Für Julius Bär reißt die Serie schlechter Nachrichten nicht ab. Nach einem von milliardenschweren Abschreibungen geprägten Jahr 2023, ausgelöst durch die Pleite des Immobilienimperiums Signa rund um den österreichischen Unternehmer René Benko, folgt nun der nächste Dämpfer.
In der aktuellen Mitteilung zum Jahresverlauf bis April meldet die Bank eine zusätzliche Belastung von 130 Millionen Franken, verursacht durch Korrekturen im Kreditportfolio – insbesondere bei privaten und hypothekarisch besicherten Krediten, die sich bereits in der Abwicklung befinden.
Diese erneute Sonderlast trifft ein Institut, das sich gerade erst neu aufstellen wollte. CEO Philipp Rickenbacher hatte nach dem Signa-Debakel das Feld geräumt. Unter seiner Führung war bereits ein umfassendes Sparprogramm eingeleitet worden: Stellenabbau, Bonusstreichungen, ein Stopp des Aktienrückkaufs sowie die Aussetzung von Dividendenerhöhungen gehörten dazu. Zugleich begann Julius Bär mit einer strategischen Bereinigung des Portfolios, inklusive dem Rückzug aus dem riskanteren Geschäft mit privaten Krediten für vermögende Kunden – rund 2 % des gesamten Kreditbuchs.
Die neue Belastung lässt den Halbjahresgewinn 2025 unter dem Vorjahreswert von 452 Millionen Franken zurückbleiben. Auch die Kosten-Ertrags-Quote steigt von 66 % auf 72 %.
Zwar versichert der neue CEO Stefan Bollinger, dass kein weiteres signifikantes Risiko im Kreditportfolio identifiziert wurde – eine klare Abgrenzung zum Fall Signa also. Doch Analysten von Citi und JPMorgan bleiben skeptisch: Die mittelfristige Perspektive sei weiterhin intransparent, und es gebe Unsicherheiten über den tatsächlichen Fortschritt bei der Portfoliobereinigung.
Positiv hervorzuheben ist ein Netto-Neugeldzufluss von 4,2 Milliarden Franken. Dennoch bleibt das verwaltete Vermögen mit 497 Milliarden Franken unter dem Wert von Ende 2024. Grund sind vor allem ein negativer Währungseffekt (-28 Mrd.) sowie das Ende des Brasilien-Geschäfts (-8 Mrd.).
Trotz einer auf den ersten Blick stabilen Fundamentallage bleibt die Stimmung am Markt gedämpft. Die Kernfrage ist: Wie tief sitzt das Risiko wirklich? Und wurde das Portfolio wirklich vollständig von Altlasten bereinigt?