FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben sich am Mittwoch keinen rechten Reim auf die Geschäftszahlen und vor allem den gesenkten Ausblick von Infineon machen können. Entsprechend zeigte die Aktie des Halbleiterherstellers zunächst heftige Kursausschläge in beide Richtungen. Um die Mittagszeit setzte sich dann allerdings eine spürbar negative Interpretation durch.

Etliche Analysten betonten - wie auch Infineon selbst -, dass die gesenkte Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr 2017/18 (Ende September) lediglich der Euro-Stärke im Vergleich zum US-Dollar geschuldet sei. Zugleich sprachen sie von einer operativ guten Entwicklung. So richtig überzeugen konnte das die Investoren aber nicht: Zuletzt büßte die Aktie am Dax-Ende 2,62 Prozent auf 23,03 Euro ein und notierte damit auf dem tiefsten Stand seit Jahresbeginn.

Mit weniger als einem Prozent Plus hinkt die Entwicklung der Infineon-Aktien der des deutschen Leitindex im noch jungen Börsenjahr etwas hinterher. 2017 hatte der Halbleiterhersteller mit einem Kursanstieg von 38 Prozent noch zu den Lieblingen am Aktienmarkt gehört.

Die meisten Analysten empfehlen Infineon mit Blick auf Zahlen und Ausblick weiter zum Kauf und liegen mit ihren Kurszielen deutlich über dem aktuellen Bewertungsniveau. Entsprechend bleibt abzuwarten, ob sich letztlich nicht doch eine positive Lesart der jüngsten Unternehmensnachrichten durchsetzen wird - zumal mit Samsung auch ein anderes Branchenunternehmen mit erfreulichen Meldungen aufwartete. Der südkoreanische Technologieriese berichtete dank seines boomenden Chip-Geschäfts über weiter sprudelnde Unternehmensgewinne im Schlussquartal 2017.

Thomas Becker von der Commerzbank gehört zu jenen, die Infineon mit "Buy" bewerten und sieht im gesenkten Ausblick von Infineon keine Nachfrageschwäche. Stattdessen verwies ers auf die Wechselkursveränderungen. Das Autogeschäft habe im ersten Quartal besser abgeschnitten als gedacht und damit die etwas schwächeren Sparten für Industrie- und Sicherheitschips ausgeglichen.

Händler verwiesen aber darauf, dass die Markterwartungen an das operative Jahresergebnis deutlich zurückgehen dürften. Und das Bankhaus Metzler stufte Infineon ab und rät mit einem auf 20 Euro gesenkten Kursziel nun zum Verkauf.

Auch Malte Schaumann vom Analysehaus Warburg Research zeigte sich mit einem "Halten"-Votum sowie einem Kursziel von 18 Euro für die Infineon-Aktie vorsichtiger als die meisten anderen Experten. Er sieht ebenfalls den starken Euro als Grund dafür, dass die Münchener ihr Ziel für das Umsatzwachstum 2017/18 gesenkt haben und nur noch mit 3 bis 7 Prozent rechnen (zuvor: 7 bis 11 Prozent). Doch bisher sei in der durchschnittlichen Analystenschätzung zum Umsatzwachstum dieser negative Währungseffekt noch nicht berücksichtigt. Die jüngste Konsensschätzung sei - ähnlich wie Infineon - von einem Umsatzanstieg von 8,7 Prozent ausgegangen, betonte der Experte./gl/ck/tav