AMSTERDAM (dpa-AFX) - Höhere Gebühreneinnahmen und eine geringere Risikovorsorge für faule Kredite haben der niederländischen Großbank ING im Sommer einen Gewinnsprung beschert. Unter dem Strich blieben im dritten Quartal mit knapp 1,4 Milliarden Euro fast drei Viertel mehr hängen als im coronageprägten Vorjahreszeitraum, wie der Mutterkonzern der gleichnamigen deutschen Direktbank am Donnerstag in Amsterdam mitteilte. Damit übertraf das Institut auch die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.

An der Börse wurden die Nachrichten zunächst positiv aufgenommen. Die ING-Aktie gewann in Amsterdam am Morgen bis zu 2,7 Prozent an Wert. Später gab sie ihre Gewinne jedoch wieder ab und lag am Nachmittag zuletzt mit einem halben Prozent im Minus. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier dennoch etwa drei Viertel an Wert gewonnen und wird inzwischen so teuer gehandelt wie seit 2018 nicht mehr.

Dass das Ergebnis nicht noch höher ausfiel, lag an einer Rückstellung von 180 Millionen Euro für die Entschädigung niederländischer Privatkunden. Denen hatte die ING zu hohe Kreditzinsen abverlangt.

Für mögliche Kreditausfälle legte die Bank mit 39 Millionen Euro nur einen Bruchteil der Summe zur Seite, die sie im Vorjahreszeitraum zurückgestellt hatte. Die Erträge stiegen im dritten Quartal um rund acht Prozent auf gut 4,6 Milliarden Euro. Dabei profitierte die ING von höheren Gebühren- und Provisionseinnahmen, aber auch von einem gestiegenen Zinsüberschuss sowie höheren sonstigen Erträgen.

Die ING Deutschland, zu der auch der Kreditvermittler Interhyp und das Geschäft in Österreich zählen, verdiente im dritten Quartal mit 183 Millionen rund fast 18 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. So gingen die Erträge um fast fünf Prozent auf 620 Millionen Euro zurück. Zudem legte die Bank mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zurück als im Vorjahreszeitraum./stw/mis/zb