ARTEIXO (dpa-AFX) - Der Textilhändler Inditex hat in der Pandemie auf das richtige Pferd gesetzt. Mit dem Ausbau seiner Online-Plattform konnte der spanische H&M-Konkurrent den Umsatzschwund im stationären Handel im abgelaufenen Geschäftsjahr zumindest abfangen - diesen aufzuhalten gelang jedoch bei weitem nicht. Weil viele Filialen wegen der Lockdowns geschlossen blieben, brachen Umsatz und Gewinn kräftig ein, wie der Eigner der Modeketten Zara, Bershka und Massimo Dutti am Mittwoch in Arteixo mitteilte. Im neuen Jahr will der Konzern seinen Umbau und die Digitalisierung weiter vorantreiben.

An der Börse knickte die seit Ende Februar stark gelaufene Aktie in Reaktion auf die Nachrichten zunächst deutlich ein, am späten Vormittag stand das Papier noch mit mehr als einem halben Prozent im Minus. Beobachter zeigten sich enttäuscht. Der Modekonzern habe umsatz- und gewinnseitig 2020 die Erwartungen verfehlt, schrieb Bernstein-Analystin Aneesha Sherman in einer ersten Einschätzung. Es gebe aber Anzeichen einer Erholung im ersten Quartal.

In der zweiten Corona-Welle hatte Inditex erneut viele Läden schließen müssen. Zum Ablauf des vergangenen Geschäftsjahres am 31. Januar seien knapp ein Drittel der bis dahin noch bestehenden rund 6800 Filialen nicht geöffnet gewesen, hieß es weiter. Inzwischen aber hat sich die Lage etwas entspannt. So waren zu Beginn der laufenden Woche (8. März) noch 15 Prozent der Filialen vorübergehend geschlossen. Der Konzern geht derzeit davon aus, bis zum 12. April dann alle Geschäfte wieder öffnen zu können.

Die Lockdowns in vielen Ländern hatten die Spanier im abgelaufenen Geschäftsjahr reichlich Umsatz gekostet. Die Gesamterlöse gingen im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro zurück. Ergebnisseitig musste Inditex noch deutlichere Einbußen hinnehmen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) brach um fast 70 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro ein - und fiel damit noch schlechter aus als von Analysten bereits befürchtet. Unter dem Strich reduzierte sich der Gewinn ebenfalls um fast 70 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

Anleger sollen trotzdem wieder mehr Dividende erhalten, nachdem die Ausschüttung für 2019 wegen der Corona-Krise im vergangenen Jahr gekürzt worden war. So ist nun für 2020 eine Zahlung von zunächst 70 Cent je Aktie geplant, bestehend aus regulärer Dividende und einer Sonderausschüttung von 48 Cent. Weitere 30 Cent Sonderdividende für 2020 sollen wie bereits angekündigt erst im Kalenderjahr 2022 fließen.

Bei der Überarbeitung seines Filialnetzes ist Index inzwischen nach eigenen Angaben auf der Zielgeraden angekommen. Der Konzern konzentriert sich nunmehr auf den Ausbau gut laufender Filialen und solcher in Toplagen, wie Konzernchef Pablo Isla bereits im vergangenen Juni mit seiner bis 2020 reichenden Umbaustrategie angekündigt hatte. Während mehr größere Geschäfte eröffnet werden, sollen kleinere Läden dicht machen. Im vergangenen Jahr wurden 751 Läden geschlossen. Unter dem Strich schrumpfte das Filialnetz um mehr als 600 Geschäfte, die Verkaufsfläche betrug letztendlich aber nur 5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Gleichzeitig steckt der Konzern mehr in die Digitalisierung. Zwar setzt die Internetkonkurrenz schon seit geraumer Zeit zu, doch gedrängt durch die Pandemnie prescht Inditex nun seit 2020 mit Milliardeninvestitionen in eine vernetzte Lagerlogistik und den Ausbau des Internethandels voran. Im vergangenen Jahr etwa war die Modekette Zara in 25 Märkten online gegangen.

Das zahlte sich aus, vor allem, weil in der Pandemie viele Menschen wegen des geschlossenen Einzelhandels verstärkt Waren über das Internet kaufen. Inditex‘ Online-Umsätze kletterten im Berichtszeitraum um 77 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro und steuerten damit gut ein Drittel zu den Gesamterlösen bei.

Das Management geht davon aus, dass im neuen Geschäftsjahr die Umsätze im Internet weiter anziehen werden. Im ersten Quartal lag das Wachstum beim E-Commerce den Angaben zufolge bisher in etwa auf dem Niveau des Jahres 2020. Konzernweit hinkten die Erlöse zuletzt noch leicht hinterher. So habe der Umsatz in den ersten sieben Tagen im März um vier Prozent unter dem Vorjahr gelegen, hieß es. Dies war vor allem den Lockdowns in den fünf wichtigen Märkten Großbritannien, Deutschland, Griechenland, Portugal und Brasilien geschuldet. Außerhalb dieser Märkte seien die Umsätze leicht angezogen./tav/eas/stk