Von Andrew Jeong

SEOUL (Dow Jones)--Nordkoreanische Hacker haben nach Angaben von Insidern in letzter Zeit mindestens sechs Pharmaunternehmen aus den USA, Großbritannien und Südkorea ins Visier genommen, die an Covid-19-Medikamenten und -Impfstoffen arbeiten. Die Regierung in Pjöngjang sucht offenbar nach sensiblen Informationen, die verkauft oder als Waffe eingesetzt werden könnten.

Zu den betroffenen Unternehmen gehören laut informierten Kreisen danach bisher nicht bekannte Ziele in den USA: Sowohl Johnson & Johnson als auch Novavax aus Maryland arbeiten an experimentellen Impfstoffen. Auf der Liste stehen nach Angaben der Informanten überdies drei südkoreanische Firmen, die mögliche Covid-19-Medikamente in früheren klinischen Studien prüfen: Genexine, Shin Poong Pharmaceutical und Celltrion.

Nordkorea habe außerdem versucht, Astrazeneca zu infiltrieren, sagten die Informanten. Der britischen Pharmahersteller strebt für einen gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelten Impfstoff eine Notfallzulassung an. Am vergangenen Freitag berichtete Reuters, mutmaßlich Nordkoreaner hätten versucht, in die IT-Systeme von Astrazeneca einzudringen. Als Quelle wurden namentlich nicht genannte Vertreter der Firma zitiert.

Es ist bislang nicht bekannt, ob es den Hackern aus Pjöngjang gelungen ist, für sie nützliche Informationen zu erbeuten. Klar sei aber, dass Nordkorea seit August gezielte Angriffe auf die sechs Unternehmen koordiniert habe, hieß es aus den Kreisen.

Bei den Angriffen wurden digitale Fingerabdrücke hinterlassen, die auch nach früheren Hackerattacken aus Nordkorea auffindbar waren - etwa gegen das US-Außenministerium und das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium.

Sprecher von Shin Poong und Celltrion bestätigten, dass es Hackerangriffe gab. Es sei aber kein Schaden festgestellt worden. Bei Shin Poong hieß es, die Angriffe seien per E-Mail verübt worden. Der Sprecher von Celltrion sprach von vermehrten Hacks in der zweiten Jahreshälfte.

Ein Sprecher von Johnson & Johnson erklärte, man bleibe beim Schutz der eigenen Daten wachsam. Novavax ist sich nach Angaben einer Sprecherin der Bedrohungen aus dem Ausland bewusst und arbeite deshalb mit "entsprechenden Regierungsbehörden und kommerziellen Cybersicherheitsexperten" zusammen. Genexine hat nach eigenen Angaben bisher keine Beweise für einen Hacking-Versuch gefunden. AstraZeneca wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

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DJG/DJN/rio/smh

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December 02, 2020 06:23 ET (11:23 GMT)