Der Verwaltungsrat berief am Sonntag gegen den Willen des französischen Haupteigners Vivendi Luigi Gubitosi auf den Chefposten. Das deutet darauf hin, dass dem Unternehmen ein aggressiverer Umbau bevorsteht als bislang geplant.

Gubitosi war früher Chef der Telekom-Gruppe Wind und ist derzeit auch der vom Staat ernannte Sonderverwalter der angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia. Bei Telecom Italia wurde Gubitosi von Elliott zunächst als externes Mitglied in den Verwaltungsrat berufen. Der US-Fonds hatte Vivendi im Mai die Kontrolle über das Gremium entrissen.

Nun folgt Gubitosi dem bisherigen Telecom-Italia-Chef Amos Genish nach, der am vergangenen Dienstag überraschend seinen Posten räumen musste. Hintergrund war ein Zerwürfnis über die Konzernstrategie, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Mehrere von Elliott berufene Verwaltungsratsmitglieder wollten demnach, dass Genish sich stärker auf eine Ausgliederung der Festnetz-Sparte sowie Geschäftsverkäufe konzentriert. Noch im April hatten 98 Prozent der Aktionäre Genishs Umstrukturierungsplan unterstützt, der die digitale Transformation des Unternehmens und die Verbesserung der Finanzlage in den Mittelpunkt stellt. Telecom Italia ächzt unter einem Schuldenberg von netto 25 Milliarden Euro und sieht sich mit einem gestiegenen Wettbewerbsdruck konfrontiert, insbesondere durch den Markteintritt des französischen Billiganbieters Iliad.

Genish gehört auch nach seinem Rauswurf als Konzernchef noch dem Verwaltungsrat an. Er versucht nun, eine außerordentliche Hauptversammlung durchzusetzen. Dazu braucht er die Unterstützung von fünf Prozent der Eigner. Die Aktionäre sollen auf dem Treffen eine Grundsatzentscheidung über den drohenden Strategiewechsel fällen. Schließlich gehe es um eine Aufspaltung von Telecom Italia, sagte Genish vor Journalisten. Vivendi dürfte ihn nach Auskunft einer mit der Situation vertrauten Person in seinem Vorhaben unterstützen. Im Verwaltungsrat habe der französische Konzern gegen Gubitosi gestimmt, sagte ein Vivendi-Sprecher.