Von Carol Ryan

LONDON (Dow Jones)--Zara-Mutter Inditex hat bislang die hohe Inflation, die steigenden Energiepreise in Europa und den starken Dollar gut weggesteckt. Ihre Konkurrenten sehen schon vor einem kalten Winter derangiert aus.

Industria De Diseno Textil, allgemein bekannt als Inditex und Eigentümerin von Zara und anderen Marken, konnte den Umsatz in den sechs Monaten bis Juli bei konstanten Wechselkursen um ein Viertel gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres steigern. Die Bruttogewinnmarge des weltweit größten Modeeinzelhändlers war in der ersten Jahreshälfte die beste seit sieben Jahren, was auf Preiserhöhungen bei seinen Produkten und Maßnahmen zur Kostenkontrolle zurückzuführen ist. Die Aktien von Inditex stiegen am Mittwoch im europäischen Vormittagshandel um 5 Prozent.


   Gewinnwarnungen bei anderen - hohe Energiekosten werden belasten 

Andere Modemarken haben fleißig Gewinnwarnungen herausgegeben. Vergangene Woche teilte der Online-Modehändler Asos mit, dass der Gewinn für das Gesamtjahr am unteren Ende seiner Prognose liegen und der Umsatz nur um 2 Prozent zulegen wird. Dem Unternehmen zufolge, das billige Kleidung an jüngere Kunden verkauft, hat die Nachfrage der Verbraucher im August aufgrund des Inflationsdrucks nachgelassen. Primark, eine weitere Fast-Fashion-Marke mit Sitz in Großbritannien, warnte ebenfalls, dass die Gewinne im kommenden Geschäftsjahr aufgrund der hohen Energiekosten und des starken US-Dollars geringer ausfallen werden. Die Beschaffungskosten von Modeunternehmen sind häufig an den Dollar gebunden.

Bekleidungsunternehmen, die den größten Teil ihres Umsatzes in Europa machen, werden bald mit Energieversorgern und untereinander um das Geld der Verbraucher konkurrieren müssen. Inditex und der schwedische Konkurrent Hennes & Mauritz (H&M) erzielen rund 60 Prozent ihres Umsatzes in der Region. Die Energiekosten, die in der Regel etwa 5 Prozent der Konsumausgaben der Haushalte ausmachen, explodieren, seit Russland die Gasversorgung Europas drosselt.

In Großbritannien, dem Heimatmarkt von Asos und Primark, dürfte die Belastung durch die Stromrechnungen besonders hoch sein. Selbst mit erheblicher staatlicher Unterstützung könnten die Energiekosten für britische Haushalte im kommenden Jahr 73 Prozent höher sein als 2019, schätzt Citi. Dies wird sich auf die Spielräume für die weiteren Ausgaben auswirken, von denen normalerweise 25 Prozent für Nicht-Lebensmittel-Güter einschließlich Kleidung ausgegeben werden.


   Kürzere Lieferkette für Zara Vorteil gegenüber Primark, Asos, H&M 

Zaras kürzere Lieferkette wird sich als Vorteil erweisen, wie schon während der Pandemie. HSBC schätzt, dass die Marke ein Drittel ihrer Waren in Asien und den Rest in der Nähe ihres Heimatlandes bezieht. Im Vergleich dazu beziehen Primark, Asos und H&M rund 80 Prozent ihrer Waren in Asien. Dies macht sie anfälliger für den starken Dollar. Im Fernen Osten gekaufte Kleidung wird in Dollar bezahlt, während die Marken selbst ihre Waren üblicherweise in Euro oder britischen Pfund verkaufen. Eine lange Lieferkette erschwert auch einen schnellen Lieferstopp, wenn die Verbrauchernachfrage plötzlich nachlässt.

Modeketten kaufen in Fabriken in Vietnam und Bangladesch ein, da sie durch die niedrigen Lohnkosten die Preise für die eigenen Kunden niedrig halten können. Der Ruf, billige Kleidung anzubieten, wird nun zum Problem. H&M und Primark haben angekündigt, dass sie versuchen werden, die Preise für die Kunden nicht zu erhöhen, um ihren Marktanteil zu halten. Wenn die Inflation der eigenen Kosten nicht durch interne Einsparungen ausgeglichen werden kann, werden sich die Gewinnmargen verschlechtern.

Die Aktien von Inditex werden derzeit mit dem 18-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt. Der Aufschlag von 8 Prozent im Vergleich zu H&M beträgt weniger als die Hälfte des 10-Jahres-Durchschnitts. Der spanische Konzern wird seinem Ruf als Qualitätsunternehmen bei den Anlegern gerecht. Aber die Konkurrenz-Modemarken könnte ein harter Winter erblassen lassen.

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September 15, 2022 04:05 ET (08:05 GMT)