Die katastrophalen Ergebnisse des weltweit zweitgrößten Halbleiterherstellers, die letzte Woche veröffentlicht wurden, werfen drei dringende Überlegungen auf.
Zunächst erinnert Intels Situation stark an die von Boeing, wo wir ebenfalls ein dominierendes Unternehmen in einer Duopolstellung sehen - zu Intels Glanzzeiten sprach man sogar von einem Monopol -, das sein souveränes Know-how und letztlich seine Daseinsberechtigung durch einen übersteigerten Finanzkapitalismus zu verlieren droht.
Ähnlich wie der Flugzeughersteller hat Intel zu viele Jahre damit verbracht, besessen von Dividendenausschüttungen an seine Aktionäre zu sein - selbst auf Kosten gefährlicher Verschuldung, in der festen Überzeugung, dass die Zukunft der Vergangenheit gleichen würde - anstatt Innovation und Wettbewerbsfähigkeit seiner Produkte in den Vordergrund zu stellen.
Ein solch krankhafter Drang, die Finanzmärkte zu beeindrucken, konnte nur in einer Katastrophe enden. Leider ist dies allzu oft ein Nebenprodukt unserer Gesellschaft der ständigen und sofortigen Kommunikation - wenn nicht gar des Spektakels.
Zweitens scheint es langfristig das Schicksal fast aller hyperkapitalistischen Aktivitäten zu sein, unterzugehen, selbst wenn sie aus einer Position der Stärke zu operieren scheinen. Das einzige Gegenbeispiel, das uns in den Sinn kommt, sind die kanadischen Eisenbahnbetreiber.
In diesen Spalten betonten wir zum Zeitpunkt der Ernennung von Pat Gelsinger zum CEO die Schwierigkeit für Intel, nicht nur Wert für seine Aktionäre zu schaffen, sondern vor allem, keinen Wert zu vernichten. Wie soll man jährliche Investitionsausgaben von 40 Milliarden Dollar - 25 Milliarden in Sachanlagen und 15 Milliarden in Forschung und Entwicklung - rentabel machen, wenn der Umsatz stagniert und die Margen im freien Fall sind? Die Gleichung schien nahezu unlösbar.
Drittens sind die berühmten „Moats“ oder vermeintlichen dauerhaften Wettbewerbsvorteile, die von Analysten und den Finanzkommunikationen einiger börsennotierter Unternehmen so hochgehalten werden, in Wirklichkeit immer fragiler als angenommen.
Vor fünfzehn oder zwanzig Jahren war es schwer vorstellbar, dass es einen unangreifbareren Wettbewerbsvorteil als den von Intel geben könnte, da niemand in der Lage war, nicht nur das technologische Know-how des Konzerns, sondern vor allem die durch die Allgegenwart von „Intel Inside“ ermöglichten Skaleneffekte in Frage zu stellen.
Ohne in Pessimismus zu verfallen, könnte ein derart erschreckendes Beispiel den Aktionären von Visa und MasterCard, die wir hier vergangene Woche besprochen haben, Anlass zu tiefgründigen Überlegungen geben...