Zürich (awp) - Der Zementhersteller LafargeHolcim präsentiert am Freitag, 2. März das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2017. Zum AWP-Konsens haben insgesamt acht Analysten beigetragen.

Q4 2017
(in Mio CHF)               AWP-Konsens       Q4 2016

Nettoumsatz                    6'502           6'526
 -Like-for-like (in %)           3,5            -1,4
Operativer EBITDA adj.*        1'564           1'661


* bereinigt um Transaktions- und Restrukturierungskosten, inkl. JV's 

Fokus: Die Analysten gehen im Durchschnitt von einem weitgehend unverändertem Nettoumsatz aus. Beim adjustierten bereinigten EBITDA wird aufgrund der guten Vergleichszahlen aus dem Vorjahr mit einem leichten Rückgang gerechnet. Insbesondere Afrika/Naher Osten hatten vor Jahresfrist überdurchschnittliche Ergebnisse gezeigt. In Asien dürfte Indien besser abgeschnitten haben als im Vorjahr, was jedoch durch die schwache Entwicklung in Indonesien, Philippinen und Malaysia aufgewogen werde.

Neben den Zahlen werden sich die Experten jedoch vor allem für das Strategie-Update interessieren, das der neue CEO Jan Jenisch angekündigt hatte. Dabei werden Aussagen zu Kostensenkungen und Investitionsplänen sowie die Definition neuer Leistungskennzahlen erwartet, auch für die Ländergesellschaften. Zudem könnten in begrenztem Rahmen Devestitionen geplant sein.

Angesichts der höheren durchschnittlichen Gewinnerwartungen der Analysten für 2018 könnte zudem die Guidance für das EBITDA-Wachstum von 5% angehoben werden.

ZIELE: Mit der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal im Oktober hatte der neue CEO die Guidance für 2017 und 2018 gesenkt. Auf vergleichbarer Basis wurde dabei neu ein Wachstum von 5 bis 7% (zuvor zweistelliges Plus) in Aussicht gestellt. Der wiederkehrende Gewinn soll wachsen, während zuvor ein Anstieg um 20% vorhergesagt wurde. 2018 wird ein EBITDA-Wachstum von "mindestens 5%" erwartet, statt des zuvor genannten Zielwerts von 7 Mrd CHF, der damit nicht mehr erreichbar war.

"Wir werden wachsen und Fortschritte machen, wenn auch schwächer und langsamer als bisher vorhergesagt", hatte Jenisch die Anpassung im Oktober kommentiert. "Wir waren für die Entwicklung im zweiten Semester optimistischer und für das vierte Quartal bildet der Vorjahreswert eine starke Vergleichsbasis. Wir haben die Erwartungen zum Ausblick für den Konzern auf ein Niveau angepasst, das der aktuellen Geschäftsdynamik entspricht," sagte der CEO weiter.

PRO MEMORIA: Mitte Dezember hat LafargeHolcim den Umbau der Konzernleitung und eine Straffung der Strukturen angekündigt. Die Ergebnisverantwortung der Länder soll damit gestärkt werden und bei der Regionalverteilung kommt es zu Änderungen. Ziel ist eine stärkere Marktorientierung sowie eine schlankere und agilere Struktur. Die 30 grössten Länderorganisationen werden neu direkt an die Konzernleitung berichten und die globalen Business-Funktionen werden unter einer Führung zusammengeführt.

Neuer Europa-Chef ist Marcel Cobuz und für Nordamerika wurde René Thibault berufen. Urs Bleisch, gegenwärtig Head of Performance & Cost hat zusätzlich den Bereich Growth & Performance übernommen, die zu einem Bereich zusammengelegt wurden. Bei den Regionen zählt Mexiko neu zu Lateinamerika statt zu Nordamerika. Australien und Neuseeland zählen zu Asien statt zu Europa. China und Trading berichten direkt an den CEO.

