Allschwil (awp) - Das Pharmaunternehmen Idorsia, das aus Teilen der früheren Actelion hervorgegangen ist, geht beim Wirkstoff Aprocitentan (ACT-132577) eine Kooperation mit dem heutigen Actelion-Besitzer Johnson&Johnson (J&J) ein. Die J&J-Pharmasparte Janssen hat eine entsprechende Option ausgeübt. Wegen der nun fälligen Meilensteinzahlung konkretisiert Idorsia die Jahresziele.

Idorsia hatte bis Ende des Jahres mit einer Entscheidung, die Option zu ziehen oder nicht, gerechnet. Wie damals angekündigt, wird nun eine Meilensteinzahlung von 230 Mio USD fällig.

Diese werde in zwei Teilen ausgewiesen, teilte Idorsia am Montag mit. 160 Mio USD würden im vierten Quartal 2017 sofort als Umsatz verbucht, während der verbleibende Betrag voraussichtlich über die nächsten dreieinhalb Jahre hinweg als Auftragserlös erfasst werde.

VERLUST KNAPP UNTER GEWINNSCHWELLE

Unter Einbeziehung dieses Umsatzerlöses erwartet die Gesellschaft nun für 2017 einen Nettoverlust knapp unter der Gewinnschwelle, wie es weiter hiess. Unverändert sind die Prognosen zu den Non-GAAP-Betriebsausgaben, die zwischen 160 und 170 Mio CHF zu liegen kommen sollen.

"Ich freue mich über die Entscheidung von Janssen", liess sich CEO-EO Clozel zitieren. Gemeinsam könnten die nächsten Entwicklungsschritte beschleunigt werden.

Idorsia und J&J wollen die Entwicklung und Kommerzialisierung des Medikaments zur Behandlung der sogenannten therapieresistenter Hypertonie gemeinsam voranbringen. Janssen wird laut den Angaben die Exklusivrechte für die weltweite Kommerzialisierung haben, Idorsia erhalte im Gegenzug Lizenzzahlungen. Diese beliefen sich bei einem Jahresnettoerlös von bis zu 500 Mio USD auf 20%, bei einem Jahresnettoerlös zwischen 500 Mio und 2 Mrd USD auf 30% und bei einem Umsatz von über 2 Mrd USD auf 35%.

PHASE-III-STUDIE IN VORBEREITUNG

Im Mai 2017 wurde gemäss der Mitteilung für Aprocitentan eine Phase-2-Studie abgeschlossen, in der die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit bei Patienten mit essentieller Hypertonie untersucht wurde. Eine Phase-III-Studie mit Hypertonie-Patienten, deren Krankheit mit mindestens drei verschiedenen Medikamenten nicht kontrolliert werden könne, sei in Vorbereitung. Diese werde von Idorsia geleitet, wobei die Kosten von beiden Parteien zu gleichen Teilen getragen würden.

Janssen werde dann die Phase-3-Entwicklung für alle weiteren Indikationen leiten. "Neben Hypertonie sind viele andere mögliche klinische Indikationen für Aprocitentan vorstellbar", liess sich Idorsia-Chief-Scientific-Officer Martine Clozel zitieren. Janssen habe das Potenzial des Wirkstoffs erkannt.

Idorsia war im Juni gleichzeitig mit der Übernahme von Actelion durch Johnson & Johnson selbständig operativ geworden. Idorsia umfasst die Forschungsabteilung der alten Actelion samt Pipeline, die Actelion-Gründer und Idorsia-Chef Jean-Paul Clozel unter seinem neuen Dach zur Marktreife entwickeln will.

ANALYST: JOINT VENTURE IM BASISSZENARIO

An der Börse kam die Nachricht der Zusammenarbeit mit J&J eigentlich gut an, die Idorsia-Aktie schloss allerdings nach starkem Beginn unverändert bei 21,55 CHF. Der Kurs hat sich mittlerweile aber dem Jahreshoch von 22,90 CHF angenähert. Zum Vergleich: Mitte Juni beim Start an der SIX hatte das Papier noch 10,00 CHF gekostet.

"Die heutige Nachricht ist eine gute Nachricht, denn sie bestätigt das Potenzial von Aprocitentan", heisst es in einem ersten Kommentar von Vontobel ('Buy'). Er sei jedoch in seinem Basisszenario bereits davon ausgegangen, dass J&J die Option ziehe, räumt der zuständige Analyst ein.

Ähnlich klingt es bei Morgan Stanley ('Equal-weight'). Der Experte der US-Bank verweist ausserdem auf den Kursanstieg in den vergangenen Monaten. Auf dem aktuellen Niveau sei somit "materieller Erfolg" eingepreist.

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