BERLIN (dpa-AFX) - Ein starkes Europa-Geschäft hat dem Möbelversandhändler Home24 in den ersten drei Monaten ein kräftiges Umsatzplus beschert. Und auch beim Bruttowarenwert und der Anzahl an Kunden kann das Unternehmen gute Zahlen vorweisen. Allerdings warnte der Vorstand am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen auch vor höheren Möbelpreisen, die unter anderem auch durch den Stau auf dem Suez-Kanal bedingt sind. Zudem wurde die Prognose trotz des hohen Wachstums lediglich bestätigt - an der Börse sorgte dies für kräftige Verluste. Die seit Dezember 2020 im SDax notierte Aktie setzte damit ihre jüngste Korrektur fort.

In den drei Monaten bis Ende März sei der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr währungsbereinigt um 64 Prozent auf 159 Millionen Euro gestiegen. Allerdings drückten pandemiebedingte Schließungen im stationären Handel auf das Geschäft der brasilianischen Tochter Mobly, der in Brasilien rund 20 Prozent zum Umsatz beisteuert. Und auch im Europa-Geschäft, das aus Deutschland, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und Italien besteht, gab es einen leichten Knicks: Weil vor allem Outlets, in denen Retouren vermarktet werden, geschlossen bleiben mussten, seien dort geringfügig Erlöse ausgefallen.

Die ersten drei Monate des Jahres nutzte Home24 unterdessen dafür, um neue Kunden zu gewinnen. Die Kosten für die Akquise seien saisonal höher, hieß es. "Wir wollen durch eine aggressivere Kundenakquise mehr Marktanteile gewinnen", sagte Home24-Chef Marc Appelhoff in einer Telefonkonferenz. Er erinnerte daran, dass das Unternehmen üblicherweise im ersten und dritten Quartal mehr Geld in Werbe-Maßnahmen investiere und daher die Profitabilität geringer ausfalle.

Dennoch stieg die Marge zum operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um fast vier Prozentpunkte knapp in den positiven Bereich. Das entspreche einem um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 600 000 Euro nach einem operativen Verlust von etwas mehr als drei Millionen Euro im Vorjahr. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 7,2 Millionen Euro nach etwas mehr als zehn Millionen Euro im Vorjahresquartal an.

Der Start in das zweite Quartal verlief gut. So zogen die Auftragseingänge im April nach Unternehmensangaben im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent an. Dies sei ein Signal für einen nachhaltigen Trend, weil im April vergangenen Jahres erstmals Pandemie-Sondereffekte eingetreten seien und diese zu einem starken Anstieg des Auftragseingangs geführt hätten, teilte Home24 weiter mit.

Allerdings warnte Konzernchef Appelhoff vor steigenden Preisen in der gesamten Möbelindustrie, weil Materialkosten wie etwa für Holz sowie Ausgaben in der Logistik nach oben gingen. Grund dafür seien deutlich höhere Bestellvolumen der Kunden, während die Seefrachtkapazitäten begrenzt seien. Zuletzt sei unter anderem der Stau auf dem Suez-Kanal eine Herausforderung für die Branche gewesen. "Ich sehe daher nicht, dass es zu einem Preiskampf kommen wird."

Das ist einer der Gründe, warum der Vorstand trotz des rasanten Wachstums, das deutlich über der bisher angepeilten Prognose-Spanne liegt, und einem hohen Auftragseingang die Ziele für 2021 nur bestätigte. "Aufgrund der weiter bestehenden Unsicherheit für den restlichen Jahresverlauf im Kontext der Covid-19-Pandemie hält das Unternehmen diesen Korridor weiterhin für angemessen." Demnach soll der Umsatz währungsbereinigt um 20 bis 40 Prozent steigen. Die bereinigte Ebitda-Marge soll dabei zwischen null und zwei Prozent liegen.

An der Börse sorgten die Zahlen und die lediglich bestätigte Prognose für deutliche Verluste. Für die Home24-Aktie ging es bis zu zwölf Prozent auf 15,65 Euro nach unten. Seit dem Mehrjahreshoch von knapp 27 Euro im Februar summieren sich die Verluste inzwischen auf 40 Prozent. Trotz dieser Korrektur gehört das Papier immer noch zu den Gewinnern der Corona-Pandemie am Aktienmarkt. Seit Ende 2019 zog der Börsenwert um rund 225 Prozent auf 460 Millionen Euro an./ngu/zb/stk