Zürich (awp) - Die Julius Bär-Aktien geben am Mittwochvormittag in einem negativen Gesamtmarkt klar nach. Die Privatbanken-Gruppe hat am Morgen Geschäftszahlen zu den ersten vier Monaten 2018 präsentiert, die am oberen Rand der Analysten-Erwartungen ausgefallen sind. Teilweise wird allerdings ein etwas schwächerer Neugeldzufluss als noch im Vorjahr bemängelt, vor allem verweisen Beobachter aber auf den starken Lauf der Aktien in den vergangenen Wochen, der nun zu Gewinnmitnahmen verleiten dürfte.

Gegen 9.50 Uhr notieren Julius Bär um 1,0% im Minus auf 62,54 Franken, gleichzeitig gibt der Gesamtmarkt (SMI) um 0,9% nach. Mit rund 224'000 Aktien sind bis dahin gut ein Viertel eines durchschnittlichen Tagesvolumens gehandelt worden.

Die Bank Vontobel bescheinigt Julius Bär einen "guten Start" in das neue Jahr. So habe sich die Bruttomarge stärker entwickelt als erwartet, was auch zu einem besser als prognostizierten Aufwands-Ertrags-Verhältnis führte. Analyst Andreas Venditti erwägt auch eine leichte Erhöhung seiner Gewinnschätzungen. Gleichzeitig verweist er aber auch auf den guten Lauf, den die Bär-Aktien im Mai in Erwartung eines guten Zwischenberichts hingelegt hätten. Auch Vontobel bekräftig die Marktempfehlung "Hold".

Der Wachstumstrend bei Julius Bär setze sich fort, loben die Experten von Morgan Stanley in einem ersten Kommentar. Auch das Aufwands-Ertrags-Verhältnis befinde sich wieder im Zielbereich, da die Erträge schneller als die Kosten gewachsen seien. Leicht enttäuscht zeigen sie sich vor allem über die Kapitalquoten angesichts der Kapitalgenerierung durch den Vermögensverwalter. Laut Analystin Giulia Miotto haben die Aktien die guten Zwischenergebnisse allerdings grösstenteils bereits eingepreist, entsprechen bleibt auch sie bei der Empfehlung "Equal-weight".

Die Bank habe "solide" Zahlen vorgelegt, die wohl leicht über den Markterwartungen ausgefallen seien, kommentiert Tomasz Grzelak von Baader Helvea. Der starke Lauf der Julius Bär-Aktien sei wohl von der Beschleunigung des Nettoneugeld-Wachstums im vergangenen Jahr getrieben worden. Allerdings dürften sich die Geldzuflüsse nun wieder "normalisieren", mahnt der Experte, der bei seinem "Hold"-Rating bleibt. So seien 2017 deutlich weniger neue Kundenberater eingestellt worden als noch 2016, zudem brächten neue Berater typischerweise im ersten Jahr noch Kundengelder von ihrem früheren Arbeitgeber mit. Und nicht zuletzt präsentiere sich auch das Marktumfeld für den Vermögensverwalter deutlich weniger günstig als noch im 2017.

Klar positiv ist derweil das Echo bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die zuerst "etwas skeptisch beäugte" Einstellungsoffensive bei den Kundenberatern habe sich eindeutig positiv und auch noch schneller als gedacht im Zahlenkranz niedergeschlagen. Und auch der überraschende CEO-Wechsel letzten Herbst habe sich anscheinend nicht negativ ausgewirkt, stellt Analyst Michael Kunz fest. Auf Basis von "noch zu erhöhenden Schätzungen" bekräftigt der ZKB-Experte sein Votum "Übergewichten".

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