Ein hundertjähriger Tech-Dinosaurier

Gegründet wurde das US-amerikanische IT-Unternehmen IBM (International Business Machines Corporation) ursprünglich im Jahre 1911 unter dem Namen Computing-Tabulating-Recording Company (CTR). Inzwischen ist der Konzern einer der weltweit größten Anbieter von Dienstleistungen und Produkten im IT-Bereich.

Die breite Angebotspalette umfasst insbesondere Lösungen in den Bereichen Cloud-Computing, Datenanalyse, Internet der Dinge, Sicherheit, Blockchain, künstliche Intelligenz (KI) und Technologieberatung. IBM arbeitet mit Kunden aus der ganzen Welt und aus unterschiedlichen Branchen, darunter Finanzen, Gesundheit, Transport und Energie, aber auch für Regierungen.

Des Weiteren ist das Unternehmen bekannt für seine Beiträge zur wissenschaftlichen Forschung, nicht zuletzt in der Quanteninformatik, Robotik und KI. IBM hat zahlreiche Preise für seine technologischen Innovationen erhalten und gilt als eines der innovationsfreudigsten Unternehmen der Welt.

2014: Erste Schritte mit der Blockchain-Technologie

Bereits 2014 hat IBM begonnen, sich für die Blockchain-Technologie zu interessieren. Damals schloss sich das Unternehmen der Linux Foundation an, um an (frei zugänglichen) Open-Source-Blockchain-Projekten mitzuarbeiten. 2015 startete IBM unter dem Namen Open Blockchain sein eigenes Blockchain-Projekt auf Open-Source-Basis, das in der Folge in das Projekt Hyperledger Fabric der Linux Foundation integriert wurde. Einfach ausgedrückt handelt es sich um eine modulare Blockchain, die es möglich macht, von Fabric entwickelte Lösungen an jede beliebige Branche anzupassen. Eine auf Unternehmen abgestimmte Lösung, die Plug-and-Play-Komponenten verwendet, um eine Vielzahl von Anwendungsfällen zu unterstützen.

Im Gegensatz zur Bitcoin-Blockchain, die von Natur aus bedingungslos jedem Nutzer zugänglich ist, verfügt die Fabric-Lösung über erweiterte Datenschutzkontrollen. Somit werden nur die Daten, die Unternehmen offenlegen möchten, unter den „erlaubten“ (d. h. bekannten) Netzwerkteilnehmern geteilt. Da diese Lösung im Vergleich zu Bitcoin deutlich flexibler und vertraulicher ist, begeisterte sie nicht nur IBM, sondern auch zahlreiche andere Unternehmen wie Microsoft, Alphabet, Oracle, Walmart, Samsung oder Coca-Cola.

Blockchain-Lösung: Fabric

Seit der Integration in die Fabric-Lösung ist IBM an zahlreichen Blockchain-Projekten in verschiedenen Branchen beteiligt und entwickelt innovative Lösungen zusammen mit Partnern aus der ganzen Welt. Das Unternehmen gibt sich jedoch nicht damit zufrieden, seine Bemühungen einzig und allein auf Fabric zu konzentrieren. Sein Augenmerk richtet sich gleichermaßen auf:

  • Ethereum: Eine dezentralisierte Open-Source-Plattform, die für die Erstellung und Ausführung von intelligenten Verträgen („Smart Contracts“) geeignet ist. Die Ethereum-Infrastruktur ermöglicht es jedem ohne Bedingungen (abgesehen von einer Internet-Verbindung), dezentralisierte Anwendungen (dApps) zu entwickeln. Aufgrund des dezentralisierten weltweiten Netzwerks von Ethereum, das zur Entwicklung und Ausführung der Transaktionen auf der Blockchain beiträgt, können dApps theoretisch kontinuierlich betrieben werden, ohne dass Zensur, Betrug oder das Eingreifen Dritter in die Transaktionen möglich wären. Auch Ethereum konnte namhafte Unternehmen für sich gewinnen: PayPal, Nvidia, Bank of America, Amazon usw.
  • Stellar: Eine für Zahlungen und Übertragungen digitaler Vermögenswerte konzipierte Open-Source-Blockchain-Plattform. Stellar ist schnell, energieeffizient und ermöglicht die transparente und sichere Übertragung von Vermögenswerten zwischen verschiedenen Währungen. IBM hat eine auf Stellar basierende internationale Zahlungslösung entwickelt, um Überweisungen zwischen verschiedenen Währungen zu vereinfachen.

