siehe auch separate Meldung)

VIKTOR VEKSELBERG: Das oberste italienische Berufungsgericht hat den Freispruch von Igor Akhmerov, einen Vertrauten des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, aufgehoben. Es geht dabei um die Frage, ob die von Akhmerov gegründete Firma Schweizer Firma Avelar den italienischen Staat beim Bau von Solarparks um Millionen betrogen habe. Die Firma war 2006 gegründet worden und stieg mit Vekselbergs Millionen ins italienische Energiegeschäft ein. 2019 wurden Avelar-Chef Akhmerov und mehrere weitere Verantwortliche von einem Mailänder Gericht in erster Instanz verurteilt, im Januar 2021 sprach sie ein italienisches Berufungsgericht dann aber frei. Doch nun wurde das Urteil praktisch vollumfänglich aufgehoben, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Laut dem Kassationsgericht sind die Freisprüche durch "offensichtliche Unlogik und Ungereimtheiten" geprägt. Die Firma Avelar war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Igor Akhmerov sagt gegenüber der "NZZ am Sonntag": "Ich betone weiterhin: Ich bin absolut unschuldig. Ich sehe dem Ausgang des Prozesses darum mit Zuversicht entgegen." (NZZaS, S. 29)

GASTRONOMIE: Restaurants und Cafés müssen ungewollt schliessen: Die Personalnot in der Gastronomie erreicht neue, rekordhohe Dimensionen. Die Branche hat den Handlungsbedarf erkannt. Jetzt gibt es mehr Lohn oder die 4-Tage-Woche. (Schweiz am Wochenende, S. 2-3 sowie SoZ, S. 38)

GELDPOLITIK: Die USA wollen mit Schweiz über den Franken sprechen. Für die Regierung von Joe Biden ist das Land zwar keine Währungsmanipulatorin mehr. Die Interventionen der Schweizerischen Nationalbank geben dennoch zu reden, schreibt die "Finanz und Wirtschaft" am Sonntag in ihrer Online-Ausgabe. Gemäss dem US-Finanzdepartement würden bereits seit Anfang 2021 deshalb tiefere bilaterale Gespräche mit den Schweizer Amtskollegen stattfinden. Beide Länder haben dafür ein gemeinsames Diskussionsforum für Wirtschafts- und Finanzthemen etabliert. (FuW, Online).

LUFTFAHRT: 72 Prozent der Schweizer würden eine Flugticketabgabe unterstützen. Dies schreibt die "NZZ am Sonntag" basierend auf einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfS Zürich. In Auftrag gegeben hat die Befragung die Umweltorganisation Umverkehr. Falls die Lenkungsabgabe eingeführt würde, sprächen sich 42?Prozent der Befragten für eine Verteuerung in Höhe von 30 Franken für Kurzstreckenflüge und 120 Franken für Langstreckenflüge aus. 50 Prozent würden noch höheren Abgaben zustimmen. Dabei zeigen sich Unterschiede nach Alter. Jüngere sind skeptischer und tendieren mehrheitlich zur tiefst möglichen Abgabe. Franziska Ryser, grüne Nationalrätin und Co-Präsidentin von Umverkehr, will nun das Thema wieder auf die Agenda setzen. Sie fordert per Motion die Einführung der Flugticketabgabe. "Die Massnahme ist sinnvoll und einfach umsetzbar und geniesst in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz", sagt Ryser in der "NZZ am Sonntag". (NZZaS, S. 13)

KREDITWESEN: Uhren, E-Bikes, Computer, Möbel: Konsumenten können immer mehr Waren in Raten ohne Zinsaufschlag bezahlen. Wie die "NZZ am Sonntag" schreibt, hat sich die Möglichkeit solcher Ratenzahlungen in der Schweiz bereits bei vielen Firmen durchgesetzt. Das Besondere an diesen Krediten: Sie sind gratis. "Für die Kunden entstehen keinerlei Zusatzkosten, diese werden komplett vom Händler getragen", sagt Hilmar Scheel in der "NZZ am Sonntag". Er ist der Chef von Bob Finance. Die Valora-Tochter bietet zusammen mit der Glarner Kantonalbank solche "Kaufe jetzt, zahle später"-Modelle an. Diese Woche ist auch Apple auf den Trend aufgesprungen: Nach dem Prinzip "kaufe jetzt, bezahle später" können Apple-Pay-Nutzer ihre Einkäufe in vier Raten abbezahlen. Der Kreditgeber ist dabei Apple selbst, keine Bank. (NZZaS, S. 25)

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