Von Carol Ryan

BARCELONA (Dow Jones)--Der Bekleidungshersteller Inditex muss seine Läden wieder einmal schließen - und das ausgerechnet im so wichtigen Weihnachtsgeschäft. Auch das rasant wachsende Online-Geschäft wird die Verluste, die der Zara-Mutter durch den neuerlichen Lockdown entstehen, nicht im erhofften Maße ausgleichen können.

In den Monaten August bis Oktober musste der weltgrößte Bekleidungshersteller einen Umsatzrückgang um 10 Prozent zu konstanten Wechelkursen im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Das spanische Unternehmen hatte fast zum Vorkrisenniveau zurückgefunden, als die zweite Welle zuschlug, und in wichtigen Märkten angesichts unaufhörlich steigender Covid-19-Infektionszahlen neuerliche Geschäftsschließungen angeordnet wurden.

Wenn es in dieser Woche also in Teilen Großbritanniens, in Deutschland und den Niederlanden der neue Lockdown in Kraft tritt, wird sich für Inditex die Frage stellen, ob das Online-Geschäft, das zwischenzeitlich deutlich größer ist als vor der Corona-Pandemie, die Verluste im herkömmlichen stationären Handel besser wett machen kann als beim ersten Lockdown.

Im April und Mai musste Inditex im Zuge des ersten Lockdowns weltweit drei Viertel seiner Läden schließen, was zu einem 62-prozentigen Umsatzeinbruch führte. Im November waren 21 Prozent der Geschäfte geschlossen, und der Umsatz fiel konzernweit um 19 Prozent. Nach Einschätzung der Bernstein-Analysten hätte die Performance besser sein können, wenn das Online-Geschäft die durch die Ladenschließungen entstandene Lücke besser gefüllt hätte.

Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass das Online-Geschäft von Inditex in diesem Jahr rasant gewachsen ist: Die Online-Umsätze kletterten um 75 Prozent. All die Inditex-Kunden, die bereit und in der Lage waren, ihre Einkäufe online zu tätigen, haben dies also womöglich schon getan. Zudem haben Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln wahrscheinlich zu einer niedrigeren Kundenfrequenz in den geöffneten Läden geführt. Und noch ist das Online-Geschäft nicht groß genug, um sämtliche Verluste im stationären Handel auszugleichen.

Abgesehen davon konnte Inditex im abgelaufenen Geschäftsquartal durchaus einige eindrucksvolle Entwicklungen vorweisen. So waren die Lagerbestände Ende Oktober 11 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Das bedeutet weniger Kleidung, die mit Preisnachlässen verkauft werden muss, was wiederum gut für die Gewinnmargen ist. Zudem waren die Barmittelbestände mit 8,3 Milliarden Euro rekordhoch.

Mit der Ausweitung seines Online-Geschäfts hat der Modekonzern dieses Jahr einen guten Job gemacht, was ihm auch nach der Pandemie zu Gute kommen wird. Doch auf kurze Sicht wird das nicht ausreichen, um die Verluste aus den Geschäftsschließungen in diesem Winter wett zu machen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/brb/kla

(END) Dow Jones Newswires

December 15, 2020 10:54 ET (15:54 GMT)