Einige konkrete Anwendungsfälle

IBM setzt die Blockchain bei mehreren seiner Aktivitäten ein, vor allem in den Bereichen Finanzen, Logistik und Internet der Dinge (IoT).

Finanzbranche

IBM hat in Zusammenarbeit mit mehreren Banken und Finanzinstitutionen Blockchain-Lösungen für den internationalen Handel, Überweisungen und die Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) entwickelt. In Partnerschaft mit der spanischen Bank BBVA erarbeitet das Unternehmen eine Blockchain-basierte Lösung zur Finanzierung von KMUs. Diese Lösung ermöglicht es KMUs, eine Finanzierung zu beantragen, indem sie verifizierbare Angaben zu ihrer Kredithistorie, ihrer Bonität und ihrem bisherigen Zahlungsverhalten zur Verfügung stellen. Mithilfe der Blockchain können diese Daten sicher und transparent sowie unter Gewährleistung ihrer Integrität gespeichert werden.

Logistikbranche

IBM hat zusammen mit seinem Partner Maersk, einer der größten Reedereien der Welt, die Plattform TradeLens ins Leben gerufen. Die Plattform setzt auf die Blockchain, um die weltweite Nachverfolgbarkeit von Containern zu gewährleisten. Ihre Bewegungen werden auf einer zentralen Blockchain gespeichert, sodass die Daten für alle Akteure der Lieferkette zugänglich sind. Durch die Reduzierung von Fehlern, Betrug und Verspätungen kann somit die Transparenz und Sicherheit des Handels verbessert werden.

IoT-Sektor

IBM hat eine Blockchain-basierte Energiemanagement-Lösung entwickelt, um Unternehmen bei der Überwachung und Optimierung ihres Energieverbrauchs zu unterstützen. Die Lösung misst anhand von IoT-Sensoren den Energieverbrauch, speichert die Daten auf einer Blockchain und garantiert so ihre Integrität und Sicherheit. Unternehmen können dann ihren Energieverbrauch in Echtzeit verfolgen, Anomalien und Verschwendung erkennen und ihren Verbrauch dementsprechend anpassen, um Kosten zu reduzieren.

Weitere Anwendungsbeispiele finden Sie hier.

Gut aufgestellt für die Trends der Blockchain-Technologie

Gemäß dem im November 2022 von ResearchAndMarkets.com veröffentlichten Bericht „Blockchain in Banking and Financial Services Global Market Opportunities and Strategies to 2031“ dürfte sich die Blockchain-Technologie weiterhin in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren ausbreiten.

„Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 62,7 % seit 2016 hat die globale Blockchain 2021 auf dem Bank- und Finanzdienstleistungsmarkt einen Wert von ca. 2.034,1 Mio. USD erreicht. Bis 2026 dürfte der Markt von 2.0341,1 Mio. USD im Jahr 2021 um 53,9 % auf 17.583,4 Mio. USD zulegen. Ab 2026 dürfte der Markt dann mit einer CAGR von 27,9 % bis 2031 auf 60.270,6 Mio. USD anwachsen.“

Sollten die Annahmen des Berichts zutreffen, wäre der öffentliche Blockchain-Markt mit einer CAGR von 55,6 % für den Zeitraum von 2021-2026 das wachstumsstärkste Segment des Banken- und Finanzdienstleistungssektors.

