Frankfurt/München (Reuters) - Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch baut seine Chip-Fertigung aus.

Bis 2026 will der Autozulieferer nochmals drei Milliarden Euro in die Sparte stecken, wie Konzernchef Stefan Hartung am Mittwoch in Dresden ankündigte. Sowohl dort, wo vor einem Jahr ein neues Werk für eine Milliarde Euro in Betrieb genommen wurde, als auch in Reutlingen bei Stuttgart will Bosch die Kapazitäten erweitern und Entwicklungszentren bauen. Hartung hofft dafür auf weitere Zuschüsse im Rahmen des Förderprogramms IPCEI, mit dem die EU die Halbleiter-Produktion in Europa kräftig ankurbeln will. Subventionen seien wichtig, betonte Hartung: "Das Werk würde hier nicht so stehen, wenn es die Förderung nicht gegeben hätte."

Bis zum Ende des Jahrzehnts soll nach dem Willen der EU ein Fünftel der Chips weltweit aus Europa kommen, doppelt so viel wie bisher. Das sei ein "super-ambitioniertes Ziel", erklärte Hartung. Denn auch in anderen Erdteilen werde die Produktion ausgebaut. Bisher dominieren die USA und Asien den Markt. Die weiten Wege hatten während der Corona-Pandemie die Lieferketten abreißen lassen. Die Quote sei ohnehin nicht entscheidend, sagte Hartung. "Dass Europa damit autark würde, sollte man nicht erwarten." Es gehe vielmehr darum, Chips speziell für den Bedarf der europäischen Industrie zu bauen, etwa für die E-Mobilität. In Elektroautos würden Chips für 800 Euro verbaut, viermal so viel wie in herkömmlichen Fahrzeugen.

"Wir wappnen uns auch im Interesse unserer Kunden für eine unvermindert wachsende Chip-Nachfrage. Für uns steckt in den kleinsten Bauteilen großes Geschäft", sagte Hartung. Die ersten in der neuen Fabrik in Sachsen gefertigten Chips etwa seien in Bosch-Akkuschraubern verbaut worden. Wegen der Lieferengpässe habe der Konzern die Fabrik schneller hochgefahren als geplant. "Wir drücken aufs Tempo." Im Endausbau, nach der Erweiterung der Reinräume für 250 Millionen Euro, sollen dort rund 700 Menschen arbeiten, 350 sind es zurzeit.

Kurzfristig gibt Hartung für die Chip-Nachfrage aber keine Entwarnung, auch wenn angesichts der abflauenden Konjunktur und der steigenden Inflation die Nachfrage etwa aus der Konsumgüter-Branche abebbt. Es gebe aber andere Bereiche, wo die Kapazitäten nicht so stark erweitert worden seien und auf eine anhaltend hohe Nachfrage träfen. Bei Bosch seien die Lieferketten immer noch sehr angespannt, die Spielräume gering, sagte Hartung. "Das wird sicher noch für einige Monate so bleiben."

(Bericht von Ilona Wissenbach, Viktoria Waldersee und Alexander Hübner; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)