PARIS (dpa-AFX) - In Frankreich wächst die Kritik ein einem zu langsamen Impfstart gegen Covid-19. "Zunächst einmal impfen wir vor allem ältere Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben, denn sie sind bei weitem am anfälligsten, am verletzlichsten und auch am stärksten exponiert", sagte der für die Impfkampagne zuständige Immunologe Alain Fischer am Mittwoch dem Sender Franceinfo. Das habe zur Folge, dass man langsamer vorankomme, da der schwer zu transportierende und zu lagernde Impfstoff in die Einrichtungen gebracht werden müsse. "Der Impfstoff geht zu den Menschen; wir transportieren die Menschen nicht zu einem Ort, an dem der Impfstoff gelagert wird", so Fischer.

Französischen Medien zufolge wurden seit Beginn der Impfkampagne in den ersten Tagen nur etwas mehr als 100 Menschen geimpft. Sie berufen sich unter anderem auf die Webseite CovidTracker, die von einem Datenwissenschaftler betrieben wird. Dort werden die Zahlen nach eigenen Angaben auf Basis der Gesundheitsbehörden zusammengetragen. Diese würden dem Betreiber der Seite von den Behörden zugänglich gemacht, hieß es auf Nachfrage. Das Gesundheitsministerium machte auf Anfrage zunächst keine Angaben.

Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende Februar im Rahmen der ersten Phase der Impfkampagne eine Million Menschen zu impfen. Einer jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge, wollen sich nur 40 Prozent der Menschen im Land impfen lassen. Ab Februar sollen auch ältere Menschen, die zu Hause leben, oder über 50 Jahre alte Pflegekräfte geimpft werden.

"Die französische Verzögerung bei der Impfung ist real und beeindruckend", kritisierte Rachid Temal von den Sozialisten auf Twitter. Die Regierung arbeite intransparent und die Anti-Impfstimmung in Frankreich nehme nicht ab. "Gestern fehlten Masken und Tests, heute fehlt es an Impfstoffen", monierte Eric Ciotti von den Republikanern.

Nach Angaben von Fischer sind diese Woche 500 000 Impfdosen in Frankreich angekommen, weitere 500 000 Dosen sollen kommende Woche eintreffen. Weitere Lieferungen würden im Februar und März erwartet - abhängig auch von der Zulassung weiterer Impfstoffe. Das Ziel sei es, etwa 14 Millionen Menschen bis Mai zu impfen und dann noch einmal weitere 10 Millionen bis zum Sommer./nau/DP/nas