Von Thomas M. Burton

WASHINGTON (Dow Jones)--Das Covid-19-Impfstoffwerk in Baltimore, in dem Johnson & Johnson (J&J) seine Vakzine herstellen lässt, wird offenbar bald wieder die Fertigung aufnehmen. Die US-Gesundheitsbehörde und Johnson & Johnson gehen davon aus, bereits am Freitag bekannt geben zu können, dass die Verunreinigungsprobleme behoben und der Weg für Millionen weiterer Dosen wieder frei werde.

Die Impfstoffproduktion in der vom Auftragshersteller Emergent Biosolutions betriebenen Anlage war gestoppt worden, nachdem unhygienische Bedingungen zu einer Verunreinigung von J&J-Impfstoffen geführt hatten. In dem Werk wurden Impfstoffsubstanzen und fertige Impfstoffdosen für J&J und Astrazeneca hergestellt. Emergent-Biosolutions-CEO Robert Kramer sagte in der vergangenen Woche vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses, seine Gesellschaft habe genug eines wichtigen Inhaltsstoffes hergestellt, um mehr als 100 Millionen Dosen der J&J-Vakzine produzieren zu können. Emergent Biosolutions hat nach den Problemen Abhilfemaßnahmen eingeleitet und mit der FDA und J&J über die notwendigen Schritte zur Wiedereröffnung der Anlage gesprochen.

Von J&J hieß es, man arbeite mit Emergent Biosolutions zusammen, um "so schnell wie möglich eine Notfall-Zulassung in den Vereinigten Staaten für den Wirkstoff Covid-19 zu erhalten, der in Emergent Bayview hergestellt wird." Emergent Biosolutions lehnte es ab, diese Informationen zu kommentieren. Die Notverwendungsgenehmigung für die Anlage zur Herstellung der Covid-19-Vakzine könnte bereits am Freitag erteilt werden, sagten US-Beamte. Das könnte dazu beitragen, die Zusagen von US-Präsident Joe Biden zu erfüllen, bis Ende Juni 20 Millionen Dosen von J&J, Pfizer und Moderna ins Ausland zu liefern.

In der Baltimore-Anlage seien Millionen von Impfdosen vorproduziert und bis zur Genehmigung gelagert worden. Allerdings seien die meisten noch nicht fertig und werden in Fläschchen gelagert, so die Beamten. Sie fügten hinzu, dass es Monate dauern könnte, bis alle diese Dosen einsatzbereit sind. Teil der Absprache, um für das Werk wieder grünes Licht zu bekommen, sei, dass die Regierung und J&J vereinbart hätten, dass etwa 60 Millionen Baltimore-Dosen für den Gebrauch entweder in den Vereinigten Staaten oder im Ausland freigegeben werden.

Ein weiterer Beamter sagte, Astrazeneca prüfe noch etwa 60 Millionen Dosen aus der Emergent-Anlage und dies könnte dann Gegenstand einer anderen Vereinbarung mit der FDA sein, die vielleicht bald unter Dach und Fach gebracht werde. Astrazeneca lehnte eine Stellungnahme in der Sache ab.

Durch einen Betriebsunfall in der Emergent-Anlage in Baltimore wurde Material verunreinigt, aus dem im Januar und Februar bis zu 15 Millionen Impfstoff-Dosen hätten hergestellt werden können. Eine FDA-Inspektion der Emergent-Anlage im April kam zu dem Schluss, dass das Werk keine sauberen und hygienischen Bedingungen aufrechterhalten könne und keine geeigneten Maßnahmen ergriffen habe, um eine Kreuzkontamination zwischen den beiden Impfstofflinien zu vermeiden. Im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Regierung und Emergent erhielt die Gesellschaft monatliche Vorauszahlungen von 271 Millionen US-Dollar für die Herstellung der Impfstoffe. Die Regierung soll dann aber die Zahlungen wegen der Verunreinigungsprobleme eingestellt haben.

Manager von Emergent Biosolutions führten einige der Probleme in der Impfstoffanlage in Baltimore darauf zurück, dass die beiden verschiedenen Impfstoffe gleichzeitig in großen Mengen produziert werden mussten. So wies der Emergent-Biosolutions-CEO auch darauf hin, dass das "Hochfahren der Produktion von zwei neuartigen Impfstoffen in dem großen Maßstab in der gleichen Anlage beispiellos ist."

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May 28, 2021 01:18 ET (05:18 GMT)