Die neue CFO Géraldine Picaud hat bereits im Januar 2018 ihre Position übernommen, und damit früher als geplant.

Ebenfalls im Dezember hat der Konzern die Übernahme-Gespräche mit der südafrikanischen Pretoria Portland Cement (PPC) beendet. Zu den Gründen werden keine Angaben gemacht. Das Interesse an PPC wurde im Oktober bekanntgegeben. Neben dem schweizerisch-französischem Konzern hatten auch die irische CHP und die kanadische Fairfax Interesse an einer Übernahme bekundet und bereits zuvor ihre Angebote zurückgezogen.

In Indien hat der Konzern im Februar den Bau eines neuen Zementwerks angekündigt. Die indischen Konzerngesellschaft Ambuja Cement baut das Werk mit einer Klinker-Kapazität von 3,1 Mio Tonnen im nördlichen Bundesstaat Rajasthan. Die Investitionen betragen 200 Mio CHF. Damit sollen Kunden in Nordindien, unter anderem in Delhi, bedient werden. Die Aufnahme des Betriebs ist für die zweite Jahreshälfte 2020 geplant.

Eine Akquisition wurde mit dem Kauf der britischen Kendall Group getätigt. Der Umsatz des südenglischen Unternehmens mit Zuschlagstoffen und Transportbeton wird auf 33 Mio CHF beziffert.

In Lateinamerika hat der Konzern das Retailgeschäft unter der Marke Disensa weiter ausgebaut und die Schwelle von 1'000 Vertretungen erreicht. Seit April 2017 wurde das Disensa-Netzwerk um rund 500 Geschäfte erweitert. Das Netzwerk ist in Argentinien, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Kolumbien, Mexiko und Nicaragua aktiv und soll weiter wachsen.

LafargeHolcim ist eines der neun Gründungsmitglieder der neu ins Leben gerufenen Global Cement & Concrete Association (GCCA) mit Sitz in London. Der Verband setzt sich das Ziel, den Beitrag der Branche zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft zu fördern. Die GCCA werde sich darauf konzentrieren, Fortschritte in der Zement- und Betonindustrie in der Herstellung, auf sozialer Ebene und in der Bauindustrie voranzutreiben.

Kritik am Unternehmen kam vom europäischen Gewerkschaftsdachverbandes industriALL. Der Konzern habe die zuvor zugesagte Unterzeichnung einer globale Rahmenvereinbarung (Global Framework Agreement) zurückgezogen.

In der Affäre um das syrische Lafarge-Werk hatte es im Herbst einige Entwicklungen gegeben. Drei frühere Top-Manager von Lafarge, unter ihnen der damalige Firmenchef Bruno Lafont, wurden von französischen Ermittlern befragt. In der Pariser LafargeHolcim-Niederlassung kam es zu einer Hausdurchsuchung und auch ein Büro der Groupe Bruxelles Lambert (GBL), einem ehemaligen Hauptaktionär von Lafarge, wurde durchsucht. LafargeHolcim hat den Behörden vollumfängliche Kooperation zugesichert und Dokumente zu dem Fall übergeben. Die Vorwürfe beziehen sich auf Vorgänge in Syrien, die sich vor der Fusion der Konzerne ereigneten. Lafarge wird Terrorismusfinanzierung und Gefährdung von Personen vorgeworfen. Das Unternehmen hatte bestimmte Gruppierungen bezahlt, um die Produktion in dem Bürgerkriegsland aufrecht erhalten zu können.

AKTIENKURS: Die Aktien des Zementkonzerns haben in den vergangenen Monaten kräftige Ausschläge gesehen. Zuerst ging es von einem Tief bei 52,50 CHF im Dezember hoch bis auf 59,70 CHF im Januar. Mit der allgemeinen Aktienmarktschwäche ging es dann wieder bis auf das Dezember-Tief hinab. Aktuell notieren LafargeHolcim wieder etwas erholt bei 55,72 CHF.

Homepage: www.lafargeholcim.com

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