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NEUBIBERG/WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Chiphersteller Infineon hat bei der geplanten Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor eine wichtige Hürde genommen. Die US-Behörde Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) habe die Transaktion genehmigt, teilte Infineon am Dienstag in München mit. Nach wie vor offen ist jedoch die Freigabe durch die chinesischen Behörden. "Der Abschluss der Übernahme unterliegt weiterhin der Genehmigung durch die Staatliche Verwaltung für Marktregulierung Chinas (State Administration for Market Regulation, SAMR) und weiteren allgemein üblichen Abschlussbedingungen im Rahmen der Übernahmevereinbarung", teilte der Halbleiterspezialist aus Neubiberg weiter mit.

An der Börse kamen die Nachrichten sehr gut an. Die Infineon-Aktie lag im frühen Handel gut 4 Prozent im Plus und war damit einer der besten Werte im Leitindex Dax. In den Tagen zuvor hatten die konjunktursensiblen Papiere unter der Rezessionsangst und der globalen Coronavirus-Krise gelitten. Seit Jahresbeginn steht für die Anteilsscheine ein Minus von knapp einem Fünftel zu Buche.

Auch Cypress Semiconductor bestätigte die CFIUS-Freigabe. Die US-Amerikaner betonten darin, dass es keine ungelösten nationalen Sicherheitsbedenken im Hinblick auf den angepeilten Zusammenschluss gebe. Damit bekommt die monatelange Hängepartie um die Übernahme der Kalifornier durch Infineon abermals eine neue und überraschende Wendung.

Denn erst vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf Insider berichtet, dass die Cypress-Übernahme durch Infineon auf Widerstand bei der US-Behörde stößt. CFIUS-Mitarbeiter hätten US-Präsident Donald Trump demnach davor gewarnt, den milliardenschweren Zukauf zu genehmigen. Grund seien Sorgen, dass durch den Deal eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA bestehen könnte. Infineon wollte sich vergangene Woche auf Nachfrage nicht dazu äußern.

Jetzt stehen die Zeichen offenbar doch gut, dass der mit 9 Milliarden Euro größte Deal der Unternehmensgeschichte klappen kann. Auch wenn durch die fehlende Zustimmung der chinesischen Behörden noch ein Unsicherheitsfaktor bestehen bleibt. In China machen die Neubiberger einen bedeutenden Teil ihres Umsatzes, der dortige Markt ist für den Halbleiterspezialisten von hoher Bedeutung. Für Infineon-Chef Reinhard Ploss, der sich in den vergangenen Wochen und Monaten mit Blick auf die Übernahme immer wieder betont zuversichtlich gezeigt hatte, wäre der Vollzug des Deals ein enorm wichtiger Baustein, um den Chipkonzern fit für die Zukunft zu machen und ihn wieder zum dauerhaft hohen Wachstum der Vergangenheit zurückzuführen.

Der Dax-Konzern bekommt aktuell die Schwäche der Autoindustrie und die sich eintrübende Weltwirtschaft zu spüren und geht von einer herausfordernden ersten Jahreshälfte aus. Mit einer Erholung rechnet Ploss nicht vor dem zweiten Halbjahr. Infineon will mit der Cypress-Übernahme in die Top Ten der Halbleiterhersteller weltweit aufsteigen. Bei Chips für die Autoindustrie sieht Konzernlenker Ploss Infineon durch den Zukauf sogar als künftige Nummer eins. Durch die Akquisition will Infineon auch ein deutlich stärkeres Standbein in den USA bekommen und setzt unter anderem große Hoffnungen auf die "Connectivity"-Komponenten von Cypress - elektronische Bauteile für vernetzte Geräte und Maschinen, die untereinander kommunizieren.

Aus Sicht eines Händlers steht Infineon mit der noch fehlenden Freigabe aus China nun nur noch vor einer letzten Hürde. Langfristig wirke die Transaktion positiv, auch wenn sie kurzfristig nicht bei jedem auf Gegenliebe stoße, hieß es. Bei der vor Kurzem in München über die Bühne gegangenen Hauptversammlung hatten sich Infineon-Anteilseigner skeptisch gegenüber der Cypress-Übernahme gezeigt. Unter anderem hatten Aktionäre den "hohen Preis" kritisiert und die Übernahme als "riskante Wette" bezeichnet./eas/niw/jha/