Zug (awp) - Im Kartellverfahren, in das auch die indischen Holcim-Töchter ACC und Ambuja verwickelt sind, haben die indischen Wettbewerbshüter Medienberichten zufolge nun einen umfangreichen Bericht verfasst. In dem bereits im Dezember 2020 publik gewordenen Fall geht es um Preis- und Produktionsabsprachen unter zwanzig Zementherstellern in Indien. Holcim hat sich erst vor kurzem den Verkauf von ACC und Ambuja Cement für eine hohe Milliarden-Summe angekündigt.

Die indische Wettbewerbskommission CCI (Competition Commission of India) habe vergangenen Monat den nicht öffentlich gemachten Report abgeschlossen, schrieb die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag, der das Papier vorliegt. Topbeamte der CCI würden den Bericht nun prüfen und darauf basierend Bussen verhängen. Zudem könnten sich die darin beschuldigten Firmen gegen die Vorwürfe verteidigen, hiess es. Ihnen drohen millionenhohe Geldstrafen.

Absprachen und Kontrollen

Laut der 2019 eingeleiteten Kartelluntersuchung haben die betroffenen Firmen sich über Preiserhöhungen und Beschränkungen zu Zementlieferungen abgesprochen. Zudem hätten sie sich gegenseitig kontrolliert, um sicherzustellen, dass gegen die Abmachungen nicht verstossen werde, so Reuters weiter.

Der Bericht liefere zu den Vorgängen zahlreiche Details wie Protokolle zu Zoom-Besprechungen und WhatsApp-Chats der Firmenchefs oder auch Preistabellen. Und es werde darin aufgeschlüsselt, welche Regionen wie stark von den Absprachen betroffen waren, hiess es weiter.

Die Vorwürfe der CCI richten sich gegen die Holcim-Töchter ACC und Ambuja, den Marktführer Ultratech und siebzehn weitere Firmen wie Shree Cement oder Dalmia Cement. Sie haben den Angaben zufolge gemeinsam mehr als drei Viertel des indischen Zementmarkts kontrolliert. Mitte Mai hatte Holcim den Verkauf von Ambuja und ACC für 6,4 Milliarden Franken an die indische Adani-Gruppe bekannt gegeben. Die Transaktion soll im zweiten Halbjahr 2022 abgeschlossen werden.

Kein Kommentar zu Bussenhöhe

Holcim wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP keinen Kommentar dazu abgeben, wie hoch eine allfällige Busse gegen die beiden indischen Gesellschaften ausfallen könnte. Einen entsprechenden Verweis hatte der Konzern bereits im Geschäftsberichten zu den Jahren 2020 und 2021 gemacht.

Insofern wusste auch die Adani-Gruppe zum Zeitpunkt des Kaufs von ACC und Ambuja über das hängige Kartellverfahren Bescheid. Beobachtern zufolge werde der Ausgang des Verfahrens und die Höhe der Busse keinen Einfluss auf den mit Adani vereinbarten Verkaufspreis haben.

Ein Holcim-Sprecher betonte, dass sich die Untersuchung in Indien nicht gegen Holcim selber, sondern nur gegen ACC und Ambuja richte. Die beiden indischen Firmen kümmerten sich "verantwortungsvoll um dieses Thema und würden das auch weiterhin tun", hiess es.

ACC und Ambuja sind gewichtige Akteure auf dem indischen Zementmarkt. Sie hatten im Jahr 2021 zusammen einen Umsatz von 3,55 Milliarden Franken und ein Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA von 800 Millionen Franken zum Holcim-Konzernergebnis beigetragen.

Bereits im Jahr 2012 hatte die CCI eine Strafe von insgesamt 1,1 Milliarden US-Dollar gegen mehrere Zementfirmen verhängt. Dabei ging es um Absprachen zur Unterauslastung der Werke und zur Schaffung einer künstlichen Zementknappheit.

mk/jb