Wachstumsprognosen der Erträge aus dem Blockchain-Segment im Finanzdienstleistungssektor 2021-2031
ResearchAndMarkets.com

Sehen wir uns die Aufteilung der Kunden von IBMs Blockchain-Plattform nach Branchen an, so stehen Bank- und Finanzdienstleistungen als wichtigste Segmente an erster Stelle, gefolgt von professionellen Dienstleistungen. 

Sektorale Aufgliederung der Kunden der IBM Blockchain-Plattform
AppsRunTheWorld

Das Unternehmen scheint letztendlich gut aufgestellt zu sein, um von den Markttrends im Zusammenhang mit der Blockchain-Infrastruktur zu profitieren.

Finanzkennzahlen

Den letzten Finanzberichten von IBM zufolge verzeichnete das Unternehmen im 4. Quartal 2022 einen Gesamtumsatz von 16.690 Mio. USD, ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (16.695 Mio. USD).

In den Segmenten Beratung, Infrastruktur und Finanzierung sind die Erträge des Unternehmens im Vergleich zum 4. Quartal 2021 stabil geblieben, während die Erträge im Software-Geschäft um 3 % zulegen konnten. IBM hat einen Bruttogewinn von 9.632 Mio. USD erzielt, gegenüber 9.500 Mio. USD im Vorjahreszeitraum. Die Bruttogewinnmarge des Unternehmens stieg von 56,9 % auf 57,7 %, was auf eine höhere Bruttogewinnmarge im Finanzierungssektor zurückzuführen war. IBM hat außerdem einen Nettogewinn von 2.711 Mio. USD bekannt gegeben (gegenüber 2.332 Mio. USD im Vorjahreszeitraum).

Für die drei Monate zum 31. Dezember 2022 hat IBM eine konsolidierte Nettoliquidität von 3.965 Mio. USD (Anstieg von 1.422 Mio. USD im Vergleich zum Vorjahr) und einen konsolidierten freien Cashflow in Höhe von 5.209 Mio. USD (Anstieg von 1.864 Mio. USD im Vergleich zum Vorjahr) ausgewiesen.

Der CEO von IBM, Arvind Krishna, erläutert in diesem Artikel, dass Kunden aus allen geografischen Regionen zunehmend die Hybrid-Cloud- und KI-Lösungen des Unternehmens nutzen, da die Technologie im aktuellen Geschäftsumfeld zu einem Differenzierungsfaktor geworden ist. Für 2023 erwartet IBM einen konsolidierten freien Cashflow von rund 10,5 Mrd. USD, ein Zuwachs von 1 Mrd. USD im Vorjahresvergleich. Im 4. Quartal 2022 machten die Software-Erträge von IBM 43,6 % des Gesamtumsatzes aus. Dieses Wachstum von 2,8 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (8 % im Vorjahresvergleich bei konstanten Wechselkursen) ist auf die Datenautomatisierung und KI sowie das Security-Geschäft zurückzuführen.

Ein abschließender Blick auf das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA zeigt, dass die Quote seit 2020 abwärts tendiert. Nach einem durch die Coronapandemie bedingten deutlichen Anstieg in den Jahren 2019 und 2020 ist der Verschuldungsgrad gesunken und hat sich zwischen 3,9x im Jahr 2021 bzw. 3,6x im Jahr 2022 eingependelt. Das Unternehmen konnte einen Großteil seiner Geschäftstätigkeit ohne Aufnahme von Fremdkapital finanzieren.


Ratings IBM
MarketScreener

Dank seiner Erfahrung, seinen innovativen Lösungen und der Fähigkeit, die stetig wachsende Nachfrage nach KI und Cloud-Services in einer sicheren Umgebung zu bedienen, positioniert sich IBM als einer der wichtigsten Player bei wegweisenden Innovationen. Das US-Unternehmen hat die Blockchain-Technologien bereits 2014 angepackt und ist somit gut genug aufgestellt, um auch in den kommenden Jahren zu den führenden Akteuren in diesem Bereich zu zählen.