(doppelter Wochentag im 2. Satz gestrichen)

DRESDEN (dpa-AFX) - Deutschland und Europa müssen nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier den Aufschwung nach der Corona-Krise für einen Ausbau der Kapazitäten in der Halbleiterfertigung nutzen. Der Trend, dass der Weltmarktanteil der Europäer in diesem Bereich immer mehr schrumpfe, müsse gestoppt und umgekehrt werden, betonte der CDU-Politiker am Donnerstag beim Besuch der Halbleiterhersteller Infineon und Globalfoundries in Dresden. "Wir reden von einer enormen Wachstumsindustrie." Ein Teil des Wachstums müsse in Deutschland und Europa stattfinden.

Zuletzt hatte die Corona-Pandemie für eine sprunghaft gestiegene Nachfrage bei Notebooks und anderer Computer-Technik gesorgt. Vielen Herstellern, vor allem der Autoindustrie, macht derzeit eine Knappheit an Mikroelektronik-Chips zu schaffen. Aber auch nach der Pandemie werde der Bedarf durch neue Technologien wie das Internet der Dinge und Industrie 4.0 weiter wachsen, so Altmaier.

Der Wirtschaftsminister verwies auf laufende Gespräche mit der Europäischen Kommission für eine geplante Neuauflage des europäischen Beihilfe-Programms IPCEI für die Mikroelektronik. Mit dem Programm soll die hiesige Industrie den Rückstand zu Asien und den USA aufholen. Mehr als 50 Förderprojekte wurden laut Altmaier bereits eingereicht - allein in Deutschland liegt der Förderbedarf bei mehreren Milliarden Euro.

Es gebe ein hohes Interesse ausländischer Investoren, in Deutschland neue Fertigungsanlagen zu errichten. Im aktuellen Haushaltsentwurf des Bundes sind laut Altmaier rund drei Milliarden Euro eingeplant. Der Betrag müsse aber weiter aufgestockt werden, um Deutschland zu einem führenden Standort für Mikroelektronik zu machen. Wenn es neue Investoren aus dem Ausland gebe, werde eine Förderung nicht "zulasten von Unternehmen gehen, denen wir unsere Unterstützung bereits in Aussicht gestellt haben", stellte Altmaier in Aussicht. So hatte etwa der Chipriese Intel kürzlich den Ausbau seiner Kapazitäten in Europa angekündigt.

In Dresden ansässige Chiphersteller wie Infineon und Globalfoundries haben bereits einen Ausbau der Fertigungskapazitäten in der sächsischen Landeshauptstadt erklärt - und hoffen auf entsprechende Subventionen. "Wir müssen Gas geben", forderte Infineon-Vorstand Jochen Hanebeck. USA und China hätten die Bedeutung der Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie erkannt und förderten die heimische Wirtschaft mit Milliardensummen.

"Der Bedarf ist da, wir sind bereit", unterstrich auch Globalfoundries-Chef Tom Caulfield. Das Unternehmen will die Produktion in seiner Dresdner Fabrik hochfahren und dafür rund eine Milliarde Dollar (gut 842 Millionen Euro) investieren sowie die Zahl der jährlich produzierten Wafer auf gut 800 000 verdoppeln. Dafür brauche es ein Co-Investment, so Caulfield. Neben Chips für Smartphones und Computer setzt der Halbleiterhersteller verstärkt auf Chips für die Automobilindustrie, 5G-Anwendungen oder Display-Technologien.

Von der ersten IPCEI-Auflage hatte bereits die Bosch-Fabrik profitiert, die Anfang Juni in Dresden eröffnet wurde: Der Neubau der vollständig digitalisierten und vernetzen Fabrik wurde mit rund 140 Millionen Euro vom Bund unterstützt.

Dresden zählt mit Chipherstellern wie Globalfoundries, Infineon und nun auch Bosch zu den wichtigsten Halbleiterstandorten in Europa. Laut Branchenverband gibt es in Sachsen derzeit rund 2500 Unternehmen mit mehr als 70 000 Beschäftigten in der Branche./raz/DP/nas