FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Das Ende der Hängepartie bei der Suche nach einem Käufer für das Militärtechnikgeschäft erfreut am Donnerstag die Jenoptik-Anleger. In der Spitze schnellten die Papiere am Morgen um etwa elf Prozent nach oben, bevor er kurz vor dem jüngsten Hoch seit 2019 von 36,14 Euro etwa nachgab. Zuletzt reichte es aber immer noch für ein deutliches Plus von 9,7 Prozent auf 35,64 Euro. Die Aktien kehrten damit über die 21-Tage-Linie zurück, die als Kurzfristindikator beliebt ist.

Die Sparte Vincorion soll an einen Fonds des Finanzinvestors Star Capital Partnership gehen. Den Unternehmenswert bezifferte Jenoptik auf rund 130 Millionen Euro, der Eigenkapitalwert liege im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Über weitere Details wurde Stillschweigen vereinbart. Händler sahen in dem Vollzug im zweiten Anlauf eine positive Nachricht. Analyst Craig Abbott von Kepler Cheuvreux sprach sogar von einem "klar positiven Kurstreiber".

Laut Abbott liegt der angesetzte Unternehmenswert von 130 Millionen Euro zwar etwas unter seiner ursprünglichen Erwartung. Er betonte aber, dass Jenoptik mit dem Deal nun Geldmittel frei mache, die in das Kerngeschäft reinvestiert werden könnten. Sein Kollege Malte Schaumann von Warburg Research fand ähnliche Worte: Eine Lösung der Sache noch vor dem Jahresende sei positiv.

Wie Schaumann fortfuhr, ist der Preis geprägt von der Corona-Pandemie und dem Zeitdruck, der in Nachhaltigkeitsfragen herrsche. Er verwies dabei einerseits auf die Geschäfte von Vincorion mit der Luftfahrtindustrie und andererseits auf die militärische Prägung der Sparte, die nicht mit bestimmten ethischen Kriterien laut ESG-Regelwerk in Einklang stehe. Neben der Rendite als Anlageziel rücken nachhaltige Wertvorstellungen bei Anlegern zunehmend in den Mittelpunkt.

Jenoptik hatte die Sparte, die mechatronische Produkte insbesondere für den Sicherheits- und Verteidigungsbereich, die Luftfahrt sowie die Bahn- und Transportindustrie herstellt, bereits einmal verkaufen wollen, um sich stärker auf seine photonischen Geschäftsbereiche konzentrieren zu können. Doch der Prozess wurde Anfang vergangenen Jahres gestoppt, nachdem die Angebote nicht den finanziellen Vorstellungen Jenoptiks entsprochen hatten.

Mit dem Kurssprung am Donnerstag kehrten die Jenoptik-Papiere nach einer zuletzt mehrtägigen Durststrecke wieder in die Erfolgsspur zurück. Seit dem Corona-Crash im März 2020 bis knapp unter 13 Euro hat sich der Kurs nahezu verdreifacht. In diesem Jahr haben die Aktien bislang mehr als 40 Prozent an Wert zugelegt. Im SDax reicht dies für einen Platz im vorderen Drittel: Der Index mit den kleineren Börsenwerten liegt in diesem Jahr etwa 13 Prozent vorne./tih/nas/mis