Zürich (awp) - Der Vermögensverwalter Julius Bär soll einen neuen Präsidenten erhalten. Der Verwaltungsrat schlägt der kommenden Generalversammlung die Wahl von Romeo Lacher vor. Dieser ist derzeit Verwaltungsratspräsident der Börsenbetreiberin SIX.

Romeo Lacher tritt die Nachfolge von Daniel Sauter an. Dieser strebt gemäss einer Mitteilung von Julius Bär vom Montag nach zwölf Jahren als Mitglied des Verwaltungsrates, davon die letzten sieben als Präsident, keine Wiederwahl an. Er war der erste Verwaltungsrats-Präsident, der nicht aus der Gründerfamilie Bär stammte.

Unter der Leitung von Sauter und Boris Collardi, der bis November 2017 CEO des Instituts war, verfolgte das Institut eine forcierte Wachstumsstrategie vor allem in Asien und Lateinamerika.

In dieser Zeit erwarb es das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft von Merrill Lynch. Doch Lateinamerika bereitete der Bank jüngst Sorgen. So wurde im Oktober ein früherer Mitarbeiter der Bank im Zusammenhang mit der Geldwäschereiaffäre um die staatliche venezolanische Erdölgesellschaft PDVSA in den USA zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Lacher bleibt bei SIX

Der nominierte VR-Präsident bringt laut den Angaben mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie mit. Er habe umfangreichen Führungserfahrung in den Bereichen Operations, Produktmanagement, Retail und Private Banking. Er ist seit 2016 Präsident des Verwaltungsrates der SIX Group und war von 2008 bis 2016 deren Vizepräsident. Davor war er 26 Jahre bei der Credit Suisse tätig.

Lacher werde das Mandat bei der SIX, die sich im Besitz von rund 130 Finanzinstituten befindet, weiter ausüben, erklärte ein Sprecher der Börsenbetreiberin gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Dass Lacher bei der Ausübung der beiden Ämter in einen Interessenskonflikt geraten könnte, glaubt der Sprecher ausschliessen zu können. Denn die Interessen von Julius Bär an der SIX würden von der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement und Vermögensverwaltungsbanken wahrgenommen. Das Geschäftsmodell der SIX steht im Zusammenhang mit dem Umbruch der gesamten Finanzindustrie unter Druck.

Zwei Frauen nominiert

Neben Lacher hat der Verwaltungsrat auch zwei Frauen als Mitglieder nominiert. Eunice Zehnder-Lai hat gemäss Mitteilung Führungserfahrung in China, der Schweiz und den USA gesammelt. Sie ist Mitglied des Verwaltungsrates von Geberit und DKSH.

Die ebenfalls nominierte Olga Zoutendijk verfügt über dreissig Jahre Erfahrung im Banking. Zuletzt - von 2014 bis 2018 - war sie Mitglied des Verwaltungsrates der ABN AMRO Group, den sie von 2016 bis 2018 präsidierte. Zehnder-Lai und Zoutendijk folgen auf Gareth Penny und Andreas Amschwand, die aus dem Verwaltungsrat ausscheiden. Die Generalversammlung findet am 10. April 2019 statt.

Die Börse reagierte kaum auf die Personalie. Bis gegen 10.55 Uhr verlieren die Aktien von Julius Bär 0,8 Prozent auf 38,36 Franken, während der Gesamtmarkt (SMI) 0,74 Prozent tiefer steht.

Auf das operative Geschäft sehen die Analysten der ZKB in einem Kommentar keine messbaren Auswirkungen. Der scheidende VR-Präsident sei eher in dem Ruf gestanden, die Öffentlichkeit nicht wirklich zu suchen, schreiben die Experten in einem Kommentar. Es werde sich zeigen, ob sich das unter seinem Nachfolger ändern werde.

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