New York (Reuters) - Der Ukraine-Krieg und die hochschießende Inflation lassen den Gewinn der US-Großbank JP Morgan zum Jahresstart einbrechen.

Der US-Branchenprimus erwirtschaftete im ersten Quartal einen Gewinn von 8,28 Milliarden Dollar - ein Rückgang von 42 Prozent binnen Jahresfrist. "Wir bleiben optimistisch mit Bezug auf die Wirtschaft, zumindest auf kurze Sicht", sagte Bankchef Jamie Dimon am Mittwoch. "Wir sehen aber aufgrund der hohen Inflation, Lieferkettenproblemen und wegen des Krieges in der Ukraine erhebliche geopolitische und wirtschaftliche Herausforderungen vor uns." Pro Aktie erzielte das Institut von Januar bis März einen Gewinn von 2,63 Dollar, verglichen mit 4,50 Dollar ein Jahr zuvor. Analysten hatten mit 2,69 Dollar je Anteilsschein gerechnet. In den Handel an der New Yorker Wall Street startete die JP-Morgan-Aktie mit einen Kursrutsch von 3,8 Prozent.

"Unser Fokus lag in diesem Quartal weiter darauf, unseren Kunden bei der Navigation durch schwierige Märkte und unvorhersehbare Ereignisse zu helfen, zu denen auch die Zusammenarbeit mit Regierungen gehörte, um Wirtschaftssanktionen von beispielloser Komplexität umzusetzen", erläuterte Dimon. Die Ergebnisse des Finanzinstituts werden häufig als Gradmesser für den Zustand der gesamten US-Wirtschaft gesehen.

Nach der russischen Invasion der Ukraine waren bei den Großbanken die Einnahmen im Investmentbanking ins Stocken geraten. Der Gesamtwert ausstehender und abgeschlossener Deals fiel laut Daten von Refinitiv im ersten Quartal auf den niedrigsten Stand seit dem zweiten Jahresviertel 2020. Bei JP Morgan schrumpften die Erträge im Investmentbanking im Auftaktquartal um 28 Prozent. Die Gebühreneinnahmen in dem Geschäft fielen um 32 Prozent auf 2,01 Milliarden Dollar. Noch 2021 hatte die Bank wie auch Wettbewerber wie Goldman Sachs und Morgan Stanley von einem regelrechten Fusions- und Übernahmeboom profitiert. JP Morgan hatte bei mehreren Großübernahmen und einigen der größten Börsengänge mitgewirkt. Im ersten Quartal 2022 sank jedoch die Zahl der Deals, bei denen die Bank als Bookrunner fungierte, um 39 Prozent.

MILLIARDENVORSORGE FÜR MÖGLICHE KREDITAUSFÄLLE

Das aus Sicht der globalen Bankenregulierer weltweit wichtigste Geldhaus für die Stabilität des globalen Finanzsystems erzielte von Januar bis März Nettoerträge von 30,72 Milliarden Dollar - ein Rückgang von rund fünf Prozent. Angesicht der hochschießenden Inflation flossen 1,46 Milliarden Dollar in die Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle. Noch ein Jahr zuvor hatte JP Morgan 4,16 Milliarden Dollar an Reserven für mögliche Kreditausfälle aufgelöst, die während der Corona-Pandemie aufgebaut worden waren. Die Nettozinserträge aus dem Kernbankengeschäft nahmen im Zuge der gestiegenen Zinsen um neun Prozent zu.

Das Institut teilte zudem mit, das Direktorium habe einen Aktienrückkaufplan im Volumen von 30 Milliarden Dollar abgesegnet. Im ersten Quartal hatte JP Morgan eigene Aktien im Volumen von 1,7 Milliarden Dollar zurückgekauft. JP Morgan ist die erste US-Großbank, die ihre Zahlen für das Auftaktquartal vorlegt. Am Donnerstag folgen die Konkurrenten Morgan Stanley, Goldman Sachs, Citi und Wells Fargo. Die Bank of America will ihre Quartalszahlen am Montag veröffentlichen.