(neu: Aktienkurse, Analysten und mehr Details)

PARIS/AMSTERDAM/FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - In einem etwas aufgehellten Börsenumfeld haben die Anleger am Dienstag europaweit wieder beherzt bei den konjunkturabhängigen Chipwerten zugegriffen. Nachdem diese am Freitag und auch zu Wochenbeginn noch unter dem zugespitzten Konflikt zwischen den USA und Iran gelitten hatten, wagten sich nun die Optimisten aus der Deckung. An Europas Aktienmärkten hatten die Investoren ihre Bedenken wegen der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten zuletzt beiseite geschoben.

Zusätzlich angetrieben wurden Aktien aus der Chipbranche auch von positiven Analystenkommentaren sowie von soliden Ergebnisse und einem robusten Ausblick des US-Halbleiterherstellers Microchip Technology. Am deutschen Markt stiegen Siltronic, Dialog Semiconductor und Infineon zwischen knapp 1,5 und rund 3 Prozent. An der Euronext gewannen ASML fast 2 Prozent und STMicroelectronics gut 2,5 Prozent.

Nach Aussage von Microchip ist der Auftragsbestand für das erste Quartal 2020 deutlich höher als der für das Schlussquartal 2019. Alle wichtigen Absatzmärkte wie die USA, Europa und Asien seien stark, die Nachfrage komme zudem aus mehreren Endmärkten wie Datenzentren, Industrie und Automobilbau.

Dem Analysehaus Jefferies zufolge übertraf Microchip im abgelaufenen Quartal mit dem Umsatz die Erwartungen leicht. Zudem habe das Unternehmen von hohen Bestellungen im Dezember gesprochen. Der Ausblick sei stark und dürfte der Branche und den Kursen Schub verleihen.

Auch der Experte Frederic Yoboue vom Analysehaus Bryan Garnier blickt positiv auf die Chipbranche. Die Umsätze dürften sich in diesem Jahr im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich erholen, unter anderem gestützt von einer Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Als ein wesentlicher Wachstumstreiber könne sich das Geschäft mit Mobilfunkanwendungen erweisen, fuhr der Experte mit Blick auf die Umstellung auf den ultraschnellen Mobilfunkstandard 5G fort. Zudem profitierten die Unternehmen von der zunehmenden Verbreitung von 3D-Sensortechnik.

Bei den Einzelwerten hatte sich die Schweizer Bank Credit Suisse bereits am Montag optimistisch zu ASML geäußert. Der Chipindustrie-Ausrüster dürfte mittelfristig mehr Lithografieanlagen basierend auf extrem ultravioletter Strahlung ausliefern, als er bislang erwartet habe, schrieb Analyst Achal Sultania.

Für Sultania zählt ASML ebenso wie auch Ericsson und STMicroelectronics zu den bevorzugten Branchenwerten. Nach einer detaillierten Analyse der wichtigsten Umsatztreiber des Chipherstellers STMicro komme er zu dem Schluss, dass der Konzern in den nächsten zwei Jahren anderthalb bis zweimal schneller wachsen könnte als der breitere Markt für klassische Anwendungen wie Temperatur- oder Geschwindigkeitsregelung.

Analyst Stephane Houri von der Investmentbank Oddo BHF ergänzte, STMicro habe auf der aktuell in Las Vegas stattfindenden Unterhaltungselektronik-Messe CES mit einer Produktpräsentation überzeugt. Im günstigsten Fall könnten die Aktien auf Sicht von 12 Monaten bis auf 37 Euro klettern. Aktuell notieren sie bei knapp 25 Euro.

Infineon habe indes auf kurze Sicht unter allen Branchenwerten wohl das geringste Potenzial, die Markterwartungen zu übertreffen, schrieb Bryan-Garnier-Experte Yoboue. Die Aktien erschienen derzeit fair bewertet./la/bek/jha/

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