FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine skeptische Studie der Privatbank Berenberg hat am Montag bei den Aktionären von Siltronic Bedenken mit Blick auf die Geschäftsentwicklung geweckt. Der Kurs fiel am späten Vormittag als einer der größten Verlierer im Index der mittelgroßen Werte MDax um 2,84 Prozent auf 80,35 Euro. Damit ringen sie mit der 21-Tage-Linie, einem kurzfristigen Trendindikator.

Dieser Durchschnittskurs liegt mit 80,69 Euro auf dem Niveau einer weiteren wichtigen Kursstütze: dem Bereich um die 80 Euro. Über dieses Niveau waren Siltronic in der ersten Februar-Woche erst einmal ausgebrochen, nachdem es sich seit August mehrfach als zu hohe Hürde erwiesen hatte. Ein Test eines solchen Ausbruchsniveaus ist nicht ungewöhnlich, allerdings könnte der jüngste Kurssprung sich auch als Fehlausbruch erweisen.

Berenberg-Analyst Gustav Froberg thematisiert in seiner am Montag vorliegenden Studie die schwache Nachfrage nach Konsumelektronik wie PCs und Smartphones, die bei den Kunden von Siltronic die Lagerbestände auch an Elektronikbauteilen habe anschwellen lassen. Das dürfte auf den Hersteller von Silizium-Wafern durchschlagen, nachdem dieser 2022 noch von hohen Verkaufspreisen profitiert habe. Die Preissetzungsmacht schwinde nun aber. Froberg senkte daher sein Kursziel für die Aktien von 95 auf 91 Euro und stufte sie von "Buy" auf "Hold" ab. Gleichwohl sieht er für die Papiere also zumindest mittelfristig keine Kursrisiken.

Sorgen vor zu hohen Lagerbeständen bei Chipherstellern, die Siltronic mit Silizium-Wafern beliefert, und deren Kunden aus der Unterhaltungselektronik-Branche, hatten die Aktien der Bayern schon 2022 belastet. Bis Mitte Oktober ging es nach unten auf 51,65 Euro, einem Tief seit dem Frühjahr 2020. Seither summieren sich die Kursgewinne auf rund 56 Prozent.

Anfang Februar hatten Geschäftszahlen und -ausblick der Beteiligung von Wacker Chemie für einen Kurssprung gesorgt. So blickt die Siltronic-Führung nach einem starken Wachstum 2022 trotz Unsicherheiten zuversichtlich auf das neue Jahr. 2023 sei zwar durch höhere Kosten und Unsicherheiten geprägt, hieß es vom Unternehmen, allerdings sei die Auslastung noch hoch, wenngleich einige Kunden eine schwächere Auftragslage im ersten Halbjahr sehen würden.

Der große Nachfrageabschwung, den einige Branchenbeobachter zuletzt befürchtet hatten, ist also noch nicht da. In dieses Bild passt auch, dass der Chipkonzern Infineon ebenfalls Anfang Februar trotz der drohenden Flaute in der Weltwirtschaft etwas optimistischer für die laufenden Geschäfte wurde.

Zwar bremste bei Infineon die schwache Nachfrage nach Chips für Smartphones, PCs und Rechenzentren, doch bei den Angeboten für die industrielle Stromversorgung und die Autoindustrie sieht Konzernchef Jochen Hanebeck das große Plus des Dax-Konzerns./mis/ajx/jha/