Muttenz (awp) - Der Chemiekonzern Clariant bekommt bei dem geplanten Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Huntsman Gegenwind von Investorenseite. Das US-Familienunternehmen Standard Industries sowie der als aktivistisch geltende Hedgefonds Corvex Management wollen die Fusion verhindern, geht am Dienstag aus einer Stellungnahme hervor, die AWP vorliegt.

Der Anstoss dazu kam von Standard Industries, dem laut eigenen Angaben weltweit grössten Hersteller von Dachabdichtungen. Dieser ist seit 2016 via seinem Investmentarm "40 North" Clariant-Aktionär. Um den Widerstand gegen den Huntsman-Deal zu mobilisieren, habe man das Know-How von Corvex mit an Bord geholt und die gemeinsame Tochter White Tale gegründet, sagte deren Sprecher auf Anfrage.

Der Fonds Corvex wird vom aktivistischen Investor Keith Meister geführt, der früher für den Investor Carl Icahn gearbeitet hat.

Gemäss dem Sprecher haben Corvex und Standard Industries, respektive White Tale, ihren Anteil an Clariant auf zuletzt 7,2% aufgebaut. "Ein weiterer Ausbau der Beteiligung ist nicht ausgeschlossen", so der Sprecher. Zuletzt an die Schweizer Börse gemeldet wurde ein Anteil von 5,13%.

MANGEL AN STRATEGISCHEN GRÜNDEN

Der im Mai angekündigten Fusion mangele es an strategischen Gründen, und Clariant solle sich daher nach Alternativen umsehen, so die Forderung von Corvex und Standard Industries. Denn die Fusion in der vorgeschlagenen Form bewerte die Clariant-Aktien zu tief - mit alternativen Transaktionen könne "weit mehr" Wert geschaffen werden.

"Es geht primär darum, den Deal zu verhindern und nicht um den Anstoss zu einer Fusion mit Standard Industries", hielt der Sprecher von White Tale fest. A priori ausschliessen wollte er einen solchen Schritt auf Nachfrage aber nicht.

Die geplante Fusion stelle zudem eine vollständige Umkehr der langjährigen Strategie von Clariant dar, sich zu einem reinen Spezialchemikalien-Anbieter zu entwickeln. Clariant werde mit Huntsman vor allem zu neuem Rohstoff- und Zwischengeschäft kommen, was den Gewinn verwässere und die Aktie mit einem grösseren Konglomeratsrabatt versehe.

Clariant-Aktionäre sollten daher die Transaktion ablehnen, so die Aufforderung. Danach sollte der Clariant-Verwaltungsrat, nach Meinung von Corvex und Standard Industries, andere strategische Optionen für das Unternehmen evaluieren. "Wir freuen uns darauf, konstruktiv mit dem Managementteam von Clariant zusammenzuarbeiten", heisst in dem Statement anschliessend.

CLARIANT: FÜHREN OFFENEN DIALOG

"Wir nehmen das erhöhte Investment von Corvex/40 North in Clariant zur Kenntnis", so die Muttenzer in einer Stellungnahme zu Handen von AWP. Man stehe bereits seit dem ersten Investment im letzten Jahr in regelmässigem Kontakt mit Corvex/40 North. "Wie mit all unseren Aktionären führen wir auch mit ihnen einen offenen Dialog", heisst es weiter.

Clariant will sich mit Huntsman zusammentun und einen der weltweit führenden Spezialchemiekonzerne bilden, der einen Börsenwert von rund 14 Mrd USD hätte. Die Clariant-Aktionäre sollen 52% an der neuen Gesellschaft mit 28'200 Mitarbeitern und 200 Fabriken halten, die Huntsman-Eigner den Rest. Die Fusionspläne wurden im Mai bekannt gegeben.

Die Transaktion bedarf der Zustimmung der Clariant-Aktionäre, die ausserordentliche Generalversammlung wird im vierten Quartal 2017 stattfinden. Erforderlich ist eine Zweidrittelmehrheit der Aktienstimmen.

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