Düsseldorf (Reuters) - Nach kräftigen Zuwächsen zum Jahresauftakt sieht sich der Modekonzern Hugo Boss trotz des Wegfalls des Russland-Geschäftes, steigender Kosten und der Lockdowns in China auf Rekordkurs.

"Unter dem Strich hat Hugo Boss in den ersten drei Monaten besser abgeschnitten als wir das erwartet hatten", sagte Finanzvorstand Yves Müller am Mittwoch. "Ein währungsbereinigter Umsatzanstieg von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist eine hervorragende Bilanz." Auch im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 habe sich Boss dynamisch entwickelt.

"Weltweit sind wir im Drei-Jahresvergleich um 17 Prozent gewachsen, getragen von einem robusten Zuwachs von 21 Prozent in Europa und einem ebenso nennenswerten Anstieg von 17 Prozent in den USA", sagte Müller. Die Erneuerung der Marken Hugo und Boss hätte die Kunden angelockt und die Entwicklung beschleunigt. Für die Vermarktung griff der für seine Herrenanzüge bekannte Modekonzern tief in die Tasche. "Insgesamt ist es die bisher größte Kampagne in unserer Unternehmensgeschichte. Unsere Marketingaufwendungen haben sich im ersten Quartal im Vergleich zu den Jahren 2019 und 2021 auf 80 Millionen Euro verdoppelt." Das seien zehn Prozent des Konzernumsatzes. Auch die erheblichen Investitionen in die digitale Präsenz zahlten sich aus. "Die digitalen Umsätze sind um weitere 22 Prozent gestiegen."

VORSTAND STEUERT AUF REKORDUMSATZ ZU - AKTIE UNTER DRUCK

Insgesamt schnellte der Umsatz in den ersten drei Monaten währungsbereinigt um 52 Prozent auf 772 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) übertraf mit 40 Millionen Euro trotz Investitionen den Vorjahreswert von einer Million deutlich.

Trotz des schwungvollen Starts ins Jahr behielt Boss die Jahresziele bei. Diese sehen einen Anstieg der Erlöse um zehn bis 15 Prozent auf ein Rekordniveau von 3,1 bis 3,2 Milliarden Euro vor. Für das Ebit peilt der Konzern ein Plus von zehn bis 25 Prozent auf 250 bis 285 Millionen Euro an. Das Erreichen des Zielkorridors sei kein Selbstläufer, betonte Müller. Es gebe eine Reihe von Risiken, die außerhalb des Einflussbereiches lägen. "Dazu gehören steigende Frachtkosten und natürlich die hohe Inflation." Zudem sei die Corona-Pandemie noch nicht ausgestanden. "Derzeit sind wir aber zuversichtlich, dass auch 2022 für Hugo Boss trotz des schwierigen Umfeldes ein erfolgreiches Jahr werden wird."

Die Anleger blieben indes skeptisch und strichen Gewinne ein. Die Aktie gab um 4,4 Prozent auf rund 51,54 Euro nach. Vor einem Jahr war der MDax-Titel noch mit knapp 38 Euro gehandelt worden. Die Profitabilität habe nicht so ganz mit den Umsatzzuwächsen mitgehalten, kommentierte ein Händler. Aber die Erwartungen seien auch ziemlich hoch gewesen.