(Tippfehler im ersten Absatz berichtigt, Neu: Weitere Details, aktueller Kurs)

JENA (dpa-AFX) - Der Technologiekonzern Jenoptik ist seine Militärtechniksparte Vincorion im zweiten Anlauf losgeworden. Der Bereich soll an einen Fonds des Finanzinvestors Star Capital Partnership gehen, teilte der Konzern am Donnerstag in Jena mit. Der Unternehmenswert des Bereichs liege bei rund 130 Millionen Euro. Über weitere Details sei Stillschweigen vereinbart worden. Der Abschluss wird für die zweite Jahreshälfte 2022 erwartet und stehe unter Vorbehalt behördlicher Genehmigung. Bis dahin werde Vincorion als "nicht fortgeführtes Geschäft" bilanziert. Die Aktie zog deutlich an.

Zum Handelsbeginn kletterte der Kurs des im SDax notierten Papiers um bis zu elf Prozent auf 36,10 Euro und damit in die Nähe des vor zwei Wochen erreichten Jahreshochs. Im Verlauf kam das Papier dann wieder etwas zurück und gewann zuletzt noch knapp acht Prozent. Marktexperten sprachen von einer "klar positiven" Nachricht. Jedoch merkten Analysten von Kepler Chevreux sowie Warburg Research an, dass der Preis unter den Erwartungen läge.

Der Eigenkapitalwert entspreche dabei weitgehend dem Buchwert, hieß es von Warburg-Analyst Malte Schaumann. Der gesamte Transaktionspreis liege jedoch unter dem ursprünglichen Ziel von rund 250 Millionen. Seiner Meinung nach spiegele sich die Covid-Pandemie und die dadurch entstandene Belastung des Luftfahrtbereichs ebenso wider, wie ein stärker werdender Druck, sich vom Rüstungsgeschäft zu trennen.

Jenoptik hatte die Sparte, die mechatronische Produkte insbesondere für den Sicherheits- und Verteidigungsbereich, die Luftfahrt sowie die Bahn- und Transportindustrie herstellt, bereits einmal verkaufen wollen, um sich stärker auf seine photonischen Geschäftsbereiche konzentrieren zu können. Doch der Prozess wurde Anfang vergangenen Jahres gestoppt, nachdem die Angebote nicht den finanziellen Vorstellungen Jenoptiks entsprachen.

Das Photonik-Geschäft hat das Unternehmen durch mehrere Zukäufe ausgebaut, zuletzt durch die Übernahme zweier Töchter des niederländischen Halbleiterausrüsters ASML für insgesamt rund 300 Millionen Euro. Die Berliner Glas Medical ist ein Anbieter optischer Komponenten für die Medizintechnik. SwissOptic entwickelt und produziert optische Komponenten und Baugruppen und ist dabei auf die Endmärkte Halbleiter, Medizintechnik und Messtechnik fokussiert.

Für 2021 erwartet Jenoptik ein Rekordjahr. So soll der Umsatz im besten Fall bis zu 900 Millionen Euro erreichen bei weiter steigender Profitabilität. An der Börse spiegelte sich das zuletzt in stark steigenden Kursen wider. Seit dem Jahrestief von Mitte Mai zog der Kurs um fast zwei Drittel an. Damit drehte das Papier auch im Jahresverlauf ins Plus. Seit Ende 2020 zog der Börsenwert des Unternehmens um etwas mehr als 40 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro an.

Die Sparte, von der sich Jenoptik jetzt trennt, erzielte 2020 einen Umsatz von rund 152 Millionen Euro. Sie gilt bisher als recht stabil, was Umsatz, Aufträge und Arbeitsplätze angeht. Jenoptik verkauft damit einen nicht unerheblichen Teil seines bisherigen Konzernumsatzes. Vincorion umfasst die Fertigung von Wehrtechnik - dazu gehören Komponenten für Schützenpanzer, Kampfjets oder Raketenabwehrsysteme - sowie den mechatronischen Bereich von Jenoptik.

Vorstandschef Stefan Traeger bezeichnete den Verkauf als Meilenstein auf dem Weg von Jenoptik zu einem gobal agierenden Photonik-Konzern. Er erwarte, dass sich die Transaktion positiv auf die Ertragslage und Finanzierungskraft von Jenoptik auswirke. Das Land Thüringen ist über eine Beteiligungsgesellschaft des Landes Mitaktionär von Jenoptik. Teile der regierenden Linken hatten das Militärgeschäft kritisch gesehen. Jenoptik beschäftigt insgesamt rund 4300 Mitarbeiter - circa 800 davon sind bei Vincorion./nas/rot/zb/mis