BERLIN (dpa-AFX) - Der Finanzdienstleister Hypoport sieht sich trotz der Corona-Krise und eines deutlichen Gewinnrückgangs auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Demnach rechnet das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen für 2020 weiter mit einem Umsatz von 400 bis 440 Millionen Euro, wie Hypoport am Montag in Berlin bei der Vorlage ausführlicher Zahlen für das dritte Quartal mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll nach wie vor bei 35 bis 40 Millionen Euro liegen. Damit rechnet Hypoport weiter mit einer Steigerung von Erlös und operativem Gewinn im Vergleich zu 2019.

Am Kapitalmarkt wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Der Kurs der Hypoport-Aktie sprang kurz nach Handelsbeginn um mehr als acht Prozent in die Höhe und lag zuletzt noch mit 2,55 Prozent im Plus bei 461 Euro. Im laufenden Jahr hat der Kurs damit um mehr als 45 Prozent zugelegt. Auf längere Sicht sieht es sogar noch deutlich besser aus: In den zurückliegenden drei Jahren hat sich der Wert des Papiers mehr als verdreifacht.

Unter dem Strich verdiente Hypoport im dritten Quartal aber deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Der Überschuss sackte um 22 Prozent auf 5,4 Millionen Euro ab. Wie bereits bekannt, hatte Hypoport auch im Tagesgeschäft überraschend einen Gewinnrückgang erlitten. Das operative Ergebnis (Ebit) sank in den drei Monaten Juli bis September um fast ein Viertel auf 7,1 Millionen Euro. Das Unternehmen hatte dies im Wesentlichen mit dem strategisch beabsichtigten Wegfall von Projektgeschäft in der Immobilien- und Versicherungsplattform erklärt. Zudem verlangsamte sich das Umsatzwachstum: Im Vergleich zum Vorjahr legten die Erlöse um fünf Prozent auf 95,4 Millionen Euro zu.

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise hätten die Wachstumsdynamik im dritten Quartal gedämpft, erklärte Hypoport. Dennoch zeigte sich Vorstandschef Ronald Slabke zufrieden mit dem bisherigen Jahresverlauf. Das Umsatzwachstum zeige die Robustheit der Plattformgeschäftsmodelle auch in schweren Krisen.

In den ersten neun Monaten legte Hypoport trotz der Pandemie in allen Segmenten deutlich zu. Das stärkste Wachstum verzeichnete das Segment Kreditplattform mit einem Umsatzplus von 19 Prozent. Der Bereich ist auf die digitale Abwicklung von Kreditgeschäften spezialisiert. Größtes Zugpferd war der Anstieg des Transaktionsvolumens des B2B-Kreditmarktplatzes Europace. Dort können Finanzberater aus einer Vielzahl von Bausparverträgen und anderen Finanzierungsprodukten auswählen, die Banken und Versicherungen dort feilbieten. Dazu gehören auch Teilmarktplätze für Genossenschaftsbanken und Sparkassen.

Auch im zweitstärksten Segment Privatkunden sowie im Segment Immobilienplattform verzeichnete Hypoport prozentual zweistellige Zuwächse. Dagegen legten die Erlöse im Segment Versicherungsplattform nur um ein Prozent zu. Das Ebit in den beiden Sparten Immobilienplattform und Versicherungsplattform war sogar negativ. Die Segmente sind aber deutlich kleiner als die beiden Hauptbereiche.

Mit einem Börsenwert von knapp drei Milliarden Euro wird der Vermittler von Krediten und Versicherungen deutlich höher bewertet als die im MDax gelistete Aareal Bank (rund 0,9 Mrd Euro) und die Deutsche Pfandbriefbank (0,7 Mrd Euro) zusammen. Bei Hypoport dreht sich alles ums Thema Digitalisierung. Die Holding, die in Lübeck sitzt und aus Berlin operiert, zählt zu den Großen der deutschen Fintech-Branche.

Im Firmennetz tummeln sich Unternehmen, die digitale Lösungen für die Kreditwirtschaft, den Wohnungsmarkt und für Versicherungen anbieten - und damit durchaus erfolgreich sind. Das Unternehmen konnte sein Geschäft in den vergangenen Jahren kräftig ausweiten./eas/stw/jha/