Der britische "Lucky Strike"-Hersteller BAT überzeugte mit einer aufgestockten Kaufofferte den amerikanischen "Camel"-Produzenten Reynolds und brachte den Deal in trockene Tücher. Die am Dienstag angekündigte Fusion könnte nach Einschätzung von Experten weitere Zusammenschlüsse im Tabak-Geschäft nach sich ziehen. Auch die Konkurrenten Philip Morris ("Marlboro") und Japan Tobacco ringen um Marktanteile in einer hart umkämpften Branche. Diese schrumpft in westlichen Ländern, weil dort viele mit dem Rauchen aufhören.

Die Kombination von British American Tobacco (BAT) und Reynolds American führt zum weltgrößten börsennotierten Zigarettenkonzern. Unter seinem Dach finden sich ferner bekannte Marken wie "Pall Mall", "Dunhill", "Lord", "Prince", "Newport" und "Rothmans". Es ist der einzige Branchenriese, der sowohl im - bislang von Reynolds und der Altria-Tochter Philip Morris dominierten - US-Geschäft als auch im Rest der Welt stark vertreten ist.

Das biete dem neuen Konzern gute Chancen sowohl in wachsenden Schwellenländern als auch in lukrativen westlichen Märkten, erklärte BAT-Chef Nicandro Durante. In Europa schwinden die Zigarettenverkäufe, wozu höhere Tabaksteuern, Rauchverbote in der Öffentlichkeit und ein höheres Gesundheitsbewusstsein beitragen. Deswegen setzen die Hersteller dort vermehrt auf Ersatzprodukte wie E-Zigaretten.

REYNOLDS WIRD MIT 86 MILLIARDEN DOLLAR BEWERTET

Die neue BAT-Offerte liegt mehr als zwei Milliarden Dollar über dem vorherigen Angebot. Das britische Unternehmen, das bereits 42 Prozent an Reynolds besitzt, zahlt nun 49,4 Milliarden Dollar für die restlichen Anteile. Damit wird der US-Rivale mit insgesamt rund 86 Milliarden Dollar bewertet. BAT war erstmals im Oktober an Reynolds herangetreten. Das anfängliche Angebot war den Amerikanern aber zu niedrig. Nach der Aufbesserung erhalten Reynolds-Eigner nun für eine Aktie 29,44 Dollar in bar sowie 0,53 BAT-Papiere. Das ist ein Aufschlag von 26 Prozent auf den Reynolds-Kurs vor Abgabe der ersten Offerte.

An dem Megadeal war auch die Deutsche Bank beteiligt. Sie gehörte ebenso wie die Schweizer UBS zu den Beraterbanken von BAT.

Der Reynolds-Kurs legte im vorbörslichen New Yorker Handel um 3,4 Prozent zu, während die BAT-Aktie gegen Mittag in London 0,5 Prozent tiefer notierte.