FRANKFURT (dpa-AFX) - Überraschend starke Geschäftszahlen von Infineon und die wachsende Hoffnung auf eine bald wieder lockerere Geldpolitik der US-Notenbank Fed haben die Tech-Aktien am Donnerstag kräftig angeschoben. Der Stoxx Europe 600 Technology war mit einem Plus von 3,3 Prozent europaweit stärkster Sektor. Die Aktien des Chipkonzerns Infineon legten um 6,7 Prozent zu und waren damit Teil der Spitzengruppe im Dax. Der deutsche Leitindex gewann gut ein Prozent.

Für Siltronic ging es nach einem ähnlich guten Quartalsbericht im MDax der mittelgroßen Werte um 7,2 Prozent nach oben. Am Vortag hatten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell bereits eine Kursrally an der US-Tech-Börse Nasdaq ausgelöst. Außerdem reagierten die Anleger auf Geschäftszahlen von Meta mit großer Erleichterung, vorbörslich zogen die Titel des Social-Media-Konzerns um rund 20 Prozent an. Der Facebook-Konzern hatte im vergangenen Quartal trotz eines Umsatzrückgangs besser abgeschnitten als von Analysten erwartet.

Infineon wird trotz der drohenden Flaute in der Weltwirtschaft optimistischer für die laufenden Geschäfte. Der Bericht zum abgelaufenen Quartal sei auch deshalb insgesamt positiv, da der Dax-Konzern trotz negativer Währungseffekte seine Prognose angehoben habe, schrieb Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan. Die Papiere des Chipkonzerns haben im noch jungen Jahr bereits ein Viertel zugelegt. Wie auch bei der Konkurrenz ziehe Infineon seine Stärke aus den Bereichen mit der Autozulieferung sowie den Anwendungen in der sonstigen Industrie, schrieb Jefferies-Analyst Janardan Menon, während sich Smartphones und PCs weiter abschwächten.

Der große Nachfrageabschwung, den einige Branchenbeobachter zuletzt befürchteten, ist aber noch nicht da. Siltronic sprach von einer weiter hohen Auslastung, wenngleich einige Kunden eine schwächere Auftragslage im ersten Halbjahr 2023 sehen würden. Das neue Jahr sei dennoch durch höhere Kosten und Unsicherheiten geprägt. Die Siltronic-Aktien waren im Oktober wegen Sorgen um einen Abschwung in der Chipbranche noch bis auf 51,65 Euro gefallen, haben sich seitdem aber um mehr als 60 Prozent erholt.

Derweil sorgt auch die Aussicht auf ein mögliches baldiges Ende des Zinsanhebungszyklus durch die US-Notenbank für gute Stimmung in der Branche. Die Fed hatte ihren Leitzins am Vorabend erwartungsgemäß nur noch um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Aussagen von Notenbankchef Powell hätten zudem weniger "falkenhaft" gewirkt, urteilte die Commerzbank. Gemeint ist mit diesem Ausdruck eine etwas weniger harte geldpolitische Gangart.

Die Experten der ING Bank erwarten jetzt nur noch eine weitere Zinsanhebung der Fed mit nochmals 0,25 Prozentpunkten im März. Rezessionskräfte würden anschließend sogar den Weg ebnen für Zinssenkungen später im Jahr, so ihre Vermutung.

Tech-Aktien werden als Profiteur einer vielleicht bevorstehenden Zinswende angesehen, weil rasant steigende Zinsen den Unternehmen einerseits die Finanzierung verteuern. Andererseits geraten die oft hoch bewerteten Papiere in einem Umfeld stark steigenden Zinsen oft unter Druck, da die erwarteten hohen Gewinne in der Zukunft zum heutigen Zeitpunkt weniger wert sind. In der Folge ging es nun auch für die Online-Werte Zalando, Hellofresh, Delivery Hero und Shop Apotheke spürbar bergauf. In den USA war der technologielastige Nasdaq 100 bereits am Vortag um rund 2,2 Prozent in die Höhe geschnellt./niw/la/jha/