Wien (Reuters) - Der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS stellt sich hinter die Pläne des Wiener Immobilienunternehmens Immofinanz, das Höchststimmrecht beim Übernahmeziel S Immo zu kippen.

ISS bevorzuge grundsätzlich Abstimmungsstandards mit einfacher Mehrheit und unterstütze nachdrücklich eine one-share, one-vote policy", hieß es in einem Bericht von Institutional Shareholder Services (ISS), der der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorlag. Die Stimmrechte der Aktionäre sollten entsprechend ihrer Eigenkapitalbindung an die Gesellschaft steigen. Das Prinzip von einer Aktie, eine Stimme sei ein grundlegender Corporate-Governance-Standard, der allgemein respektiert werden sollte, hieß es weiters in dem Bericht.

Der Immofinanz, die bereits 26,5 Prozent an der S Immo hält, will den Wiener Konkurrenten mehrheitlich übernehmen. Ein Dorn im Auge ist ihr jedoch dabei das Höchststimmrecht bei der S Immo. Die in der Satzung verankerte Bestimmung sieht vor, dass kein Aktionär mehr als 15 Prozent der Stimmrechte halten darf, auch wenn er einen höheren Aktienanteil besitzt. Auf Drängen des Großaktionärs hält die S Immo am 24. Juni eine außerordentliche Hauptversammlung ab, um die Anteilseigner über den Wegfall des Höchststimmrechts abstimmen zu lassen. 2019 wurde ein ähnlicher Antrag von den Aktionären der S Immo abgelehnt. Im jetzigen Fall soll das Höchststimmrecht aber nur fallen, wenn die Übernahme der S Immo erfolgreich ist. Das gilt dann, wenn die Immofinanz 50 Prozent plus eine Aktie einsammeln kann. Dieser Passus im Übernahmeangebot mildert laut ISS das Risiko für die Minderheitsaktionäre.

Die S Immo, die wiederum mehr als zehn Prozent an der Immofinanz hält, wehrt sich gegen die geplante Übernahme und empfiehlt ihren Aktionären, die Offerte abzulehnen.Sie kritisiert vor allem den Angebotspreis von 22,25 Euro. Dieser würde nicht den Unternehmenswert widerspiegeln, sagte Vorstandschef Bruno Ettenauer. An der Wiener Börse notierten S-Immo-Aktien zuletzt mit 22,15 Euro und damit leicht unter dem gebotenen Preis. Immofinanz verteidigte den gebotenen Preis zuletzt: Dieser entspreche einer 40-prozentigen Prämie auf den sechs-Monats-Durchschnittskurs vor Bekanntgabe des Angebots.

Entscheidend für einen Erfolg der Offerte könnte das Verhalten des zweitgrößten S-Immo-Aktionärs Aggregate Holding sein. Der deutsche Immobilieninvestor war Ende Januar bei S Immo eingestiegen und hält mittlerweile über zehn Prozent. Die Annahmefrist läuft noch bis zum 16. Juli.